Goethe ist tot.

Nosimi

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27. März 2024
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Hahaha ! Bei mir war es so, dass wir 3 Jahre lang auf Griechen und Römern kauten, wobei die Griechen wenigstens anständig die Grundlagen für Demokratie vermitteln konnten - vllt bin ich deshalb eine solch glühende Verfechterin davon - und weiter als 1848 sind wir nie gekommen. Ja, die Gewichtung - da sagst du was!!!
Das hatten wie ab der 5. Klasse in Latein Stimmt, das Altertum wurde auch bis zum Erbrechen beackert.
 

Wandablue

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Sowas ist einfsch ätzend und zeigt mal wieder, dass es zu wenig gute Lehrer gibt. Ich hatte wohl einfach Glück mit meinen Deutschlehrern während meiner Schulzeit.

Ja da bin ich bei dir. So sehe ich es auch.es soll eine Leselust geweckt werden, Interesse für Bücher, Autoren, Epochen, Themen. Was man sich halt so vorstellt. Natürlich geht das auch mit moderneren Werken. Aber ich weiß noch genau wie ich lich damals bei der Lektüre der Judenbuche gewundert habe, dass es abgesehen von der für einen 8. Klasse anstrengenden Sprache, ganz spannende Themen behandelte und nicht nur langweilig war. Allerdings haben wor auch modernere Bücher gelesen.
Es ist immer die Frage, ab wann man die Moderne ansetzt: Brecht ist für mich schon modern, Steinbeck auch, Hemingway sowieso.
Diejenigen mit den guten Deutschlehrern sind natürlich alle hier gelandet! Die mit den schlechten sitzen mit Videospielen vor dem Computer.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Wie gesagt, ich fand dazu die Meinungen meiner Twenties interessant, die diese Aussagen für verklärt halten.
Einhellige Meinung: Schullektüren KÖNNEN keine Leselust machen. Begründung steht weiter oben. Sie sind noch näher dran und keine Literaturfetischisten wie wie hier;). Deshalb gebe ich etwas auf ihre Meinung.
Ich halte unsere Diskussion leider auch für realitätsfern. Eine Deutschlehrerin an meinem Wirtschaftsgymnasium, auf dem es nur die Klassen 11 bis 13 gibt, hat mir gesagt, dass sie auf die Frage nach Lektürewünschen lediglich die Antwort "sch...egal, Hauptsache wenige Seiten und billig" bekommt. Wundert es euch, wenn ein Lehrer danach nicht mehr motiviert ist?

Leselust wecken ginge in der Grundschule oder vielleicht noch in der Unterstufe. Danach ist das Kind in den Brunnen gefallen. Ein paar lesen und sind auch offen für Klassiker, dem Großteil ist es völlig egal, was dran ist, sie lesen es sowieso nicht.

Übrigens: Wir machen hier einen Unterschied zwischen Brecht und Goethe, für die Jugendlichen ist das eine so Steinzeit wie das andere. Das gilt sogar für meine Buchhandelsazubis. Alt ist alt, Punkt.
 

Barbara62

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In BaWü gibt es im Abi immer einen Werkvergleich dreier Bücher (z.B. Homo Faber, Agnes und Dantons Tod// Steppenwolf, Faust I, Der goldene Topf)
Wobei mir Deutschlehrer schon gesagt haben, dass das zu Beginn eine gute Sache war, inzwischen aber die Vergleiche teilweise ziemlich an den Haaren herbeigezogen sind. Es gibt nicht unbegrenzt viele Klassiker, die sich für Dreiervergleiche eignen.
 

Wandablue

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dem Großteil ist es völlig egal, was dran ist, sie lesen es sowieso nicht.
Das liegt nicht an der Lektüre - sondern an der allgemeinen Grundstimmung der "Schüler". Das ist moderner Pragmatismus: schnell zum Ziel: viel Geld, Einfluss, Position in der Gesellschaft mit möglichst wenig Bildungshintergrund. - Und genau deshalb wählen so viele Leute Parteien, die einfache Lösungen versprechen. Aber wehe, wenn diese Nullhintergrundmenschen selber an Schaltstellen der Macht gelangen. Wir zittern nicht ohne Grund wegen Donnie.
 
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Wandablue

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Brandenburg
Wobei mir Deutschlehrer schon gesagt haben, dass das zu Beginn eine gute Sache war, inzwischen aber die Vergleiche teilweise ziemlich an den Haaren herbeigezogen sind. Es gibt nicht unbegrenzt viele Klassiker, die sich für Dreiervergleiche eignen.
wir bekamen oft kurze Texte ohne Angabe der Autoren. ZB. Hedwig Courths- Mahler Hesse Mann. Natürlich nicht die bekannten Ausschnitte. Ich hab deshalb eine ganz automatische rote Lampe an, wenn ich Naturbeschreibungen lese, die silbrigen Blätter der Pappel sich zitternd bewegen - dann bekomme ich Brechreiz.
 

