Frank McCourt

Tiram

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4. November 2014
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Frank McCourt wurde am 19. August 1930 geboren. Wikipedia bezeichnet ihn als Schriftsteller, doch der wurde er erst mit 66 Jahren. Und wie sah sein Leben bis dahin aus?

Er war der älteste Sohn irischer Einwanderer, geboren in Brooklyn, New York. Wegen der Großen Depression ging die Familie 1935 nach Irland, ins katholisch geprägte Limerick zurück. Doch sein Vater war arbeitslos und vertrank zumeist das Stempelgeld, sodass Frank den Rest seiner Kindheit und seine Jugend sehr ärmlich verbrachte.
1940 ging der Vater nach England. Durch den Krieg fand er dort Arbeit in einer Fabrik. Aber den Lohn schickte er nicht nach Hause. So war Frank gezwungen, mit vierzehn Jahren als Telegrammjunge arbeiten zu gehen. Auf diese Weise sorgte er zusammen mit seiner Mutter Angela für die jüngeren Geschwister.
Er träumte aber davon, wieder nach Amerika zurückzukehren. Fünf Jahre brauchte er, bis er endlich die Fahrkarte nach New York zusammengespart hatte und sich 1949 auf den Weg machte. Er arbeitete zuerst im Biltmore Hotel, ging dann zur Armee und war drei Jahre lang als Korporal in Bayern stationiert, hauptsächlich bei der Hundestaffel in der Lenggrieser Prinz-Heinrich-Kaserne. Begeistert war er nicht. Er hatte gehofft, nach England versetzt zu werden, da wäre er näher an der irischen Heimat.
Wieder in New York, studierte er und arbeitete nebenbei für den Lebensunterhalt in Lagerhäusern und auf den Docks. Nach dem Studium war er Englischlehrer an verschiedenen Schulen. Vor seinem Ruhestand war er fünfzehn Jahre an der renommierten New Yorker Stuyvesant High School, wo er hauptsächlich kreatives Schreiben unterrichtete.
Frank McCourt war dreimal verheiratet, aus erster Ehe stammt seine Tochter Margaret.

Eigentlich wollte er Romane schreiben, kein Lehrer mehr sein. Dickens, O’Casey, Joyce, Beckett, aber auch PG Woodhouse waren bis zuletzt seine Vorbilder. Doch er hat sie durch das viele immer wieder Lesen so verinnerlicht, dass jeder eigene Schreibversuch nach Imitation klingen würde.

Erst im Ruhestand schrieb McCourt Die Asche meiner Mutter, wo er seine schwierige Kindheit und Jugend verarbeitete. Über sechs Millionen Exemplare wurden verkauft, es wurde in 40 Sprachen übersetzt und noch im Erscheinungsjahr bekam er den National Book Critics Circle Award und 1997 den Pulitzer-Preis. 1999 verfilmte Alan Parker den Stoff.

[zitat]Wenn ich auf meine Kindheit zurückblicke, frage ich mich, wie ich überhaupt überlebt habe. Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit; eine glückliche Kindheit lohnt sich ja kaum. Schlimmer als die normale unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit.[/zitat]

Über sein weiteres Leben in New York schrieb Frank McCourt in Ein rundherum tolles Land (1999) (während dieser Arbeit schrieb auch sein Bruder Malachy an seinen eigenen New Yorker Erinnerungen) und Tag und Nacht und auch im Sommer (2005), in dem es hauptsächlich um sein Berusleben als Lehrer mit teils sehr problematischen Klassen ging.

Frank war sehr familienverbunden. Es schien ihm nichts auszumachen, dass die Sippe oftmals an seinem Rockzipfel hing. Besonders Tochter Maggie und ihren drei Kindern half er gerne.

Frank McCourt starb am 19. Juli 2009 in einem Hospiz in Manhattan, New York, an einer durch Hautkrebs hervorgerufenen Meningitis.
Sein Bruder Malachy weihte im Juli 2011 in der Leamy’s School, die McCourt einst als Schüler besuchte, ein Frank-McCourt-Museum ein.

© Tiram, 2018