Good bye, Lizzie! War es schön mit dir?

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Hi people,
man kommt diese Woche nicht darum herum, das Ableben von Queen Elizabeth II. zu bemerken. Überall Bilder ihres Sarges, der durch die Lande kutschiert wird. Makaber, dass man einen Leichnam auf so eine lange Reise schickt. Ich stelle mir vor, wie es im Inneren des Sarges wohl aussieht. Briten eben. Briten haben ihre Riten. Britusse haben ihre Ritusse. Was mir dabei besonders auffällt? Wie toll Princess Anne doch in Uniform aussieht! Wenn man tagelang hinter einem Sarg einherschreitet, kann man Trauer wunderbar verarbeiten. Für die Familie ist das gar nicht verkehrt. Aber was das alles wieder kostet. Würde es nicht tot- in die Erde – und basta – auch tun? Natürlich. Dazu eine Gedenkfeier in der Kirche. Meinethalben. Festessen. Essen muss man. Alles gut. Aber dieser Affenzirkus? Nein.
Nun. Seufz. Die Monarchie. Völlig überholt. Unnötig. Kostenintensiv. Was es wohl kostet, den Buckinghampalast warm zu bekommen?
Aber die Queen war tatsächlich vor uns da. Wir waren an sie gewöhnt. Auch für uns eine Institution. Sie war immer da. Fast wie Gott. Nun ist sie weg. Und wir werden an unsere Sterblichkeit erinnert. Das ist unangenehm. Lizzie, du warst schließlich doch nur aus Stoff, wie wir alle. Vergängliche Materie. Was du wirklich gedacht hast, weiß keiner deiner Untertanen. Wir auch nicht. Mir ist es auch total wurscht. Ehrlich gesagt, ich hätte dich in Rente geschickt.
Warum brauchen die Briten, Schweden, Norweger, Spanier, Niederländer und wer sonst noch so, die Monarchie? Die Monarchie kommt vom Absolutismus. Mit der Aufklärung hätte sie verschwinden sollen. Aber so leicht ist das nicht. Es könnte sein, dass die Monarchie für die Leute so was ist, wie Gott. Etwas Ewiges, aber zum Anfassen. Und deshalb wollen sie es behalten. Die Italiener brauchen keine Monarchie. Und etwas zum Anschauen haben sie trotzdem.
Zu Kaisers und Königs lese ich
Der Roman ist besser, als ich zu Anfang dachte, weil er so gut geschrieben ist und zeigt, wie Kaisers halt so sind. Notwendigerweise. Ekelhaft und egozentrisch. Immerhin hat „die Queen“ weder meterlange Haare gehabt, noch hat sie Kriege angezettelt wie es Königs sonst so gerne zu tun pflegten. Aber so ganz billig im Unterhalt war sie nicht. Ist ja wurscht, die Welt geht sowie so zugrunde. Dafür sorgt schon unser Putti.

Um destruktiv zu bleiben - mein destruktivstes Buch zur Zeit:
Buchinformationen und Rezensionen zu Das Mädchen auf der Himmelsbrücke von Eeva-Liisa Manner
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Könige gibts nicht. Kaisers auch nicht. Jede Menge Wasser und Musik. Und das Cover ist wundervoll. Und trotzdem: ein Ärgernis.
Was habt ihr zu sagen?
eure Donnerstagswanda
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Die Queen war für mich so etwas wie ein Popidol. Immer chick gekleidet, immer freundlich und ich kenne niemanden, der sie gehasst hat.
Die Quenn war eine feste Tradition. Klar, braucht kein Mensch. Doch! Jetzt um so mehr denn je. Eine fast Hundertjährige, die allein mit ihrer Lebenserfahrung soviel mehr Ruhe und Ordnung in das chaotische Leben der Briten, Kandadier, Australier... gebracht hat, auch wenn keiner auf sie gehört hat. Wenn sie da war, hatten alle Respekt. Alle Welt schaute auf ihre Besucher und urteilten dann über diese Menschen. Hatten sie den nötigen Anstand, den nötigen Verstand, Bestand?

