So, ich fange mal an. Ich habe den Roman ja gehört, da nimmt man manches intensiver wahr, anderes kann aber auch durchrutschen.
Es gibt zwei Ebenen:
Das Mädchen (sie hat keinen Namen!) war sauer auf seinen Vater, weil der sie zur Puppenkiste mitgenommen hat (Kinderkram!). Die Eltern sind geschieden (sehr zeitgemäß leider). Auf dem Weg zum Dachboden schrumpft sie auf Marionettengröße. (Warum?)
-> irgendwo las ich, die Lebenden werden klein und die Toten groß (Hatü)- verstehen tue ich es dennoch nicht.
Hatü erzählt die Geschichte des Puppentheaters. Das ist wohl im Buch in roter Farbe geschrieben, das Hörbuch bekommt eine weibliche Stimme.
Diesen Teil fand ich sehr interessant. Er setzt bereits mit Anfang des Krieges ein, man erfährt sehr viel über das Leben der normalen Leute. Die Juden werden verschleppt, was so richtig niemand wahrhaben will. Auch Familie Oehmichen scheint doch eher unpolitisch zu sein? Der Vater geht in den Krieg, wird dann unabkömmlich, scheint aber verbotene Theaterstücke unter falschem Namen zu inszenieren, was seiner Frau nicht gefällt (Du bringst uns alle in Gefahr). Auf alle Fälle sind sie nicht im Widerstand tätig, da wird auch nichts fabuliert. Hettche scheint bei der Biografie zu bleiben.
Auch Alltäglichkeiten werden geschildert. Walter Oehmichen beginnt sein Puppenthater aufzubauen, sie spielen vor Soldaten mit Erfolg, bei einem Bombenangriff wird aber alles wieder zerstört.
Nach dem Krieg wird die Puppenkiste neu aufgebaut. Hatü ist mit Eifer dabei. Ein paar junge Leute machen auch mit, ihre Schwester Marianne wird sich bald einen anderen Beruf suchen. Hatü und ihr späterer Mann Manfred werden das Theater übernehmen.
Mir leuchten die Beweggründe für die Neugründung ein. Oehmichen wollte der verlorenen Jugend wieder Hoffnung geben. Da spielt auch der Herzfaden eine Rolle (wunderbar poetische Anlehnung!). Später kamen Stücke für Erwachsene dazu, das erste war "Der kleine Prinz". Auch die Ausführungen zu diesem kleinen Buch haben mir gefallen. Ich müsste im Keller mal nach ihm suchen
Nun die zweite, fantastische Ebene. Alles dreht sich um den bösen Kasper, die erste Marionette, die Hatü im Krieg geschnitzt hatte. Der Kaper will/muss erlöst werden? Das geschieht nur, wenn Hatü seine/ihre Geschichte erzählt. War es so, habe ich das richtig in Erinnerung?
Am Ende kommt heraus, dass Hatü seine Gesichtszüge, die der Vater später korrigiert hat, als ein Zerrbild gestaltet hatte, das aussah wie die Bilder der Juden in der Nazi-Propaganda. Damit hat sie sich schuldig gemacht. Als sie es zugibt, ist der Kasper erlöst.
Da fehlt mir irgendwie ein Stück und ich hoffe auf Aufklärung durch euch.
Ansonsten haben mir die Szenen auf dem Dachboder gut gefallen. Sehr märchenhaft die Atmosphäre. Alle Marionetten haben ein Eigenleben, brauchen keine Fäden. Durch die vielen Figuren wurde für mich die Puppenkiste lebendig, die ich als Kind in den 70er Jahren gerne im TV geschaut habe.
Am Ende muss das Mädchen wieder zum Vater zurück. Sie hat ein Abenteuer erlebt. Auf dem Weg die Treppe hinunter wächst sie wieder.