Hintergrundinformationen

Anjuta

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8. Januar 2016
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Ich bin schon fast am Ende des Buches, komme aber erst jetzt dazu, ein wenig zum Hintergrund zu recherchieren und zwar zum Thema: Ausländer in Japan. Aus meinem Schulwissen hatte ich noch die Information, dass Japan über Jahrhunderte hinweg ein für Ausländer komplett geschlossenes Land und verbotenes Terrain war. Jetzt nochmal recherchiert: von der Mitte des 17. bis zu Mitte des 19. Jahrhunderts. beendet wurde diese Phase gewalttätig durch die Amerikaner im Jahr 1853. Das kann ja nicht ohne Folge bleiben! Auch nicht bis in die Gegenwart hinein und nicht in die Zeit, in der unserer Roman spielt. Es betrifft nicht nur die Koreaner, sondern ist auf jeden Ausländer anzuwenden. So etwa:

"So wurde sich in Flugzeugen von japanischen Airlines bei Japanern entschuldigt, wenn sie neben einem Ausländer sitzen mussten."So zu lesen in einem Spiegel-Artikel der Achtziger Jahre.

Und interessant ist aus der Recherche auch, was über "Burakamin", einer geschichtlich gewachsenen Quasi-Unterschicht der japanischen Gesellschaft, zu lesen ist:

"In Japan selbst existiert eine Art „Unterschicht“, die nach allen Regeln der Kunst diskriminiert wird. Ähnlich wie in einem Kastensystem sind die „Burakumin“ Nachfahren von Angehörigen „unreiner“ Berufsstände wie Gerbern oder Totengräbern. Jahrelang zirkulierten in den Personalabteilungen großer Firmen geheime Listen, die verhindern sollten, dass Burakumin versehentlich auf gute Posten gehoben würden. Heute sind sie lediglich von Eingeweihten an ihrem Namen und Wohnort zu erkennen. Über die „Burakumin“ wird offiziell kaum gesprochen, Fragen zu diesem Thema lassen jede Unterhaltung im Keim ersticken"

Das hat schon systematischen Charakter (ein System, aus dem du nicht raus kommst), in den dann das Verhältnis zu Koreanern, wie im Buch geschildert, sehr gut passt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ähnlich wie in einem Kastensystem sind die „Burakumin“ Nachfahren von Angehörigen „unreiner“ Berufsstände wie Gerbern oder Totengräbern.
Vielen Dank für die Ausführungen! Das erinnert tatsächlich sehr an das Kastensystem Indiens, das einen Kastenwechsel auch fast unmöglich macht.
Dieser Roman bringt mir eine Gegend näher, über die ich bislang nicht allzu viel wusste, und das mit einer Geschichte, die spannend und toll erzählt ist.
 
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7. Juni 2017
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In der Sendung Literaturclub des Schweitzer Rundfunks vom November wurde der Roman von Min Jin Lee diskutiert.
 
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