Ethisches Handeln in unmenschlichen Zeiten. Das große Thema dieses kleinen Romans, das Hackl auf sehr authentische und dadurch bewegende Weise übermitteln kann. Journalistische Recherchearbeit liegt dem Buch zugrunde. das scheint immer wieder durch. Durch viele Gespräche mit den handelnden Personen hat sich Hackl die Geschichte erarbeitet. Und einen wichtigen Zusatz zu unserer Geschichtsanschauung geschaffen. Anne Frank, das jüdische Mädchen im Versteck, das uns allen zuerst einfällt, wenn wir an das Schicksal von im Versteck lebenden Juden denken, ist rezipiert worden als Mädchen, das durch Intelligenz, Ausdrucksvermögen, Weltsicht sehr weit herausragt aus der Schar der normalen Kinderschaft. Das ist bei Lucia nicht der Fall. Ein durch und durch normales Kind gerät ganz ohne eigenes Verschulden und eigenes Verständnis in diese prekäre Lage und richtet sich darin ein. Sie hat dabei - durch Reinhold als Retter - Glück im Unglück. Soviel Glück wie der Großteil der Juden damals leider nicht hatte.
Reinhold ist der Retter, aber keinesfalls ein Supermann und auch kein Superheld, er ist einfach ein Mensch, der Verantwortung für den Anderen spürt und annimmt. Das führt ihn als Bergsteiger auf die Berge und das bringt ihn ganz selbstverständlich dazu, Lucia und Regina ein Versteck zu bieten. Dafür braucht es keine Superintelligenz, keinen besonderen Reichtum, keine besonderen Fähigkeiten, sondern einfach nur Moral, Herz und ethisches Verständnis.
Du bestimmst selbst, ob du ein A.... bist oder nicht.
Das galt in der Geschichte. Das gilt heute. Diese anspruchsvolle Botschaft steht vor uns nach Lektüre des Buches. Machen wir etwas draus!