Kapitel 1-5

Sassenach123

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Habe zwar bisher nur das erste Kapitel gelesen, aber ich finde das Büchlein schon jetzt hinreißend.
Auf den wenigen Seiten wird der Zwiespalt zwischen dem Leben nach der westlichen Kultur und auf der anderen Seite dem strengen Glauben und den gebräuchlichen Sitten des Ostens klar.
Die Sprache derer sich der Autor bedient gefällt mir auch sehr gut.
 

Helmut Pöll

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Habe zwar bisher nur das erste Kapitel gelesen, aber ich finde das Büchlein schon jetzt hinreißend
Geht mir ganz genauso, @Sassenach123
[zitat]Vergib nie den Feinden.. denke nicht an morgen, das macht feige.[/zitat]
Dieser kurze Satz ist mir in Erinnerung geblieben. Aiis Vater spricht ihn beim Eintritt seines Sohnes ins Erwachsenenleben. Er sagt viel aus über die Fremdartigkeit der Kultur, in der der Junge aufgewachsen ist.
Ganz habe ich die Rolle der Familie noch nicht verstanden, die enge Bande nach Teheran hat. Sind es persische Adelige? Bin gespannt.
 
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Momo

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Nun ja, ich komme leider nicht so gut zurecht mit diesem Büchlein. Trifft nicht so mein Geschmack, obwohl ich einiges schon angestrichen habe. Die Themen sind nicht uninteressant, aber diese orientalische Mentalität kommt mir schon sehr rückständig vor.

Davon bekommt man ja schon ganz viel im Alltag zu lesen. Für mich ist diese Mentalität definitiv zu einseitig.
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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@Momo
Das ist interessant, ich hätte Ali für die damalige Zeit eher modern eingestuft. Oder in welche Zeit würdet ihr den Roman einstufen? Momentan gehe ich von 1910-1918 aus, passt das?
Und genau das gefällt mir so an Leserunden, jeder empfindet das gelesene anders.
 
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Helmut Pöll

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Oder in welche Zeit würdet ihr den Roman einstufen? Momentan gehe ich von 1910-1918 aus, passt das?
Das hätte ich jetzt auch vermutet, @Sassenach123 . Es herrscht noch der Zar, es muss also irgendwo vor 1917 gewesen sein. Und im Klappentext ist vom Vorabend der Revolution die Rede.

Mir gefallen an diesem Roman die Schilderungen der orientalischen Stadt und der Gebräuche in der Familie. Das hört sich teilweise an wie eine Märchenerzählung, vor allem wenn Said immer wieder von den Verbindungen nach Teheran spricht.
 
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Momo

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Mich nervt, dass Ali der einzige zu sein scheint, der es anders machen will mit seiner zukünftigen Frau, die z. B. keinen Schleier tragen müsse und auch nicht in den Islam zu konvertieren braucht ...

Das damalige Persien war alles andere als rückständig. Frauen waren angesehen und in der Gesellschaft gleichberechtigt. Sie waren sogar weiter als die Frauen in Europa. Sie dozierten z. B. an den Universitäten, etc. Es wäre wirklich leichter, man könne das Buch einer sicheren historischen Zeit zu ordnen.
 
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Renie

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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Nun ja, ich komme leider nicht so gut zurecht mit diesem Büchlein. Trifft nicht so mein Geschmack, obwohl ich einiges schon angestrichen habe. Die Themen sind nicht uninteressant, aber diese orientalische Mentalität kommt mir schon sehr rückständig vor.

Davon bekommt man ja schon ganz viel im Alltag zu lesen. Für mich ist diese Mentalität definitiv zu einseitig.

Teilweise kommt mir die Schilderung der orientalischen Mentalität klischeehaft vor. In der Autorenbeschreibung wird erwähnt, dass Kurban Said ein Pseudonym für "die Publizistin Elfriede von Ehrenfels (1894 geboren) und vermutlich dem Kaffeehausliterat Lev Nussimbaum (1905-1942)" ist. Daher wird der Orient aus der Sicht von Europäern geschildert, so dass mich das Klischeehafte nicht wundert.
 
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Helmut Pöll

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Teilweise kommt mir die Schilderung der orientalischen Mentalität klischeehaft vor.
Ja, mir auch, @Renie . Andererseits ist das Schlimme an Klischees, dass sie manchmal teilweise stimmen.

