Fragen an den Autor

Renie

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Lieber @Ulf Schiewe ,

ich bin beim Durchblättern auf die Autorenbeschreibung ("Über den Autor") gestoßen. Natürlich stellt sich mir die Frage, warum jemand aus der IT-Branche einen Roman über die Zeit der Kreuzzüge schreibt. Woher kommt dein Interesse für diese Ära?

Liebe Grüße
Renie
 

Ulf Schiewe

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Das hat diverse Gründe. Als Kind habe ich Abenteuerromane verschlungen. Natürlich Karl May, aber auch Seeabenteuer, Magellans Weltumsegelung, Francis Drake und andere Freibeutergeschichten. Später dann gute historische Romane. Patrick O'Brian (Seekriege zur Zeit Napoleons) war einer meiner Lieblingsautoren. Ich habe auch viel über die Antike gelesen. Und wenn so ein Roman gut recherchiert ist und einen das Thema fesselt, kauft man sich auch mal ein Sachbuch dazu. Da ist bei mir ein Interesse für Geschichte entstanden.

Der Anlass zu diesem, meinem ersten Roman, war ein Gespräch mit meinen Töchtern, die beide Regie studiert haben, was sich wohl als Thema für einen Film eignen könnte. Ich habe natürlich gleich etwas Historisches vorgeschlagen. Ich hatte kurz vorher ein Buch über den Ersten Kreuzzug gelesen und wie sehr die Leute dabei zu leiden hatten. Da hatte ich plötzlich die Idee eines Heimkehrers im Kopf, einer der nach vielen Jahren desillusioniert heimkehrt und alles anders vorfindet, als er erwartet hat. Mein Töchter fanden das blöd. Aber irgendwie ist das bei mir hängengeblieben. Und 6 Monate später habe ich angefangen, ernsthaft zu recherchieren.
 
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Ulf Schiewe

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Und, gibt es mittlerweile Ambitionen deiner Töchter, einen Film aus deinem Buch zu machen?
Dein Buch bietet schließlich genug Stoff für einen Film;
Bis jetzt haben sie sich diesbezüglich noch nicht so recht begeistert gezeigt. Die wollen erstmal ihr eigenes Ding machen.

Meine Tochter Christina hat einen tollen Film gedreht: BE MY BABY. Der hat kürzlich beim Münchener Filmfest den Drehbuchpreis gewonnen. Handelt von einem Dow-Syndrom-Mädchen, das unbedingt ein Kind haben will. Kommt bald im Fernsehen. Christina Schiewe, kannst du googeln, wenn es dich interessiert. :)
 

Ulf Schiewe

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Hallo Ulf,
soeben habe ich die YouToube-Clips deiner Tochter angesehen und bin berührt und beeindruckt zugleich von BE MY BABY.
Zwar gehöre ich zu den ganz wenigen, die keinen Fernseher besitzen, aber es gibt ja andere Möglichkeiten, den Film zu sehen.
Im Übrigend gehöre ich zu den glücklichen Gewinnern von Der Bastard von Tolosa. Wenn ich das Buch gelesen habe, melde ich mich auf jeden Fall.
Grüße
Marion
Hallo Marion, willkommen in der Runde.
Ich hoffe, wir lesen dich nicht nur am Ende. Deshalb sind ja die Abschnitte da, damit man diskutieren kann, auch wenn andere noch nicht so weit sind.
Also, immer fleißig mit-posten. Das würde mich freuen. :)
 
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Ulf Schiewe

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Was hat es eigentlich mit den Heiligen auf sich, die zu Beginn der Kapitel genannt werden? Wikipedia konnte mir nur begrenzt weiter helfen ;)

Liebe Grüße von Renie

Das sind Heilige, die an diesem Kalendertag verehrt werden. Das hat sonst keine weitere Bedeutung. Zu der Zeit waren die Menschen ja sehr gläubig und Heiligentage konnten sie sich besser merken als irgendein Datum. Am Tag des Heiligen So-und-so wird die Ernte eingefahren, usw. :)
 

Ulf Schiewe

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Eigentlich bin ich ja ziemlich arbeitslos in dieser Leserunde. :)

Acht Teilnehmer hatten sich gemeldet und ein Buch geschenkt bekommen. Davon haben 5 bisher gar nichts gepostet. Eigentlich werden ja die Bücher verschenkt, damit man sich aktiv an Diskussionen beteiligt, das macht es ja für alle Teilnehmer interessant, und dass man am Ende seine Meinung in Form einer Rezension schreibt. Sonst ist ja die ganze Aktion sinnlos. Es ging ja nicht ums Bücherverschenken, sondern ums gemeinsame Lesen. Sonst könnte ich ja hier in München die Bücher irgendwelchen Passanten auf dem Marienplatz in die Hand drücken.

