Rezension Für immer und Sushi - Fiona Kawazoe

Sakuko

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27. Juni 2016
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NRW
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.

Vanessa geht es zu Hause in Deutschland nicht gut und so wird sie kurzerhand von einer Bekannten nach Japan geschickt, wo sie als Au Pair für eine japanische Familie mit Zwillingen arbeiten soll. Leider ist die Mutter der Familie sehr anspruchsvoll und vereinnahmend, die Kinder anstrengend, und so sucht Vanessa nach einer anderen Option und findet Saki, eine Halbjapanerin, die einen Hilfsdienst für interkulturelle Beziehungsprobleme auf die Beine stellt und außerdem eine Mitbewohnerin sucht.
Sie freundet sich mit der quirligen Saki und ihrem Jugendfreund Takuya an, aber auch wenn es einen Funken zwischen Takuya und Vanessa gibt, so wird dieser doch eher erstickt als angefeuert.

Die Geschichte behandelt hauptsächlich Vanessas Eingewöhnung und Beschäftigung mit Japan und seiner Kultur. Leider ist Vanesse zu Beginn des Buches ein eher negativer, zurückhaltender Charakter mit wenig eigener Persönlichkeit, was auf ihre Probleme zu hause zurückzuführen sein mag, aber einfach keinen besonders interessanten Protagonisten ergibt. Im Laufe des Buches und als sich ihre Freundschaft mit Saki und Takuya entwickelt, blüht sie auf und wird sympathischer.

Leider hat das Buch nur wenig roten Faden. Charaktere werden eingeführt, die sich dann bald wieder verlaufen und nicht mehr angesprochen werden. Vanessas Job zuerst als Au Pair, dann eher Sprachlehrerin, für die Kinder wird nach dem ersten Drittel des Buches unter den Tisch fallen gelassen, sie lernt einen jungen Mann kennen und freundet sich zaghaft mit ihm an, aber nach ein paar Kapiteln wird auch er kaum wieder erwähnt.

Viele Situationen scheinen keinen tieferen Nutzen für den Plot zu haben. So wird Vanessas erster Fall mit der interkulturellen Hilfsagentur lang und breit geschildert, und dann wieder fallen gelassen. Eine Auflösung erfahren wir nicht, noch scheinen die Hauptcharaktere dadurch beeinflusst.
Es gibt viele solcher Situationen: Streit um einen Blogeintrag den Saki ohne Takuyas Wissen aber aus seiner Sicht geschrieben hat, ein Treffen mit Sakis entfremdeter Mutter, eine zwielichtige Gestalt im Mehrfamilienhaus. Oft hatte ich das Gefühl eher einen episodischen Manga zu lesen als ein Buch mit einem durchgängigen Plot.

Dabei sind die Episoden meist durchaus lustig und interessant geschrieben, die Informationen über Japan und seine Bewohner sind tiefgreifend und auf den Punkt, es gibt viele nette Beschreibungen und Fakten. Die drei Freunde bilden eine gute Gruppe, wenn es nicht gerade schlechte Luft gibt, dann sind die Dialoge angenehm und ich habe gerne über diese Personen gelesen.

Ich habe auch nicht wirklich die Liebesgeschichte vermisst, die ja angekündigt war, fand es aber nicht gut, wie sich dann am Ende alles doch recht abrupt entwickelt hat.
Gefühle werden in diesem Buch generell sehr subtil oder nebensächlich angesprochen. Großes emotionales Drama gibt es nur über Kleinigkeiten, die großen Dinge werden eher totgeschwiegen.
Vielleicht ist es in Japan wirklich so, aber für mich als deutschem Leser war es verwirrend und unangenehm, dass Dinge halt einfach plötzlich aufgetaucht sind, die vorher maximal nebensächlich angedeutet wurden.
Ich muss auch sagen, so sympathisch mir die Charaktere auch die meiste Zeit waren, wenn es um Streitigkeiten oder Unzufriedenheiten ging, konnte ich deren Handlungen nicht mehr wirklich nachvollziehen.

Alles in allem ein unterhaltsames, kurzweiliges Buch, von dem ich mir aber mehr Kohärenz und Zusammenhang gewünscht hätte. Für einen ausgewiesenen Liebesroman kommt hier die Romantik auch nur sehr beschränkt zum Ausdruck.