Barbara62

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wir bekamen oft kurze Texte ohne Angabe der Autoren. ZB. Hedwig Courths- Mahler Hesse Mann. Natürlich nicht die bekannten Ausschnitte. Ich hab deshalb eine ganz automatische rote Lampe an, wenn ich Naturbeschreibungen lese, die silbrigen Blätter der Pappel sich zitternd bewegen - dann bekomme ich Brechreiz.
Ich beneide dich darum - um diese Gegenüberstellungen, nicht um den Brechreiz. Ich hatte einen überwiegend sehr guten Deutschunterricht, aber das hätte ich auch gern gemacht. Durch dieses Forum hier bin ich in dieser Hinsicht sensibler geworden.
 

Bajo

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Es ist immer die Frage, ab wann man die Moderne ansetzt: Brecht ist für mich schon modern, Steinbeck auch, Hemingway sowieso.
Diejenigen mit den guten Deutschlehrern sind natürlich alle hier gelandet! Die mit den schlechten sitzen mit Videospielen vor dem Computer.
Widerspruch ! Meine Deutschlehrerin war nicht gut. Aber meine Eltern waren beide sehr belesen, meine Schwester und ich haben schon sehr früh, in der Grundschule, in den Büchern geschmökert, die zuhause im Regal standen. Was auch für klassische Musik galt, Mozarts Zauberflöte, meine Lieblingsarien als Kind. Also, nicht nur die Lehrer sind schuld an musischem Interesse, zum Glück !
 

Federfee

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Und ich dachte, so was kommt nur in Romanen vor, solche, die kurz nach 1945 spielen. Zur Zeit Puckis!
Höhö, Försters Pucki habe ich auch mal gelesen, als Kind.
Diejenigen mit den guten Deutschlehrern sind natürlich alle hier gelandet! Die mit den schlechten sitzen mit Videospielen vor dem Computer.
Falsch. Meine Deutschlehrer waren alle nicht gut, aber ich bin hier.
Leselust wecken ginge in der Grundschule oder vielleicht noch in der Unterstufe.
Das ist wahrscheinlich so, umso mehr ein Grund, dort überlegt und kreativ vorzugehen.
 

Barbara62

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Das liegt nicht an der Lektüre - sondern an der allgemeinen Grundstimmung der "Schüler". Das ist moderner Pragmatismus: schnell zum Ziel: viel Geld, Einfluss, Position in der Gesellschaft mit möglichst wenig Bildungshintergrund.
Es ist noch schlimmer: Viele haben gar kein Ziel, leider!

So, und jetzt ist Schluss mit dem Pessimismus, ich werde sonst trübsinnig...
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich halte unsere Diskussion leider auch für realitätsfern.
:rofl Leider ja. Nerds und Bücherfetischisten unter sich...
Die Welt ist bunter. Uns hätte man mit Literatur viel leichter begeistern können als den Durchschnitt. Doch nicht alles in der Schule kann begeistern, es geht um Allgemeinbildung und Skills.
Also, nicht nur die Lehrer sind schuld an musischem Interesse, zum Glück !
Genau. Man darf nicht alles auf die Lehrer abwälzen, die haben genug Baustellen und es werden immer mehr. Dass wir zuviel Mittelmaß im Lehrerberuf haben, ist leider auch zu beobachten. Das wird ebenfalls immer mehr angesichts der Lehrerknappheit.
Das ist wahrscheinlich so, umso mehr ein Grund, dort überlegt und kreativ vorzugehen.
Genau. Seit fast 15 Jahren betreibe ich aktive Leseförderung in Klasse 3. Es ist immer wieder toll, wie die Lesefreude im Verlauf eines Schuljahrs um sich greift. Aber: ALLE Schüler erreicht man nicht, auch wenn man sich auf den Kopf stellt. Das Elternhaus spielt eine entscheidende Rolle.
 

Bajo

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Es ist noch schlimmer: Viele haben gar kein Ziel, leider!

So, und jetzt ist Schluss mit dem Pessimismus, ich werde sonst trübsinnig...
So pessimistisch muss man das nicht sehen. Ich denke an Schlangen von jungen Leuten vor den Buchhandlungen, die für Harry Potter anstanden. Oder das Elena Ferrante Phänomen mit den Freundin Romanen in Italien. Man kann darüber streiten, ob das anspruchsvolle Literatur ist, aber zumindest ans Lesen wurden die Leute doch herangeführt.
 