Und wir sprechen immerhin über eine Zeit, die hundert Jahre zurück liegt. Essad Bey alias Nussimbaum hat in Baku in der Zeit gelebt, also würde ich jetzt schon davon ausgehen, dass er über das geschrieben hat, was er erlebt hat. Aber er hat sicher auch Dinge übertrieben, um sie interessanter zu machen.

Essad Bey – Wikipedia
 
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Momo

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Teilweise kommt mir die Schilderung der orientalischen Mentalität klischeehaft vor. In der Autorenbeschreibung wird erwähnt, dass Kurban Said ein Pseudonym für "die Publizistin Elfriede von Ehrenfels (1894 geboren) und vermutlich dem Kaffeehausliterat Lev Nussimbaum (1905-1942)" ist. Daher wird der Orient aus der Sicht von Europäern geschildert, so dass mich das Klischeehafte nicht wundert.

Ja, genau, Renie. Das hast du gut ausgedrückt. Das sehe ich ganz genauso, weshalb mich das Buch gar nicht anzieht. Diese vielen Klischees. Ich erfahre hier nichts Neues. Ich weiß nicht, ob ich durchhalten kann. Interessant finde ich zusätzlich deinen Hinweis, aus welcher Sicht, nämlich aus der europäischen Sicht, das Buch geschrieben wurde. Das riecht auch ganz danach. Und darauf habe ich keine Lust. Dankeschön für deinen Hinweis.

Ich habe schon ein paar Bücher von iranischen AutorInnen gelesen. Und sie waren in ihrer Denkweise sehr fortschrittlich. Mit so viel Weisheit waren die Bücher bestickt, die ich hier in unserem Buch auch vermutet hatte. Aber leider nicht. Meine Erwartungen wurden recht schnell enttäuscht.

Auch in den islamischen Ländern findet man sehr viele Menschen, die ähnlich westlich denken wie wir ...

Ich habe schon ein paar Seiten weitergelesen, und die Haltung zur Frau wird immer doller. Erfüllt voll die Erwartungen und Vorurteile vieler Menschen aus der westlichen Welt.

Ich möchte euch nicht den Spaß verderben, aber ich denke, ich klinke mich aus. Erinnert mich ein wenig an Elena Ferrante von meiner Leseerfahrung her.

Ich werde eine Rezension schreiben. Schulde ich ja dem Verlag.

Nicht böse sein. Ich befinde mich schon auf der 200. Seite, habe dem Buch also zu einer Wende Zeit gegeben.

Viel Spaß euch weiterhin.
 

Literaturhexle

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Ich möchte euch nicht den Spaß verderben, aber ich denke, ich klinke mich aus.
Sehr schade @Momo
Ich gebe dir insofern recht, dass mir die Ausführungen über den muslimischen Glauben wahrlich nicht objektiv und völlig realistisch vorkommen. Da könnten in der Tat zwei Europäer ihre (schlechten?) Erfahrungen in einem Roman untergebracht haben, gespickt mit Sagen, Aberglauben und Weisheiten der Andersgläubigen.
Trotzdem muss ich sagen, dass mir das Buch bislang gefällt. Denn die Szenen, die dich stören, amüsieren mich eher- weil es eben "zu dick" aufgetragen scheint.
Es strotzt bislang vor Klischees. Ja. Aber die Sprache, die auch schon @Sassenach123 und @Helmut Pöll gelobt haben, entschädigt mich dafür.
Ich habe nur Angst um die schöne Nino: Sie kann mit Ali nicht glücklich werden. Sein Frauenbild ist hinterwäldlerisch: Frauen sind Schatten, man beachtet sie nicht, sie werden verschleiert, um die Männer "vor ihren Wünschen" zu schützen...
Dieses Frauenbild scheint auch für die russischen Christen völlig überholt zu sein.

Also: Ich gehe mit Humor an die Sache heran, verzichte auf den Anspruch eine wahre Geschichte zu lesen. Ich fühle mich wie @Helmut Pöll eher an 1001 Nacht erinnert;)
 

Helmut Pöll

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Finde ich auch schade, @Momo .
dass mir die Ausführungen über den muslimischen Glauben wahrlich nicht objektiv und völlig realistisch vorkommen
Kurban Said wollte vielleicht die beiden Extreme gegenüberstellen. Einmal eine sehr traditionelle Sicht der Dinge, wo beispielsweise Ehebrecherinnen mit dem Tode bestraft werden - was ja leider auch heute in Extremfällen noch vorkommt.

