Kapitel 12-15 (S.139-173)

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Gestern Abend habe ich den Abschnitt noch gelesen, da war der PC aber schon aus... ;)

Da kommen jetzt deutliche Erinnerungen an den Film hoch - die waren vorher irgendwie verschütt gegangen... Die Litfaßsäule als Eingang zur Sammelkanalisation - eine Stadt unter der Stadt, quer durch alle Zonen, und schon während des Krieges von großer Bedeutung. Hier im Buch schön erklärt, wie das alles zusammenhängt. Auch die Aufteilung der Zonen unter den Siegermächten mit all den Konsequenzen und Verstrickungen - das wird mir jedenfalls erst hier im Roman so richtig deutlich.

Martins Entscheidung, sich mit Harry Lime zu treffen, ist ganz schön mutig. Wie hatte ich nur die Szene mit den beiden im Riesenrad verdrängen können? Die Bilder waren gleich wieder da, als ich davon las. Komische Sache das mit dem Gedächtnis... Die Verhaftung von Anna dagegen ist mir nicht präsent - keine Ahnung mehr, ob das im Film auch so war, vermutlich ja. Also werde ich mir den im Anschluss auch noch einmal anschauen... :)

Martins ist klar, dass er jetzt nicht nur die Freundschaft zu Lime beendet hat, sondern dass er durch seine Entscheidung, diesem nun eine Falle zu stellen, um ihn der Polizei zuzuführen, sich eindeutig gegen ihn stellt. Irgendwie rührend, dass der vermeintlich harte Kerl durch die Bilder der Kinder, die durch das gestreckte Penicilin Schaden genommen haben, sich zu diesem Entschluss durchringt. Er zeigt die Menschlichkeit, die Lime so offensichtlich abgeht....

Und jetzt auf zum Countdown.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Dieses Mal kann ich kaum noch Ergänzungen machen, außer, dass die russische Polizei Anna verhaftet hat - wegen fehlerhafter Papiere. An der internationalen Patrouille ist der kommende kalte Krieg schon abzusehen, da die Zusammenarbeit nur zwischen den westlichen Siegermächten reibungslos verläuft. Bei der Darstellung der einzelnen Polizisten bedienst sich Greene allerdings einiger Stereotype - er coole Franzose, den nichts aus der Ruhe bringt, der heldenhafte Amerikaner und der Russe, der nur auf Bedrohung reagiert. Wie seht ihr das?
Martins schließt wirklich mit Lime ab. Ich glaube auch, weil dieser Anna gar nicht zu sich in die russische Zone bringen lassen wollte, sondern tatsächlich in Kauf genommen hätte, dass sie nach Ungarn muss. Sehr unsympathisch erscheint Lime, wie er da selbstgefällig vom Riesenrad auf die Menschenpunkte starrt und zugibt, dass ihn deren Schicksal nicht interessiert.
Bin gespannt, ob die Falle zuschnappt!
 

Literaturhexle

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Ja. Stereotype sind ganz klar da, aber das passt zum Stil, wir haben auch sonst Stellen, die man nicht ganz so ernst nehmen muss.
Auch Harry Lime wird uns doch in diesem Abschnitt als das Stereotyp schlechthin vom skrupellosen Kriminellen ohne Hemmungen gezeigt. Er benutzt Menschen (einschließlich der Frau, der er Liebe vorgaukelt, sie hätte er sogar ins Arbeitslager geschickt), tötet und lässt töten, verkrüppelt Kinder, wenn die Kasse stimmt. Schlimmer geht' s nimmer!
Anfangs dachten wir doch zusammen mit Rollo Martins an einen Fehler der Exekutive.

Lime ist zudem unglaublich clever: auf S. 153 gibt der Kommissar zu, dass ihn der Unfall zufriedengestellt hatte, er war erleichtert. Genau das wusste Lime. Deshalb (und um Harbin loszuwerden) wurde der Unfall überhaupt fingiert.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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An das mit der Litfaßsäule habe ich mich auch erinnert. Und Harry hat seinen Heldenstatus wirklich verloren. Rollo will mit der Polizei zusammenarbeiten, damit sein ehemaliger Freund gefasst wird. Wie es nach dem Krieg so zuging kann man, finde ich, gut an der mehr oder weniger guten Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern der verschiedenen Besatzungszonen sehen. Ich denke zuerst an Berlin, das Wien ähnlich aufgeteilt war, wusste ich nicht.
Für mich wirkt der Roman irgendwie weniger düster als der Film, vielleicht weil die Vorstellung anders als im Film nicht zwingend in schwarz weiß ist.
 

Buchplauderer

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25. Januar 2015
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Euren Kommentaren bleibt nicht mehr viel hinzuzufügen!

Mich hat vorallem die Szene im Riesenrad beeindruckt, durch seine bildhafte Sprache gelingt es Graham Greene den Leser gänzlich ins Geschehen zu versetzen.

Ich sah die Szene richtig vor mir und ich glaube nicht, dass das auf den Film zurückzuführen ist, es ist bestimmt schon 20 Jahre her, dass ich ihn gesehen habe!

Tja und nun, auf zum Count-down ....
 
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