Nosimi

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27. März 2024
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Diejenigen mit den guten Deutschlehrern sind natürlich alle hier gelandet! Die mit den schlechten sitzen mit Videospielen vor dem Computer.
Vielleicht sind es kicht nur die guten Deutschlehrer:innen, aber sie haben einen Beitrag geleistet. Ich habe mich 2022 bei Lovelybooks angemeldet, weil ich wieder anspruchsvollere Bücher lesen und mich v.a..Mit anderen darüber austauschen wollte..So Wie damals in der Schule. Auch mal was lesen was ich nicht kenne oder als sofort begeistert lesenswert eingestuft hätte. Aber ja, ich hatte halt auch schob von frühester Kindheit an ein großes Interesse an Büchern.
Ich halte unsere Diskussion leider auch für realitätsfern. Eine Deutschlehrerin an meinem Wirtschaftsgymnasium, auf dem es nur die Klassen 11 bis 13 gibt, hat mir gesagt, dass sie auf die Frage nach Lektürewünschen lediglich die Antwort "sch...egal, Hauptsache wenige Seiten und billig" bekommt. Wundert es euch, wenn ein Lehrer danach nicht mehr motiviert ist?
Das ist sehr schade und traurig, aber was wäre denn die Alternative? Gar nichts mehr lesen? Das geht definitiv nicht.
Dass eine Schullektüre nicht unbedingt sehr kostspielig sein sollte kann ich ja noch verstehen. Aber fast alles was man so in der Schule liest gibt es doch als Taschenbuch.
Übrigens: Wir machen hier einen Unterschied zwischen Brecht und Goethe, für die Jugendlichen ist das eine so Steinzeit wie das andere. Das gilt sogar für meine Buchhandelsazubis. Alt ist alt, Punkt.

Aber meine Eltern waren beide sehr belesen, meine Schwester und ich haben schon sehr früh, in der Grundschule, in den Büchern geschmökert, die zuhause im Regal standen. Was auch für klassische Musik galt, Mozarts Zauberflöte, meine Lieblingsarien als Kind.
Ja das war bei uns auch so. Vor allem unsere Mutter hat uns daa vorgelebt. Mein Bruder ist ei völlig anderer Typ als ich, hatte als Kind und Jugendlicher nur wenig Interesse an Bücher und klassischer Musik. Aber jetzt mit Mitte Dreißig sagt er zu mir wie toll er es findet,.dass wir so erzogen wurden. Das Musik, Bücher, Museen und Theater schon in unserer Kindheit immer ein wichtiger Baustein war und er macht es nicht anders mit seinen Kindern.
 

Souly

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23. Januar 2023
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NRW
Diejenigen mit den guten Deutschlehrern sind natürlich alle hier gelandet! Die mit den schlechten sitzen mit Videospielen vor dem Computer.
Wir alte Gen X haben wenigstens noch Chopin, Rachmaninoff und Liszt gehört, während wir über Tom & Jerry gelacht haben.
Oder William Christopher Handy bzw Cab Calloway aus Betty Boop.
Oder Vic Mizzy aus der Addams Family von 1965.

Dagegen sind die neuesten Sachen doch Kinderkram.
Ja, wir haben noch Kultur.
Sic sic sic
 

Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
www.circlestonesbooks.blog
Goethe habe ich in der Schule gelesen, weil ich musste (Ausnahme Faust, den mochte ich), Schiller dagegen weil ich ihn wirklich gerne und freiwillig gelesen habe. Dann kam meine Deutschprofessorin plötzlich zwischen all dem "Klassischen" Unterrichtsstoff mit Wolfgang Borchert, Draußen vor der Tür, das war, glaube ich, 1965 und ich kann mich noch erinnern, dass ich damals sofort meinen Schiller wiederhaben wollte, und sie mir antwortete in etwa: Susan, du kannst nicht in der Klassik stehenbleiben, es gibt so viel spannende, neuere Literatur, setz dich damit auseinander. Inzwischen kann ich sie natürlich längst verstehen und ja, sie war eine sehr gute Profesorin, Deutsch war eines meiner Lieblingsfächer. Jahre später habe ich mich dann durch die Gymnasium-Leseliste meiner Tochter gelesen, und kam so auf Böll, Seghers und natürlich Hesse, den ich schon gelesen hatte, Seghers aber nicht, usw. ich fand damals, es sei ziemlich zeitgemäße Liste, natürlich auch Klassiker, aber ohne, wie noch bei mir, Gottfried Keller (den ich für entbehrlich halte) usw. Dennoch - Schillers Räuber halte ich für zeitlos aktuell.