Kapitel 1-5

Sassenach123

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Genau das habe ich mich auch gefragt @Literaturhexle , wie die beiden zueinanderfinden können.
Andererseits scheint er Nino ja wirklich angetan zu sein, und ich ahne einen Hauch von Umdenken in ihm. Vielleicht täuscht es, aber ich glaube, Ali ist zumindest in einigen Punkten bereit seine Kultur ein wenig außer acht zu lassen. Beim Kuss habe ich noch gedacht, gut, dass zählt nicht, denn da hat die Leidenschaft die Oberhand, aber hier und da kam es mir unterschwellig schon so vor.
 
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Literaturhexle

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Mmmh....
Für diese Liebe spricht, dass sie ja schon über Jahre schwelt. Ali ist ja von Nino fasziniert, seit sie noch Kinder waren. Respekt vor ihrer Familie hat er auch. Ob er langfristig, sein anerzogenes Frauenbild überwinden kann, wird sich zeigen...
Oder auch nicht: vielleicht endet die Geschichte- wie im Märchen üblich- mit der Hochzeit ;-)
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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@Literaturhexle
Tja, mal sehen. Ali als Mathekünstler hat Nino wohl nachhaltig beeindrucken können. Die Vorstellung gefiel mir übrigens sehr gut, wie er da als rettender Engel unterm Tisch souffliert hat:p
Momentan erfahren wir ja eh mehr über Ali. Und das wenige was man von Nino erfährt, wird aus Alis Sicht geschildert. Hoffe sehr, dass Ninos Eindrücke auch noch aus der anderen Perspektive dargestellt werden

Werde mich nun Kapitel 6 widmen, vielleicht wird mir dann einiges klarer.......
 

Helmut Pöll

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Die Prahlerei des Kutschers auf der Fahrt nach Schuscha fand ich sehr witzig.

"Diese Brücke hat Alexander der Große erbaut, als er zu unsterblichen Taten nach Persien zog"
An der niederen Brüstung war groß die Jahreszahl 1897 eingemeißelt. Ich zeigte sie dem Kutscher, doch dieser winkte ab.
"Ach, Herr, das haben die Russen säter eingesetzt, um unseren Ruhm zu schmälern."

Die beiden sind sich auch der probleme bewusst, die ihre Bindung mit sich bringt (S.75 ).
"Zuerst werden mein Vater und meine Mutter aus Kummer sterben, weil ich einen Mohammedaner heirate. Dann wird Dein Vater Dich verfluchen und verlangen, daß ich zum Islam übertrete. und wenn ich es tue, wird das Väterchen Zar mich wegen Abfalls vom Christentum nach Sibirien verbannen. Und Dich wegen Verleitung dazu gleich mit."
 
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Literaturhexle

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"Zuerst werden mein Vater und meine Mutter aus Kummer sterben, weil ich einen Mohammedaner heirate. Dann wird Dein Vater Dich verfluchen und verlangen, daß ich zum Islam übertrete. und wenn ich es tue, wird das Väterchen Zar mich wegen Abfalls vom Christentum nach Sibirien verbannen. Und Dich wegen Verleitung dazu gleich mit."
Und um das zu erfahren, muss ich jetzt dringend weiter lesen :reader3
 
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Renie

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Sehr schade @Momo Ja. Aber die Sprache, die auch schon @Sassenach123 und @Helmut Pöll gelobt haben, entschädigt mich dafür.

Also: Ich gehe mit Humor an die Sache heran, verzichte auf den Anspruch eine wahre Geschichte zu lesen. Ich fühle mich wie @Helmut Pöll eher an 1001 Nacht erinnert;)
Manchmal ist mir die Sprache auch zuviel. Diese blumige Ausdrucksweise hat große Ähnlichkeit mit den romantischen Schilderungen des Orients aus den Karl May-Büchern. Da Karl May und die beiden Autoren von Ali und Nino zur gleichen Zeit gelebt haben, vermute ich mal, dass dieser Sprachstil damals im Zusammenhang mit Orient-Büchern "in" war.
 