Eine bekannte Autorin macht es so: Wer sich nicht beteiligt und keine Rezension schreibt, kommt bei ihr auf die Schwarze Liste derer, die keine Bücher mehr bekommen. Eigentlich nur fair, oder? :)
 

Renie

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Guten Morgen,
ich finde es auch ärgerlich, dass sich nur so wenige an dieser Leserunde beteiligen. Immerhin war bei der Verlosung bekannt, dass mit dem Gewinn des Buches auch eine Leserunde verbunden ist. Der Termin der Leserunde war ebenfalls bekannt. Wenn ich absehen kann, dass ich keine Zeit für die Leserunde habe, darf ich mich auch nicht an der Verlosung beteiligen.

Wie auch immer, das Buch ist klasse. Ulf nimmt sich viel Zeit, es macht Spaß sich mit ihm auszutauschen. Selbst Schuld, wer sich das entgehen lässt.:p
 
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Ulf Schiewe

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Zu Frage 1: Damit ist nichts bezweckt. Man könnte hier höchsten "besser wäre" statt "besser sei" sagen, aber ansonsten verstehe ich die Frage nicht. Aber ich bin kein Grammatikexperte. Ansonsten hat jeder Autor sicher seinen Stil.

Zu Frage 2: Man kann darüber lächeln, aber ich füge hier und da etwas Fremdsprachliches ein, um ein wenig Authentizität zu erzeugen. Manche mögen das sehr, andere weniger. Dies ist auch die Anfangszeit der Troubadour-Dichtung in Südfrankreich. Deshalb erschienen mir die Lieder passend.

Zu Frage 3: Das Innenleben der Figuren entstammt allein meiner Fantasie. Wie sollte es auch anders sein? Auch Historiker können darüber nichts aussagen, besonders nicht zum frühen 12. Jahrhundert, wo überlieferte Dokumente sich auf wenige Chroniken und Urkunden beschränken. Ich habe viele Historiker zu Rate gezogen, darunter auch Arno Borst, aber auch Runciman (Kreuzzüge), Frederic Chayette (für Südfrankreich dieser Zeit), Kelly DeVries / Robert Douglas Smith (Mediaval Military Technology), Linda M. Paterson (Mediaval Occitan Society), um nur einige zu nennen. Aber am Ende ist es Aufgabe des Autors aus einer Sammlung von Informationen eine Geschichte und einen Roman zu machen und den Figuren Leben einzuhauchen.

Zu Frage 4: Nicht in Outremer, aber durchaus in Südfrankreich. Das Tal von Rocafort gibt es, alles ist dort so wie beschrieben, allerdings heißt der Ort anders. Und die tatsächlichen Burgreste auf dem Felsen zeugen von einer etwas kleineren Anlage als im Buch. Den Fluss gibt es, die Kirche des Klosters steht noch, wie auch die beschriebe Mühle aus dem 11. Jh. Sie funktioniert immer noch.

Ansonsten verlangt niemand, dass schneller gelesen wird. Et j'ai bien noté que tu t'en fous. :)
 

Ulf Schiewe

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Das medizinische Wissen in der islamischen Welt war zweifellos wesentlich besser als im Westen. Natürlich basierte es auf hellenistischen Grundlagen, vor allem in Persien.

Was die Reinlichkeit betrifft, so habe ich gewisse Zweifel. Es ist wahr, es gab keine Müllabfuhr, man hat den Dreck aus dem Fenster gekippt, bildlich gesprochen. Aber die persönliche Hygiene war meiner Meinung nach nicht so schlecht, wie gerne über das "finstere" Mittelalter berichtet wird. Es kursiert überhaupt viel Unsinn über das "finstere" Mittelalter. Badehäuser waren sehr populär, manchen gingen sogar zweimal am Tag. Morgens die Matronen mit ihren Kindern, abends die Männer.

Dass man sich vom Wassertrinken Krankheiten holen kann, war natürlich über Jahrhunderte bekannt. Besonders stehendes Wasser oder solches in Fässern, wie auf den Schiffen noch bis ins 19. Jahrhundert. Deshalb wurde viel Dünnbier getrunken und verdünnter Wein. Jaufrés Saufen hat aber eher noch andere Gründe. Er ist Soldat und Krieger saufen gern, oft, um ihre Angst vor der Schlacht zu betäuben. Und wer der Sucht verfällt, kann schwer aufhören. Aber durch Nouras Tod hat er ja noch einen anderen Grund, sich gehen zu lassen.

Ich weiß nicht, wie weit du schon bist, aber am Ende trinkt er nur noch mäßig. Es ist also kein Dauerzustand. :)