Da war aber jemand sauer und hat seinen Unmut mit dem kundgetan, was er am besten kann: Schreiben.
Nur diesmal hatte man den Eindruck, dass der Frust sehr schnell von der Schriftstellerseele geschrieben werden wollte.
Das Warum, also die Hintergründe für die Kakerlaken-Seelenwanderung war für mich gar nicht so bedeutend. Immerhin setzt McEwan häufiger verrückte Ideen um. Ich denke da an das letzte Buch "Maschinen wie ich" oder "Nussschale". Auch hier hätte man hinterfragen können, warum er sich ausgerechnet den Themen in den Bücher auf diese spezielle Art und Weise nähert. Für mich ist das künstlerische Freiheit, die er nicht begründen muss.
Genauso wenig interessiert mich der Vorgang der Menschwerdung der Kakerlake. Daher hätte die Beschreibung auch nicht ausführlicher stattfinden müssen. Denn es geht nicht um die Kakerlake, und was sie zum Menschen macht, sondern um die englische (Europa)Politik. Und hier hat McEwan seine Einstellung klar und deutlich rübergebracht, und das in einer sehr unterhaltsamen und originellen Art und Weise. Aber auch nicht mehr. Reicht ja auch. Da die Welt tagtäglich mit dem Brexit-Kasperletheater konfrontiert wird, hätte ich ehrlich gesagt auch gar keine Lust gehabt, mich intensiv literarisch damit zu beschäftigen. Ein Schnellschuss mit 160 Seiten reicht mir an dieser Stelle. Ein britischer Autor hat also mal eben seinen Standpunkt deutlich gemacht.
Sprachlich ist man natürlich besseres von ihm gewohnt.