Fazit

G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Dieses Buch ist ein interessanter und berührender Blick auf das Treiben deutscher Kolonialisten und ebenso ein humanistischer Blick eines bewundernswerten Deutschen und seinem persönlichen Dilemma und ebenso ein Blick auf einen besonderen Führer der Khoin und Herero. Uwe Timms Schreibe hat mir sehr gefallen, gerade weil seine Schreibe etwas empathischer und auch etwas gefühlvoller rüberkommt, nicht so kühl und kalt wie die Schreibe vieler anderer älterer deutscher Autoren. Gerade auch der Aufbau des Buches hat etwas für sich, diese Mischung aus Tatsachenbericht/geschichtlichen Fakten und romanhaftem Geschehen, und ebenso auch eine Mischung aus realen Personen und fiktiven Charakteren. Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gefallen.

Ich kann nur nichts zu dem Nachwort von Habeck sagen, da ich eine ältere Ausgabe gelesen habe.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.527
24.553
49
66
Der Roman ist eine Lehrstunde zum Thema deutsche Kolonialgeschichte. Authentizität bekam das Buch durch seine Mischung aus historisch verbrieften und fiktiven Dokumenten . Lebendig und anschaulich wurde es aufgrund der fiktiven Erzählung über den deutschen Veterinär Gottschalk , der durch seine Erfahrungen in Deutsch- Südwestafrika eine Entwicklung vom naiven Mitläufer zum kritisch denkenden Beobachter machte. Außerdem hat Timm mit seinen Geschichten über frühere Missionare, Händler usw. dem Leser die Gedankenwelt und die Motive der deutschen Kolonialisten nahe gebracht.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.344
10.637
49
49
Erst habe ich mich ja ein wenig durchgequält, es war sehr mühsam. Doch nun bin ich froh, dass ich durchgehalten habe. Timm liefert einen interssanten Bericht über diese Thematik, und überlässt dem Leser die Entscheidung, die Fakten für sich moralisch zu ordnen.
Bei der Rezension habe ich mich allerdings schwer getan, da ich geschichtliches schlecht wiedergeben kann.


https://whatchareadin.de/community/...achwort-von-robert-habeck-von-uwe-timm.22085/
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.874
14.823
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Nach Beendigung schwanke ich zwischen der Erleichterung, durchgehalten zu haben, und Glück, weil ich so viel Neues erfahren habe. Ein Sachbuch über Kolonialismus hätte ich wahrscheinlich eher nicht gelesen, aber die Kombination aus Originalquellen und Romanhandlung hat mir den Einstieg ins Thema erleichtert. Das Lesen war mehr Arbeit als Lust, aber es hat sich definitiv gelohnt.

Das Nachwort von Robert Habeck hat mir sehr gut gefallen, der Mann kann einfach sprachlich gekonnt Wesentliches zusammenfassen. Erhellend war sein Eingehen auf Kropotkin und die Gegenüberstellung seiner Thesen zu Darwins Ansichten.

Für eine weitere Neuauflage würde ich mir, wie schon gesagt, eine Landkarte, ein Glossar und vielleicht noch eine Kennzeichnung wünschen, welche Quellen tatsächlich historisch sind und welche fiktiv (wie im Falle des Greifswalder Professors).

Vielen Dank für die tolle LR, die für mich ein großer Bonus bei der Lektüre war. Über die Rezension muss ich noch ein wenig nachdenken, sie folgt in einigen Tagen. Danke an dtv für die Neuauflage und das Leseexemplar und an @Renie für die perfekte Organisation!
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.310
18.963
49
48
Ich bin auch durch - froh, dieses Buch mit EUCH gelesen zu haben; es war mal wieder eine überragende, lehrreiche Runde. Timm macht es den Leser*innen nicht einfach; sein Schreibstil ist und bleibt etwas herausforderndes. Aber ich habe es definitiv nicht bereut, dabei gewesen zu sein - ich nehme so viel neues Wissen aus dem Buch und dieser Runde mit :rolleyes:...
Ich musste heute Nachmittag erst ein wenig überlegen, ob es 4 oder 5 Sterne werden; letztlich ist es die Höchstnote geworden. Über meine Rezension muss ich noch ein wenig nachdenken.

Danke an ALLE!
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.527
24.553
49
66
Nun bin ich endlich fertig mit meiner Rezension. Es war eine „ längere Geburt“. Das Buch mit seinen unterschiedlichen Handlungssträngen, den vielen historischen Fakten und der Menge an Figuren war nicht leicht zu packen . Genauso wenig wie die Hauptfiguren Gottschalk und Morenga. So eine vielschichtige Geschichte zusammenzufassen, fällt mir schwer. Aber gerade solche Bücher brauchen eine Leserunde, die immer wieder andere Aspekte aufdecken. Vielen Dank an alle, fürs Organisieren und Mitdiskutieren.
 

