Was ist das für Volk! Denken sie auch oder schlurfen sie nur sinnlos über die Erde?
Der Satz könnte von mir stammen. Passt irgendwie zu unserer Zeit, wobei ich weiß, dass es etwas Arrogantes an sich hat. Aber dass der Fremde das Schiff übernimmt, spricht z.B. für Diktatoren o.Ä.
Das Schiff ist ja ein Symbol mit mehreren Bedeutungen (wobei Symbole ja immer mehrschichtig sind), die bekannteste ist ja wahrscheinlich die Kirche, aber auch das Leben oder der Staat sind möglich, wobei ich bei Kafka mich auf die letzten beiden beziehen würde. Der Steuermann ist dann logischerweise derjenige, der das Schiff durch Gewässer bringen soll, also das "Ich" des Lebens oder, beim Staat eben, das Staatsoberhaupt.
»Bin ich nicht Steuermann?
impliziert eine gewisse Unsicherheit/Selbstzweifel: Es ist eine Frage, keine Feststellung. Interessant wäre zu erfahren, ob der Ich-Erzähler diese Frage erst mit dem Auftauchen des neuen Steuermanns stellt, oder ob sie schon älter ist.
Ich war am Steuer gestanden in der dunklen Nacht, die schwachbrennende Laterne über meinem Kopf,
... steht auf jeden Fall für eine schwere Phase. Dunkelheit ist immer etwas Angsteinflößendes, von Unsicherheit Geprägtes. Allerdings finde ich, dass die Laterne, also das Licht, auch wenn es nur schwach brennt, ein wenig Hoffnung gibt. Trotz der "dunklen Zeit" war der Steuermann also nicht völlig verzweifelt. Der Kampf ums Steuer hinterlässt denselben Eindruck. Wenn man den Text also detaillierter betrachtet, ist er, trotz der düsteren Stimmung, nicht völlig pessimistisch. Kämpfe auszufechten, ist dem Leben (und auch den eizelnen Organisationen) immanent sozusagen. Ohne geht es nicht.
Die Hilfe, die der Ich-Erzähler sich von der Mannschaft verspricht, kommt aber nicht. Der Mannschaft ist es wohl gleichgültig, wer sie führt. Wobei es auch interessant ist, dass der Steuermann erst in dem Augenblick nach seiner Mannschaft ruft, in der seine Position infrage gestellt wird.
Wenn ich den Text biographische deute, würde ich sagen:
Ich-Erzähler --> Kafka
Schiff --> sein Leben, Ringen um seine schriftstellerische, freie Existenz
dunkler Mann --> Vater (ich hätte eigentlich auch oben schreiben müssen, dass der dunkle Mann ebenfalls beängstigend ist)
Volk/Mannschaft --> seine Familie, die ihn nicht unterstützt
Die Interpretation mit dem Staat würde mir auch gefallen, weil sie gerade auch aktuell wäre.
Ich-Erzähler --> aktuelles Staatsoberhaupt (aktuell: etablierte Parteien)
Schiff --> Staat
dunkler Mann --> der neue "Heilsbringer" (davon gibt es in der Geschichte ja genug)
Volk/Mannschaft --> klar, die Bevölkerung, der es im Prinzip egal ist, wer an der Spitze steht, Hauptsache "Brot und Spiele"