Zoë Beck hat ein Setting gewählt, das rund hundert Jahre in der Vergangenheit zu liegen scheint, und lässt mich entlang sorgfältig gesetzter Hinweise selbst diese versunkene Welt entdecken. Das „Leseohr“ hört Automobile rattern und ist prompt bereit, den Zeitsprung mitzumachen.
Die Zartheit der Annäherung und die Brutalität der Fakten dieser Beziehung zwischen zwei Menschen über die Grenzen von Stand, Bildung und gegenseitiger Abhängigkeit hinweg – die Autorin schildert sie plausibel und authentisch, vielleicht weil sie alles nur andeutet.
Hat sich Maria bereits verändert? Wird ihr Geheimnis sie verändern? Wird sie sich irgendwann benutzt fühlen – oder ist das ein zu moderner Gedanke, der in das historische Setting nicht passt? Fragen bleiben und so soll es sein bei einer guten Geschichte.
An dieser gefällt mir besonders die Sprache, die statt eine moderne Geschichte in ein altertümelndes Klanggewand zu zwängen, einem zeitlosen Dilemma genau das Kleid formuliert, welches die moralischen Fragen in der Schwebe hält und deren Beantwortung den Lesenden anheimstellt.