Franz Kafka: "Wunsch, Indianer zu werden" (Eine Parabel)

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Wadern
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Den Text mit dem Soldaten suche ich heute, den habe ich schon mal gelesen. Gib's auf, habe ich auch mit meinen Schülern besprochen. Stell ihn nachher hier rein und lasse euch mal spekulieren ;).
Franz als Sohn, @kingofmusic hätte ich auch nicht gern. Aber sein Werk ist sicherlich so einzigartig, weil er all seine Energie dem Schreiben gewidmet hat. Leben um zu schreiben - das ist schon sehr extrem, allerdings sprechen die Texte für sich und sind tatsächlich zeitlos. Ich bin immer wieder erstaunt, wie die Schüler*innen sie auf Aktuelles übertragen können!
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Weil ich's zu spät gemerkt habe (Ich bin heute absolut durch den Wind), hier noch einmal:

Für mich drückt sich in der Parabel der Wunsch nach Freiheit aus, alles hinter sich zu lassen, auch das Pferd als "Hilsmittel" zur Freiheit. Zu erkennen, dass es weder Sporen noch Zügel braucht, die nur in der Einbildung existieren, dass es so einfach wäre, alles hinter sich zu lassen, wenn man es wagt, das freie Land - frisch gemäht Heide ?- zu betreten. Ins Gleichgewicht kommen, nicht mehr schief auf dem Pferd zu sitzen.
Ein erster Versuch der Annäherung ;)

Wobei ich persönlich jetzt diese Freiheit auch als beängstigend sehe. Nicht vielleicht aus der Sicht von Kafka, aber eben aus meiner persönlichen Sicht. Jeder wünscht sich natürlich Freiheit. Aber das Weglassen der "Zügel" und der "Sporen" bedeutet gleichzeitig, ebenso wie die "glatt gemähte Heide", auch ein sich Loslösen von Zeit und Raum. Die Zügel dienen, genau wie die Sporen, dem Pferd Tempo zuzulassen bzw. zu nehmen, die Richtung vorzugeben, sich auf einer glatt gemähten Heide zu orientieren, stelle ich mir ziemlich schwierig, wenn nicht gar unmöglich vor. Um mit dieser Art von Freiheit zurechtzukommen, braucht es Menschen, die sozusagen absolut in sich ruhen und mit dem zufrieden sind, was sie sind und haben.
Die "Freiheit" und der Mensch, der ja an sich trotz allem ein soziales Wesen ist, sind für mich immer schwierig. Kafkas Wunsch nach totaler Freiheit ist gut und auch nachvollziehbar, nur ist er für mich auch unrealisitsch bzw. nur für wenige Menschen lebbar. Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ich lese das hier mit großem Interesse, es ist ewig her, dass ich ganz kurze Texte interpretiert habe (interpretieren musste).
Mein Metier war es noch nie wirklich, ich bin mehr fürs Ausschweifende.
Aber bei Kafka ist das etwas anderes, bei ihm sitzt wirklich jedes Wort, und das beeindruckt mich.
Ich steige in die Kafka-Diskussion gern ein, wenn die Texte länger werden und wenn ich mehr Zeit habe.
Bis dahin lese ich mit großem Vergnügen und sehr neugierig einfach ein bisschen mit.
(Und bin gerade mal wieder sehr begeistert von diesem Forum)
 
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Querleserin

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Die "Freiheit" und der Mensch, der ja an sich trotz allem ein soziales Wesen ist, sind für mich immer schwierig. Kafkas Wunsch nach totaler Freiheit ist gut und auch nachvollziehbar, nur ist er für mich auch unrealisitsch bzw. nur für wenige Menschen lebbar. Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe.
Deine Gedanhen kann ich sehr gut nachvollziehen. Bei Kafka scheint mir die Freiheit zu schreiben am wichtigsten gewesen zu sein. Die bürgerliche Existenz hinter sich zu lassen und sich ganz dem Künstlerischen zu widmen. Von daher passt diese frühe Parabel gut zu seiner Situation, glaube ich.
 

ElisabethBulitta

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Deine Gedanhen kann ich sehr gut nachvollziehen. Bei Kafka scheint mir die Freiheit zu schreiben am wichtigsten gewesen zu sein. Die bürgerliche Existenz hinter sich zu lassen und sich ganz dem Künstlerischen zu widmen. Von daher passt diese frühe Parabel gut zu seiner Situation, glaube ich.

Dass es gut zu Kafka passt, bezweifle ich nicht. Meine Gedanken sind eher allgemeiner Natur.
 
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