Kapitel 21-25

Momo

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Es ist ganz klar, dass Arturo Vorbilder sucht, und seine Vorbilder sind namhafte Schriftsteller. Der schlechte Umgang mit Frauen, kann es sein, dass er sich den von Nietzsche abgeguckt hat? Er zitiert ja auch viel den Zarathruster, der große Atheist und kein Freund von Frauen war. In meiner Jugend hatte ich den Zarathruster selber gelesen und erinnere mich vage, dass auch Nietzsche etwas gegen Frauen hatte ... Einerseits war er von Frauen abhängig und andererseits fühlte er sich von den Frauen angewidert.

Ich habe mal gegoogelt, und tatsächlich war Nietzsches Frauenbild negativ besetzt, habe es also richtig in Erinnerung.

Arturo kommt hin und wieder dazu, sich zu reflektieren, nur leider nicht besonders lange. Er gibt schließlich selber zu, dass er keine Lust habe, über sich groß nachzudenken.

Aber eine Wende gibt es schließlich doch noch, er hat sich endlich ans Schreiben gemacht und schreibt über eine männliche Figur, die auf der Suche nach der großen Liebe ist ...
 
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Momo

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Ich bin durch mit dem Buch, es gibt noch viel zu sagen, bin jetzt aber irgendwie gesättigt, weil man nichts Neues erfährt ...

Ich hatte mich gefragt, was uns denn der Buchtitel mitteilen wollte? Die Anwort kommt zum Schluss.

Es sind für mich viele Fragen offen geblieben. Schade ...

Das Nachwort von Alex Capus fand ich klasse. Aber dass Bukowski Fante zu den besten Autoren Amerikas zählt, ist mir ein Rätsel ... Ich habe schon bessere Bücher gelesen.
 
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Querleserin

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Das Positive hat @Momo schon festgestellt, er macht sich ans Schreiben, auch wenn es literarisch fragwürdig ist. Die Kritik seiner Schwester und seiner Mutter führen zu neuen Beschimpfungen und sogar zu Gewalt gegenüber seiner Schwester. Doch die Selbstkritik setzt ein, er verwirft den Roman und macht sich auf den Weg nach Los Angeles.
Warum er dem Barbesitzer verkauft, er sei Kommunist? Anklänge gab es ja schon in der Fischfabrik, aber das erscheint eher als Fabulierlust.
Insgesamt bleibt der Protagonist unsympathisch, doch das Nachwort von Capus erklärt zumindest, warum der Roman so viele Wiederholungen enthält. Alles Weitere unter Fazit, später ;)
 
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Momo

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Ja, hier kippt Arturo wieder. Schlägt seine Schwester, weil er ihre Kritik übel nimmt, als er dann schließlich selbst sein Buch als "doof" bezeichnet. Eine echte Persönlichkeitsstörung hat er. Narzistisch, in sich selbst verliebt und abwertend, sich nicht ertragen zu können.
 

Leseglück

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Ich habe mal gegoogelt, und tatsächlich war Nietzsches Frauenbild negativ besetzt, habe es also richtig in Erinnerung.
Wow du hast in deiner Jugend Nietzsche gelesen! Das habe ich bis heute nicht. Ich denke dass das Zitat im Buch auf Seite 101 :"Du gehst zum Weibe? Vergiss die Peitsche nicht" von Nietzsche ist.
Außerdem schreibt Nietzsche von "Übermenschen" was die Nazis in ihrer perversen Weltanschauung übernommen haben. Arturo sieht sich als Übermenschen, passt zu seinem Größenwahn.

Eine echte Persönlichkeitsstörung hat er. Narzistisch, in sich selbst verliebt und abwertend, sich nicht ertragen zu können.
Ja das habe ich zuletzt auch gedacht. Eine massive Persönlichkeitsstörung, dachte auch an extreme narzisstische Störung oder borderliner. Symptome gibt es genug: emotionale Instabilität, massive Gefühlsschwankungen, Hass, Selbsthass, Euphorie...Schwanken zwischen Grandiosität und Selbstzerknierschung, dann: Selbstverletzung. Sozial eine Katastrophe: Manipulativ, die kleinste Niederlage wird Auslöser zu Hass...er kann nur hassen oder verherrlichen...er lügt ständig ohne schlechtes Gewissen...

Seine Schwester sagt ja auch, dass er spinnt. Sie erscheint mir die vernünftigste in der Familie.
S.221 bezeichnet er sich selbst als Verrückten...eine Seite lang Selbstdiagnose :)
 
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Da macht er noch die einzig für ihn positive Beziehung kaputt. Der Barbesitzer benimmt sich wie ein Freund ihm gegenüber und er bringt ihn dazu mit der Geschichte,er sei Kommunist, dazu dass er ihn hasst...fast schon tragisch.

