Irgendjemand hatte geschrieben: das Buch fühlt sich ein bisschen wie Arbeit an. Da ist was dran! Aber genau wie bei einer schwierigen Arbeit ist man - steht man dann vor dem Ergebnis seiner Bemühungen - gerade wegen der Mühen so zufrieden. Und genauso fühlt es sich nach dieser Lektüre an. Der Autor macht es uns nicht leicht:
- er wählt bewusst einen Sprachperspektive, die keinerlei Nähe zu den handelnden Personen zulässt. Es ist und bleibt dokumentarisches Personal, deren Haltungen wir erfahren, ohne aber sie mit durchleben zu können. Dabei ist niemand davon wirklich ein positiver Held. Gottschalk ist bis zum Ende zerrissen in seiner Haltung und etwas, was Robert Habeck im Nachwort so treffend bezeichnet als: Mitläufer, der keine Lust mehr hat zu laufen! Das trifft es: So oft denkt man in dem Roman: jetzt kriegt er die Kurve und distanziert sich von dem Geschehen. aber es schafft es nicht weiter als bis auf den Kamelrücken, d.h. er ist Teil des kleinen Schrittes, den das deutsche Militär in Südwest abweichend von den Traditionen geht - runter vom Pferd, rauf aufs Kamel. Aber so halbherzig wie dieses Experiment betrieben wird, ist und bleibt auch die Haltung Gottschalks. Ja: er ist der richtige Protagonist für dieses Experiment, ist doch für jeden erkennbar, dass er ein Außenseiter und irgendwie Abtrünniger ist und damit auch verrückt genug, um dieses Experiment zu machen, ohne ihm allzu große Bedeutung zu geben.
Diese Zerrissenheit bleibt im Roman die gesamte Zeit bestehen, und so weiß der Leser nie genau, wo Gottschalk so steht und auch nicht, wo eigentlich der Erzähler so steht. Das ist ein schwieriges Spiel mit dem und für den Leser, aber ein stimmiges. Am Ende hat man vielleicht die Protagonisten nicht wirklich kennen und lieben gelernt, aber man hat einen Einblick in die Situation bekommen, wie es ist als Außenseiter in einer dogmatisch durchorganisierten Welt mit festgefügtem Weltbild herumzuirren.
Ich habe mich durch den Roman gearbeitet und gebe am Ende 4,5 Sterne