Leider fehlte mir in den letzten Tagen die Zeit, mich in dieser Leserunde einzubringen. Coronas Auswirkungen auf meinen Alltag haben mich zu sehr in Beschlag genommen. Dennoch habe ich dieses Buch gelesen, kriege aber jetzt meine Eindrücke auf die einzelnen Leseabschnitte nicht mehr zugeordnet. Daher komme ich jetzt direkt mit meinem Fazit:
Ich fand das Buch unglaublich spannend. Trotzdem ich die Geschichte zu Haarmann ungefähr kannte und wusste, wie die Sache ausgeht, hat mich die Handlung gepackt. Vermutlich war es das Drumherum dieses Falls, insbesondere die Schwierigkeiten, die Lahnstein bei seinen Ermittlungen hatte. Letztendlich musste er an allen Fronten kämpfen: gegen die Kollegen, gegen seinen Vorgesetzten, gegen die Öffentlichkeit. Und dann musste er auch noch gegen sich selbst antreten. Denn im tiefsten Inneren scheint er sehr unsicher zu sein. Dieses Hinterfragen seiner sexuellen Gesinnung oder seine ständigen Überlegungen, wie andere auf ihn reagieren könnten sind schon sehr speziell. An irgendeiner Stelle achtete er sogar darauf, wie der Haarmann ihn sieht. Ich glaube, das war zum Ende hin.
Zwischenzeitlich habe ich immer überlegt, ob ich diesen Roman als Krimi sehe. Tatsächlich war dieses Buch für mich eher ein historischer Roman. Aber vom Feinsten. Denn mich hat die Darstellung des Zeitgeistes und der politischen Hintergründe fasziniert.
Ein paar Schwächen habe ich dennoch in diesem Roman gesehen:
Kommissar Zufall: Zum Einen Emma, die Zigarrenverkäuferin, und die sichzufällig als Schwester von Haarmann erweist; zum Anderen: Lahnsteins Vermieterin, die ihn mit der Nase auf Haarmann deut. (Hannover schien ein Dorf zu sein
)
Müller: es gibt eine Verbindung zwischen Müller und Haarmann. Diese wird nicht konsequent herausgearbeitet. Gut, Haarmann als Informant von Müller: das kann ich mir noch vorstellen. Aber die verschwundene Akte von Haarmann zeigt, dass er unter den Verdächtigen ganz weit vorne steht. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass Müller die Augen davor verschlossen hat. Der Vorwurf, dass Müller Haarmann gedeckt haben könnte, liegt nahe. Doch irgendwie kommt Müller zu geschmeidig aus der Sache heraus.
Da die Begeisterung für das historische Drumherum und den Spannungsaufbau bei mir jedoch überwiegt, kann ich mit diesen Schwächen ganz gut leben.