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
1.639
4.794
49
62
Essen
Irgendjemand hatte geschrieben: das Buch fühlt sich ein bisschen wie Arbeit an. Da ist was dran! Aber genau wie bei einer schwierigen Arbeit ist man - steht man dann vor dem Ergebnis seiner Bemühungen - gerade wegen der Mühen so zufrieden. Und genauso fühlt es sich nach dieser Lektüre an. Der Autor macht es uns nicht leicht:
- er wählt bewusst einen Sprachperspektive, die keinerlei Nähe zu den handelnden Personen zulässt. Es ist und bleibt dokumentarisches Personal, deren Haltungen wir erfahren, ohne aber sie mit durchleben zu können. Dabei ist niemand davon wirklich ein positiver Held. Gottschalk ist bis zum Ende zerrissen in seiner Haltung und etwas, was Robert Habeck im Nachwort so treffend bezeichnet als: Mitläufer, der keine Lust mehr hat zu laufen! Das trifft es: So oft denkt man in dem Roman: jetzt kriegt er die Kurve und distanziert sich von dem Geschehen. aber es schafft es nicht weiter als bis auf den Kamelrücken, d.h. er ist Teil des kleinen Schrittes, den das deutsche Militär in Südwest abweichend von den Traditionen geht - runter vom Pferd, rauf aufs Kamel. Aber so halbherzig wie dieses Experiment betrieben wird, ist und bleibt auch die Haltung Gottschalks. Ja: er ist der richtige Protagonist für dieses Experiment, ist doch für jeden erkennbar, dass er ein Außenseiter und irgendwie Abtrünniger ist und damit auch verrückt genug, um dieses Experiment zu machen, ohne ihm allzu große Bedeutung zu geben.
Diese Zerrissenheit bleibt im Roman die gesamte Zeit bestehen, und so weiß der Leser nie genau, wo Gottschalk so steht und auch nicht, wo eigentlich der Erzähler so steht. Das ist ein schwieriges Spiel mit dem und für den Leser, aber ein stimmiges. Am Ende hat man vielleicht die Protagonisten nicht wirklich kennen und lieben gelernt, aber man hat einen Einblick in die Situation bekommen, wie es ist als Außenseiter in einer dogmatisch durchorganisierten Welt mit festgefügtem Weltbild herumzuirren.
Ich habe mich durch den Roman gearbeitet und gebe am Ende 4,5 Sterne
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.606
21.868
49
Brandenburg
"Morengo" war für mich im Großen und Ganzen ein frustrierendes Leseerlebnis. Schließlich komme ich frisch vom Read der "Pfaueninsel". Das ist auch ein historisches Thema - aber wie anders verarbeitet.

Man kann dem Buch und dem Autor eigentlich keinerlei Vorwurf machen, da es der Aufklärung dient - außer, dass ich diese Art der Erzählung eben als frustrierend empfinde. Der Roman ist ein Sachbuchdrama mit größerem Gewicht auf der Sachbuchebene.

Abgesehen von dem Zynismus, der in fast jeder Zeile durchkommt, kann ich dem Buch wenig abgewinnen.

.
Besonders frustig ist das Nachwort. Eine literarische Bewertung bräuchte ich nicht, aber ein politisches Stament, das hätte ich erwartet und vllt noch einen Blick auf das heutige Namibia. Das Geschwafel des Herrn Habeck jedoch geht mir auf den Zwirn.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.606
21.868
49
Brandenburg
jajaja - man traut sich fast nicht, das Buch nicht zu loben. Aber es nicht zu mögen, das kann man sich trauen.

Irgendwie klappt das nie mit dem direkten Rezensionslink. Dann sucht halt.

Oder das:
Nein. Ich weiß nicht, woran es liegt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.733
9.771
49
Nun bin ich auch soweit durch mit dem Buch, konnte hier aber nicht weiter mitdiskutieren, weil mein Internet rumgezickt hat. Jetzt bin ich wieder dahoam, mit gesichertem Netz.

Ich mag Timm und seine Art Themen anzufassen, die er nicht be- , oder verurteilt, sondern dem Leser viel Freiraum lässt zum Selberdenken. Dabei plaudert er munter weiter, schweift vermeintlich ab, bleibt aber dabei immer in der Peripherie der Geschichte und gibt so ein Gesamtbild mit vielen, vielen Anknüpfungspunkten.

Der Titel des Buches ist vielleicht etwas irreführend, spielt Morenga die meiste Zeit doch eher im Schatten von Gottschalk mit, wäre aber letzterer der Namensgeber.... nun, wetten dass?!!

Ich werde meine Rezi allerdings unter der älteren Ausgabe einstellen, da mir Habecks Nachwort und damit seine Sicht der Dinge fehlt.
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.733
9.771
49
"Morengo" war für mich im Großen und Ganzen ein frustrierendes Leseerlebnis. Schließlich komme ich frisch vom Read der "Pfaueninsel". Das ist auch ein historisches Thema - aber wie anders verarbeitet.

Kann es sein, dass es das richtige Buch zum falschen Zeitpunkt war? Aber bevor ich urteile, lese ich dann erst mal die P.-insel.
 
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