Ich glaube mit Charles, William und George wird das alles sowieso so langsam in Vergessenheit geraten. Die anderen Königshäuser in Europa kann ich sowieso kaum noch unterscheiden. Es gibt auch immer noch Adel in Deutschland, aber niemad hat vor denen mehr Respekt.

Queen Elisabeth war die Letzte ihrer Art!

Schon dreimal "neu" besorgt:

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Emswashed

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9. Mai 2020
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Guck dir Bayreuth an. Sie glamourn immer noch um die Wette. Der Hofball in Wien. Und diverse andere dekadente Veranstaltungen.

Das sind nur noch Bühnenstücke, die man sich anschaut, oder auch nicht. Andere setzen ihre Sportstars, Schauspieler, Musiker... auf den Thron, und scharwenzeln drum herum. Warum muss ein Bayern-T-Shirt das 10 fache eines normalen Kleidungstücks kosten? usw.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Das sind nur noch Bühnenstücke, die man sich anschaut, oder auch nicht. Andere setzen ihre Sportstars, Schauspieler, Musiker... auf den Thron, und scharwenzeln drum herum. Warum muss ein Bayern-T-Shirt das 10 fache eines normalen Kleidungstücks kosten? usw.
Daran hab ich auch gedacht. Fussball ist ebenfalls dekadent teuer. Darüber wird zu reden sein. Die haben alle die Bodenhaftung verloren! Das ändert aber nix daran, dass Königs deutlich machen, dass wir eine Klassengesellschaft haben.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Eine marginale Bemerkung: Ich habe neulich mal wieder in ein Buch über Depressionen geschaut, speziell in das Kapitel "Depression im Alter". Worin zu lesen stand, dass depressive Zustände im Alter immer häufiger werden, weil man nicht mehr recht am Leben teilnehmen kann, überhaupt immer weniger kann, weil unser ganzes Wertesystem auf Leistung durch Arbeit gerichtet ist, und nicht zuletzt weil Depressionen im Jugendalter viel eher "auffallen" - da sagt man dann, geh hin und lass dich behandeln, während stumpfsinniges Rumsitzen bei alten Leuten einfach als altersbedingt hingenommen wird. Nicht zuletzt von den Alten selbst.

Irgendwie herrscht die Vorstellung, es lohne sich nicht mehr, da noch "was zu machen". Und bei alledem bekommt man den Eindruck - oder ICH bekam jedenfalls den Eindruck -, dass ein depressiver Zustand im Alter geradezu normal ist. Wenn man depressiv definiert als: unlustig, antriebslos, traurig gestimmt, alles ist so grau, nichts macht mehr Spaß und nichts interessiert mehr - ja, dann ist Alter mit einem Dauerzustand depressiver Verstimmung praktisch gleichzusetzen ...

Vor diesem Hintergrund sollte man dankbar sein für jeden alten Menschen, der im öffentlichen Interesse steht und demonstriert, dass das alles nicht sein muss. Dass es auch anders geht.
R.I.P.
 

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29. März 2022
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Klar, verfolge ich im Moment hier und da auch die Bilder aus England. Sie wirken auf mich wie aus einer anderen Zeit. Eine Welt, die uns völlig fremd ist. Das ist auch verbunden mit einem ganz anderen Gefühl und Bewusstsein nationaler Identität.
Wir leben in einer sehr schnell sich wandelnden Welt. Nichts ist beständig, viele denken nur an sich, schauen weg, wo es geht. Positiv an den Bildern aus England, finde ich dieses Zusammenstehen, die Demonstration von Anerkennung für ein Lebenswerk. Bewegend, wie nah der Tod der Queen jedem einzelnen Bürger geht.
Und doch denke ich, das ist ein Auslaufmodell. Wie wird es weiter gehen unter Charles III. Er wird sich schwer tun, das Königreich zusammenzuhalten. Es ist vielleicht der Zeitpunkt, wo überfällige Wandlungen nun einsetzen werden. Wir werden sehen...
Charles III vermutlich nur ein Übergangskönig, oder? Vielleicht auch der letzte König in England?
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Es ist vielmehr so, wenn alte Menschen das Gefühl haben, dass man sie noch braucht - und das auch wirklich so ist - dann verfallen sie nicht in Altersdepressionen.
Ich musste grade lächeln, weil ich mich daran erinnert fühlte, wie ich vor fast 14 Jahren einen Verwandten in eine Reha-Maßnahme begleitet habe. Damals habe ich noch gebloggt und nach meiner Rückkehr im Blog folgendes ventiliert:


