Fortsetzung aus dem 4. Leseabschnitt
... Sie [Herr Haase] geben ja zu, den ersten Entwurf komplett verworfen zu haben. Da hätte es mich schon stark interessiert, wie der ausgesehen hat.
Ich habe den Eindruck, bei Ihnen immer Zweierlei geboten bekommen zu haben. Unter dem Eindruck des letzten Viertels, verstärkt sich dieses Gefühl noch einmal. Kusnezow und Neher legen beide ihre Karten offen, Neher wird in der Dunkelzelle gebrochen, Kusnezow lässt mit seiner Hartnäckigkeit den Ausweisungsstempel zu benutzen, seine zukunftsgerichtete Sicht auf Gulag und co erkennen.
Diese menschlichen, und endlich zusammengeführeten Dramen wurden leider überschüttet mit Beschreibungen der Kleidung, der Örtlichkeiten und der Theateraufführungen.
Brecht, als einer der wenigen wichtigen richtungsweisenden Veränderungen in Nehers Verständnis der politischen Gegebenheiten und Anlass für Anatol Becker, hatte schon seine berechtigten Auftritte. Ein Heinz Rühmann zum Beispiel hätte es nicht gebraucht. Für Klabund war Neher einfach noch zu jung und eigensüchtig.
Auch taucht Carols Familie nicht auf, was aber meiner Meinung nach, dringend zu einer Biografie dazugehört.
Dieses Buch ist weder Fisch, noch Fleisch, aber ein Baustein im Verstehen der Zeit zwischen den Kriegen. Der Fokus ist allerdings nicht wirklich definiert. Eine faktenbasierte Aufzählung, oder eine spannende Sicht auf diese politisch polarisierende Zeit, eine Entscheidung täte dem Buch gut.
Aber der Ansatz, der Ansatz war gut und das honoriere ich. Vielen Dank!
Beste Grüße
Dat Emswashed