Wie gut, dass du hier mitdiskutierst und diesen Bezug herstellen kannst, der bestimmt gewollt ist.Geschichte ist die negative Umkehr des Gleichnisses vom verlorenen Sohn und erinnert gleichzeitig an Kafkas Parabel „Heimkehr“, ein intertextueller Bezug, der sicherlich von Krien intendiert ist. In der Parabel wagt sich der Heimkehrer nicht ins Haus, da er sich fremd, ausgeschlossen fühlt - so wie der Junge bevor seiner Tat, wobei diese in keinster Weise zu rechtfertigen ist.
Auch diese Geschichte könnte überall stattfinden. Es muss nicht das Muldental sein. Solche Familienkonstellationen gibt es überall, wo Perspektivenlosigkeit um sich greift.
Wie viele Tiefpunkte hält das schmale Buch noch für uns bereit?
...dass solch‘ schwierige Startbedingungen ihre Folgen haben ist absolut klar. Aber so ein Mensch muss nicht zwangsläufig gewalttätig werden. Erlebte Defizite, Mobbing- und Ausgrenzungserfahrung, aufgestaute Wut und Hass können sich auch ganz anders äußern/zeigen...Ein dermaßen gepeinigtes Kind muss sich ja abseitig des Normalen entwickeln. Es wird gewalttätig. Gewalt als Ventil zum Dampfablassen.
...absolut! Das dachte ich auch beim lesen. Da ist nichts typisch für Wendejahre oder neue Bundesländer. Es geht hier konkret um Eltern, die das Bedürfnis ihres Kindes nach Interesse, Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe nicht erfüllen (können), wobei ein Defizit, Traurigkeit, Enttäuschung, Frustration, Wut und Hass entsteht. Wenn dann noch Mobbing dazukommt, dann ist das ein gravierender Verstärker, was die psychische Instabilität anbelangt.Auch diese Geschichte könnte überall stattfinden. Es muss nicht das Muldental sein. Solche Familienkonstellationen gibt es überall, wo Perspektivenlosigkeit um sich greift.
... oh doch! Er kann sehrwohl etwas für sein Verhalten! Niemand hat ihn getrieben, gedrängt oder gezwungen. Er hätte sich auch anders entscheiden können.Allerdings kann dieser Verlierer weniger etwas für sein Verhalten. Wird eigentlich in das Geschehen hineingetrieben.
Wenn du meine Ausführungen genau gelesen hättest, wäre dir aufgefallen, hier steht nicht er kann nichts für sein Verhalten, sondern hier steht er kann weniger für sein Verhalten. Nichts anderes habe ich gesagt! Und stimmt, er ist nicht direkt getrieben, gedrängt und gezwungen worden. Indirekt aber schon, eine Mutter, die nicht in der Lage ist Liebe zu geben, verweigert dem Kind etwas essentielles und dass das Folgen haben wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Hier wirst du mir sicher zustimmen. Ein Vater, der daneben steht und dies weder bemerkt, noch dagegen vorgeht, auch hier wird es sicher Defizite geben. Beides hat Folgen! Natürlich kann man nicht sagen, dass solch ein Verhalten der Eltern direkt die Folge hat, dass das betroffene Kind zum Mörder wird. Habe ich auch nicht. Aber in diesem vorliegenden Fall könnte es das Geschehen durchaus erklären. Denke ich zumindest.... oh doch! Er kann sehrwohl etwas für sein Verhalten! Niemand hat ihn getrieben, gedrängt oder gezwungen. Er hätte sich auch anders entscheiden können.
Leider wachsen nicht wenige Menschen unter solchen erschwerten Bedingungen auf. Aber die wenigsten davon werden zu Mördern. Ich habe großes Mitgefühl für Gunnar, was sein liebloses und kaltes Aufwachsen anbelangt. Aber das entschuldigt nicht alles.
...das habe ich nicht überlesen!Wenn du meine Ausführungen genau gelesen hättest, wäre dir aufgefallen, hier steht nicht er kann nichts für sein Verhalten, sondern hier steht er kann weniger für sein Verhalten.
...das habe ich nicht überlesen!
Ich denke, ich habe Dich schon verstanden.
Den Unterschied in unserer Auffassung sehe ich in dem „indirekt schuld“ bzw. „indirekt verantwortlich“ (so hab ich Dich interpretiert) und im „er kann WENIGER für sein Verhalten“.
Seine erschwerten Entwicklungsbedingungen sind auf jeden Fall ein Großteil der Erklärungen für seine Entwicklung und für sein Verhalten. Durch seine Eltern und die Peer Group wurde er geprägt. Aber natürlich nicht nur. Verantwortlich und schuldig ist nur er allein, auch wenn viele(s) andere seine Entwicklung nachvollziehbar macht. Es gibt keine indirekte Verantwortung oder Schuld für eine Tat. Der, der sie begeht, hat sich dazu entschieden und trägt allein Verantwortung und Schuld. Mann kann nicht sein Leben lang auf Eltern, Kindheit verweisen und Dich damit aus der Affäre ziehen. Es sind Erklärungen und Ursachen... der Auslöser liegt in einem selbst.
...das habe ich nicht überlesen!
Ich denke, ich habe Dich schon verstanden.
Den Unterschied in unserer Auffassung sehe ich in dem „indirekt schuld“ bzw. „indirekt verantwortlich“ (so hab ich Dich interpretiert) und im „er kann WENIGER für sein Verhalten“.
Seine erschwerten Entwicklungsbedingungen sind auf jeden Fall ein Großteil der Erklärungen für seine Entwicklung und für sein Verhalten. Durch seine Eltern und die Peer Group wurde er geprägt. Aber natürlich nicht nur. Verantwortlich und schuldig ist nur er allein, auch wenn viele(s) andere seine Entwicklung nachvollziehbar macht. Es gibt keine indirekte Verantwortung oder Schuld für eine Tat. Der, der sie begeht, hat sich dazu entschieden und trägt allein Verantwortung und Schuld. Mann kann nicht sein Leben lang auf Eltern, Kindheit verweisen und Dich damit aus der Affäre ziehen. Es sind Erklärungen und Ursachen... der Auslöser liegt in einem selbst.
...ich schrieb das doch nicht, um Dir zu widersprechen oder um Dich zu korrigieren, sondern um meine Meinung kundzutun ;-)niemand hat davon gesprochen,
Warum?Dieser Satz wirft in meinen Augen definitiv Fragen der Mitschuld auf.
Warum?
...interessant, dass Du das so siehst. Hmmm...Ich denke, ich habe immer die Möglichkeit „ja“ und „nein“ zu sagen wenn jdm mich auf einen Gedanken bringt. Sagt jdm zu mir, ich soll eine Klippe hinunterspringen und ich tu‘s, dann bin ich doch selbst gesprungen, auch wenn er mich auf die Idee gebracht hat. Anders wäre es natürlich, wenn dieser Jdm mit einer entsicherten Waffe hinter mir stünde.Jemand, der einen Menschen indirekt zu etwas drängt, hat eine gewisse Mitschuld in meinen Augen, auch wenn dies rechtlich nicht vollkommen klärbar ist. Erschwerend kommt hinzu, dass der Drängende anscheinend ahnt wohin die Sache führen wird und trotzdem weitermacht.
Aber natürlich ist der Ausführende, der Hingetriebene der Schuldige.