Das war für mich wieder mal ein Buch, bei dem mich der Klappentext in eine komplett falsche Richtung gesteuert hat und ich deshalb erstmal mit meinen Erwartungen zurechtkommen musste. Ich suchte lange nach der Geschichte von Rufus, der aber eben nicht oder nur indirekter im Fokus des Romans steht. Erst als ich mich dann auf die Geschichte der Freunde eingelassen habe, konnte ich dem Roman näher kommen. Wie gesagt: Das wäre ohne das Zutun des Verlags bestimmt wesentlich schneller gegangen und hätte die Lesefreude gesteigert.
In den Beziehungen und Freundschaften rund um Rufus, die den Großteil des Romans ausmachen, zeigt uns der Autor dann wohl vor allem, wie tief und diffus verwurzelt die Auswirkungen von Rassismus im amerikanischen Leben sind. Keine der Freundschaften, keine der Liebesgeschichten kommt an dem Thema vorbei. Immer spielt der Maß an Respekt und Achtung dem anderen gegenüber in Abhängigkeit von der Hautfarbe eine immense Rolle und überlagert alles, was an Gefühlen, Nähe und Bindungen da ist. Das beschreibt uns der Autor an Hand der Beziehungen unterschiedlicher Paarkonstellationen aus dem Freundeskreis von Rufus. Und es ist nicht verwunderlich, dass die einzige Beziehung, die davon etwas heraussticht und die auch am Ende als Hoffnungsschimmer den Roman beendet, die zwischen Eric und Yves ist, eine Beziehung, die sich nicht in der amerikanischen schwarz-weiß Umgebung entwickelt.
Ich habe diese Ausführungen des Autors sehr gern gelesen und konnte dabei gut in diese Welt eines liberalen, aber doch von der Frage der Hautfarbe geprägten Beziehungswelten eintauchen. und doch muss ich sagen, das mir das alles manchmal wirklich etwas übersensibel war. Die Beziehungen und Situationen werden immer wieder ungemein verkompliziert übermittelt, viele Gefühle werden hineininterpretiert, wo mir das unangemessen erscheint. Hier ein Beispiel:
Und sie war es, die ihn tröstete. Ihre langen Finger strichen über seinen Rücken, und er begann, langsam, mit einem schrecklichen Würgen, zu weinen, denn sie strich die Unschuld aus ihm heraus.
Bis zur Rezension lasse ich das noch etwas sacken und schaue, wie sich mein Eindruck zu dem Buch im Nachhinein entwickelt.
Danke Euch für die schöne Leserunde!