Die Menschen sind insgesamt alle zu nett zu ihm. Dem müsste man seine ganze Visage in Eiswasser tauchen und hinterher einseifen. Er pubertiert eben noch sehr stark.

@Leseglück
Ich habe damals nicht viel von Nietzsche gelesen. Nur eben den Zarathustra und eine Biografie.
 
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Leseglück

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Das Nachwort von Alex Capus fand ich klasse. Aber dass Bukowski Fante zu den besten Autoren Amerikas zählt, ist mir ein Rätsel ... Ich habe schon bessere Bücher gelesen.
Ja, das verstehe ich auch nicht, ich kenne allerdings auch keine Bücher von Bukowski, ich weiß nur dass er als ständig betrunkener provokanter Autor -eher für ein kleineres Publikum- bekannt ist. Insofern hat er da in Fante wohl einen Seelenverwandten gefunden.

Aber, dass John Fante sehr gut schreiben kann, das finde ich schon. Es gibt auch in unserem Roman viele schöne Stellen...Auch die Wucht mit der er die massiven Gefühlsschwankungen beschreibt, das hat schon was. Leider ist Arturo so unsympathisch, er hat beim Lesen immer wieder Abscheu in mir geweckt, so dass ich den Roman nicht immer genießen konnte. Nur wenn es mir gelang über ihn zu lachen was immer wieder vorkam.

John Fantes Roman: "1933 war ein schlimmes Jahr" fand ich viel besser. Beim Inhalt gibt es viele Überschneidungen (mir ist z.B. aufgefallen, dass Arturo von seiner heiligen Schreibhand spricht...in 1933 ist es sein vom Protagonisten verehrter Arm, der Wurfarm für Baseball.) Der Protagonist in 1933 ist aber viel sympathischer...
 
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Momo

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Ja, @Leseglück, das stimmt, der Schreibstil ist toll. Das muss man ja auch mal erwähnen. Danke für die tolle Info zu Bukowski. Ich habe von ihm selber auch noch nichts gelesen. Sollten wir hier mal tun, dann könnten wir Bukowski besser verstehen, dann hätten wir mehr Backround. Mit diesem Hintergrund wird es wohl sein, dass Bukowski in Fante einen Seelenverwandten gefunden hat. Dann würde die Liebe zu Fante ja auch Sinn machen.
 
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Momo

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Ja, das Buch hält alle Ausgänge für möglich, auch positive. Es gibt viele Menschen, die in ihrer Jugend einen schrägen Weg gegangen sind, aber später trotzdem aus ihnen etwas geworden ist. Andersherum gibt es Menschen mit einem geraden Weg, wo man gedacht hätte, diese Menschen würden etwas Großartiges aus ihrem Leben machen, und sind aber auf Abwegen geraten. Jeder macht die Erfahrungen, die er braucht.
 
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Literaturhexle

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Eine massive Persönlichkeitsstörung, dachte auch an extreme narzisstische Störung oder borderliner.
Anders ist es nicht denkbar und ich vertraue da auf deine Expertise @Leseglück. Diese übersteigerte Euphorie wird ja immer wieder von einer Art Depression abgelöst, während der er sich bewusst schmerzhaft verletzt. Hinzu kommt seine Aggression gegen Schwächere. Dazwischen kurze Segmente der inneren Einkehr, das sind auch literarisch sehr ansprechende Stellen. Viele wurden hier bereits zitiert.

Zum Lachen ist, wie er sich immer wieder sein eigenes Weltbild schafft: seine Schwester hat eindeutig das bessere Zeugnis, Arturo jedoch bewertet nur Englisch und Religion, weil er da leicht besser ist.
Besonders frech, dass er Mutter und Schwester am Ende bestiehlt und sich auch das schön redet.
Zuvor belügt er seinen Chef, dass die Mutter todkrank sei. Moral: Fehlanzeige.

Dieser Mensch wird schwer Scheitern. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
 
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Tiram

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Ich habe die letzten Seiten nur überflogen und möchte mich gar nicht weiter damit auseinandersetzen.
 

Sassenach123

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Arturo kommt mit Kritik nicht klar, das ist nichts Neues, aber das er Mona geschlagen hat ist wirklich schlimm. Seine Mutter hat Mona geschützt, ich glaube sie hat das erstmal rational und richtig gehandelt.

Der Abschiedsbrief zeigt das er immer noch nicht erkennt was er falsch gemacht hat. Er vergibt darin seiner Mutter, seine Fehler werden wie immer nicht wahrgenommen.

Das Nachwort macht einiges nachvollziehbar, dennoch hätte ich auf dieses Buch verzichten können, es hat mir persönlich nichts gegeben. Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt.
 
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