Alte Männer in Bademänteln
"Ich muss heim, meine Enkelin braucht mich"
"Die Ypsilanti war doch selber schuld"
"Ich muss die Beine bewegen"
"Mann, kann der Obama reden"
"Bei mir im Zimmer geht der Fernseher nicht"
"Die Regionalligen sind finanziell fast untragbar"
"Ich war doch immer 'n Bergwanderer"

Alte Frauen in Bademänteln
"Ich kann das nicht alles einnehmen"
"Ich muss heim, meine Enkelin braucht mich"
"Schauen Sie, ich zeig Ihnen meine Narbe,
wenn Sie sich nicht ekeln"

(1.12.2008)
 

Wandablue

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Er wird sich schwer tun, das Königreich zusammenzuhalten
Wozu auch. Ich habe mal nachgeguckt, wo die olle Lizzie (nichts gegen sie persönlich) überall Monarchin gewesen ist - Mann o Mann!!! Überall quasi. Sogar in Afrika! Und also jetzt Charles. Das ist immer noch wie ne Kolonialmacht. Die können sie alle freilassen. Kanada und Australien- die haben echt einen Oberknall. Aber selbst dann, sind sie immer noch Könige von Engeland. Und das werden sie bleiben so lange es geht. So schade, dass ich keine Queen mehr erleben werde, wenn schon Monarchie - falls nicht welche gemeuchelt werden - und das wollen wir ja auch wieder nicht.
 

Literaturhexle

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Was sie für einen Aufstand machen, nur weil der Harry in USA lebt. Als ob das ein Verbrechen wäre.
Das war es ja nicht. Er wollte sich die Rosinen rauspicken: keine offiziellen Verpflichtungen, aber immer noch hübsch Geld von der Familie...
Das hat Lizzy nicht mitgemacht. Dafür gebührt ihr Hochachtung. Die Frau schien Prinzipien zu haben.

Und dann die Schmutzwäsche bei Oprah: sowas macht man einfach nicht. Und selbst wenn der alte Philipp (oder jemand anders) mal was Rassistisches losgelassen hat: der Mann kommt aus einer anderen Zeit! Was lassen unsere alten Leute los? Das wäre auch nicht fernsehtauglich und würde einer rassistischen Sprachkontrolle nicht standhalten. HarryMeghy ist bei mir durch! Privates regelt man privat. Und nicht vor laufender Kamera.

Ich staune über die vielen vielen Tränen der Engländer und über die laaaangen Schlangen. Quewing können sie einmalig ausdauernd.

Ansonsten betrachte ich das ziemlich emotionslos.
 

Wandablue

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aber immer noch hübsch Geld von der Familie...
Das hat Lizzy nicht mitgemacht.
Dös ist das eine. Damit bin ich einverstanden. Aber die beiden werden behandelt als ob sie nicht Familie wären. Sind sie aber. Und dass mal einer sagt, wie es hinter den Kulissen aussieht, finde ich gut. Wobei ich nicht alles gehört habe und sicherlich manche Aussagen grenzwertig sind. Ich finde es aber super, dass mal jemand ausbricht aus diesen royalen Zwängen und aufhört, sich unter dieses idiotische Protokoll zu zwängen.
 

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