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Anjuta

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Ich bin verspätet mit der Lektüre gestartet, nachdem ich im Urlaub in einem Land war, das historisch geprägt wurde von östlichem Denken und in der kolonialen Vergangenheit auch vom Westen. Von daher bin ich ganz gut ein- und vorgestimmt auf die Lektüre.
Ich kann Eure verschiedenen Bemerkungen über klischeehaftes Erzählen durchaus verstehen und nachvollziehen, aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass sich dieses Klischeehafte nicht nur auf die Darstellung des Ostens bzw. der östlich geprägten Menschen bezieht, sondern in gleichem Maße auch auf die Vertreter des Westens, und dieses Maß an Vereinfachung durch Klischees kann aus meiner Sicht durchaus helfen zu erklären und zu verstehen, wo die Reibungspunkte sind und wie sie entstehen.
Von daher habe ich die ersten 5 Kapitel erstmal durchaus mit Freude gelesen. Habe z.B. auch den Humor insbesondere im Schulkapitel genossen, auf den Literaturhexle oben schon hingewiesen hatte.
Interessant fand ich auch die unterschwellige Darstellung der Absurdität russischer Herrschaft über dieses Land (hier insbesondere im Schulbereich).
So ist das Maturathema in Russisch "Die weiblichen Gestalten Turgenews als ideale Verkörperungen der russischen Frauenseele" für muslimische Schüler inmitten der Pubertät wohl so unpassend wie es nur irgendwie sein kann. Alis Reaktion: "ich musste nur die russischen Frauen loben, dann war das Spiel gewonnen", zeigt seine Anpassungsgabe und sein Einlassen auf die Situation wie sie ist.
Unklar bleibt mir bis hierhin die Beziehung zwischen Ali und Nino. Sie ist schon in den ersten Kapiteln einigermaßen weit entwickelt. Beide mögen sich und genießen verschiedenes Zusammensein. Gleichzeitig wird deutlich, wie weit Ihre Welten auseinanderliegen. Wie also hat sich diese Beziehung so weit entwickeln können?
Ich bin gespannt, dazu mehr zu erfahren und freue mich auf die weitere Lektüre.
Anjuta
 

Helmut Pöll

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aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass sich dieses Klischeehafte nicht nur auf die Darstellung des Ostens bzw. der östlich geprägten Menschen bezieht, sondern in gleichem Maße auch auf die Vertreter des Westens,
Mir ist zu diesen Klischees auch noch etwas eingefallen. Aus heutiger Sicht hört sich das alles sehr klischeehaft an, aber vor hundert
Jahren war vielleicht das eine oder andere tatsächlich völlig anders, als wir es uns heute vorstellen können. Die Kriegsbegeisterung bei
Beginn des 1. Weltkrieges erschreckt uns heute, weil wir wissen, wie sie geendet hat. Aber gegeben hat es sie, in Deutschland, in England,
in Frankreich, in Russland und vermutlich auch in etlichen anderen Ländern.

Auch die Rolle der Frau, die Kurban Said in orientalischen Haushalten 1910 schildert, mutet fremd und klischeehaft an. Wenn man sich aber die heutige
Situation von Frauen in manchen Ländern vor Augen führt, und dann noch einmal 100 Jahre zurück rechnet, dann sind Kurban Saids Schilderungen
vielleicht mehr Realität, und weniger Klischee, als uns vielleicht heute angenehm ist. Wie gesagt, das ist jetzt reine Spekulation von mir. Wie seht ihr das?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wenn man sich aber die heutige Situation von Frauen in manchen Ländern vor Augen führt, und dann noch einmal 100 Jahre zurück rechnet, dann sind Kurban Saids Schilderungen
vielleicht mehr Realität, und weniger Klischee, als uns vielleicht heute angenehm ist. Wie gesagt, das ist jetzt reine Spekulation von mir. Wie seht ihr das?

Ja, ich gebe dir da auch recht! Es gibt ja aufgeklärte muslimische Länder und weniger aufgeklärte.
Ich sehe aber auch eine Entwicklung: zu Beginn wird der Islam sehr krass im einzelnen Bildern (die wie Vorurteile anmuten) geschildert. Später wird durch die Gedanken von Ali eher ein Schuh daraus, so dass ich manches dann besser verstehen konnte.
 
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Anjuta

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8. Januar 2016
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@Helmut, ich denke das ist ein wichtiger Gedanke, dass "Klischees" immer auch aus der Zeitsicht beurteilt werden müssen. Und zur Rolle der Frau: dazu neigen wir dazu, uns gegenüber dem rückschrittlichen Islam zu erheben. Dabei möchte ich zu bedenken geben: bei uns ist das alles auch noch sehr jung und alles andere als selbstverständlich. Noch als ich Kind war, gab es in Deutschland ein Gesetz, dass es Frauen verboten hat, einen Arbeitsvertrag allein für sich zu unterschreiben. Das war nur mit dem Ehemann möglich.
Wir haben seitdem viel gekämpft und erreicht - zum Glück! Aber wie gesagt: selbstverständlich ist das nicht. Auch heute nicht.
Die Autoren aus dem Westen - Kurban Said - hatten ja durchaus eine zu der Zeit alles andere als weit verbreitete Einsicht in die Situation im Osten (jedenfalls nach den knappen erhältlichen Autorenangaben) - und wollten - so verstehe ich das - sicher auch aufklärerisch und Wissen vermittelnd wirken mit diesem Buch - Ersatz für das nur wenigen mögliche Reisen und Selbsterleben.
Und da steckte für die Zeitgenossen im Westen sicher vieles Neue drin, was wir heute aus Medien und vielleicht auch aus eigenem Erleben selbst kennenlernen konnten, was für die Zeitgenossen aber sicher vollkommen verschlossen war.

Anjuta