Zum anderen schildert der Autor eben auch Ali und Nino, die über Konfessionen hinweg zueinander finden. Und Alis Familie scheint es zu tolerieren.

Trotz allen Dingen, die Ali mitunter von sich gibt, finde ich die Erzählung sehr schön.
 

Sassenach123

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Bei dieser Diskussion sollte man vielleicht auch noch miteinbeziehen, dass das Buch 1937 erschienen ist. Das musste ich mir immer wieder vor Augen führen, dass hat meine Sicht auf die Schilderung des Autoren sehr verändert.
 
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Helmut Pöll

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Sie kann mit Ali nicht glücklich werden. Sein Frauenbild ist hinterwäldlerisch: Frauen sind Schatten, man beachtet sie nicht, sie werden verschleiert, um die Männer "vor ihren Wünschen" zu schützen...
Stimmt. Die Geschichte spielt um 1910 herum. Es gab noch kein Internet, kein Fernsehen, um eine Vielzahl anderer Sichtweisen kennenzulernen. Ich habe mich gefragt, ob das vielleicht die Überzeugung seines Onkels ist, die Ali übernommen hat und wiedergibt. Der von ihm sehr geachtete Onkel kommt ja mit seinen drei Frauen in den ersten Kapiteln zu Besuch.
 
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Literaturhexle

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Ja @Helmut Pöll : der muslimische Ehrbegriff aus traditioneller Sicht taucht ja oft auf. "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Im Gegensatz dazu die "verweichlichten" Christen mit ihren milden Richtern.
Ich habe erst bis Kapitel 5 gelesen. Auf S. 38 ist Nino noch nicht sicher, ob er Nino "in den Schleier stecken" will...
Er ist klar im Bewusstsein erzogen, dass Frauen dem Manne zu Willen sein müssen. Ich würde meiner Tochter klar von einer Ehe abraten, wie die beiden dann doch zueinander finden (wie du und der Klappentext verraten) wird interessant sein. Da müssen sich die zwei schon aufeinander zubewegen.
 
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Der von ihm sehr geachtete Onkel kommt ja mit seinen drei Frauen in den ersten Kapiteln zu Besuch.
Dieser Onkel, ein alter Mann, ist ja auch zum Piepen: die 18-jährige Drittfrau ist "krank", muss allerlei wundersame Rituale über sich ergehen lassen.... Wie wäre es, wenn der Gatte vielleicht schlicht und ergreifend an Potenz eingebüßt hat?! Aber klar: das ist sicher real, wir kennen das auch aus den damaligen Königshauses. Die Frauen hatten immer die Schuld, wenn kein (männlicher) Erbe kam.
 
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Literaturhexle

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Manche Stellen erinnern mich an die ganze- immer noch aktuelle- Ehrenmorddebatte.
Vor einiger Zeit las ich "Ehre" von Elif Shafak. Ein wesentlich aktuelleres Werk, dass aber deutlich macht, das der Ehrbegriff in der muslimischen Welt auch heute noch eine völlig andere Bedeutung hat als bei uns.
 

Literaturhexle

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Die Moslems fühlen sich auch von den erstarkenden Russen unterdrückt, in ihrer Kultur, der Sprache, der Religion etc. Diese Gefühle verstärken in der Regel ja die Zugehörigkeit zum eigenen Ursprung, den eigenen Sitten.
So. Jetzt seid ihr wieder dran ;)
 

Sassenach123

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Dieser Onkel, ein alter Mann, ist ja auch zum Piepen: die 18-jährige Drittfrau ist "krank", muss allerlei wundersame Rituale über sich ergehen lassen.... Wie wäre es, wenn der Gatte vielleicht schlicht und ergreifend an Potenz eingebüßt hat?! Aber klar: das ist sicher real, wir kennen das auch aus den damaligen Königshauses. Die Frauen hatten immer die Schuld, wenn kein (männlicher) Erbe kam.

Die Tatsache, dass er alle Frauen mitnehmen muss, um keine zu benachteiligen fand ich in dem Zusammenhang auch sehr erheiternd
 
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