Fazit

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.195
49
Dank meines Urlaubs bin ich relativ schnell durch den Roman gekommen, mit dem Nachteil, dass ich kaum jemanden zum Austausch hatte.

Es gibt gelungene Sätze, der Schreibstil an sich gefällt mir außerordentlich gut, ich habe mich zu keiner Zeit zum Weiterlesen quälen müssen. Dennoch war es keine befriedigende Lektüre. Warum nicht?

Die Protagonisten sind von Anfang an als psychisch gestört definiert. Niemand ist "normal". Dreh- und Angelpunkt ist Arthur, der als Narzisst sicherlich Verantwortung für die Schwierigkeiten seiner Kinder hat. Francine, die Mutter, die einzige Vernünftige, ist frühzeitig verstorben, was die Kinder nicht verwinden können.

Im Roman gibt es viele Rückblicke, die das Familienbild komplettieren. Diese Episoden sind meist kurzweilig zu lesen - gerade weil sie so abstrus sind. Auch Arthur und Francine stammen aus psychotischen Familien. Hier müsste eine Familienaufstellung her, um Verstickungen aufzuzeigen...

Das Ende ist so versöhnlich, dass die dargestellte Harmonie kaum von Dauer sein kann. Alle Psychosen und Traumata haben sich von selbst geheilt und wurden überwunden. Recht unglaubwürdig.

Wie ich das Buch bewerte, weiß ich noch nicht. Mir fehlt die Message, der Sinn hinter dem Ganzen. Ich kann nicht glauben, dass so die amerikanische Gesellschaft aussehen soll - So degeneriert und kaputt.

Ich brenne auf eure Beiträge!!!
 

MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
1.538
3.981
49
48
Ich pflichte dir bei, Literaturhexle. Der Roman ist gut zu lesen, kein bisschen langweilig, aber trotzdem bin ich nicht begeistert.

Das Buch ist für mich definitiv kein Gesellschaftsroman, eher ein Familienroman. Die Macken der Protagonisten sind einfach zu speziell und am Ende wie durch Magie überwunden. Ganz nett, mehr aber auch nicht.
 

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.068
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Ich bin nach einigen Anfangsschwierigkeiten auch schnell durchgekommen, sehe den Roman jedoch nicht ganz so nichtig. Er spiegelt einiges der amerikanischen Gesellschaft wider: Ethans Schulden, die ohne Folgen bleiben - wir leben unbeschadet im Konsum über unseren Verhältnissen. @KrimiElses Ansatz bzgl. der Entwicklungshilfe fand ich sehr erhellend. Auch Maggies Helfersyndrom hilft letztlich keinem. Dieser Bruno braucht dringend mal eine Ansage:eek:. Die Figuren mögen überzeichnet sein, auch Arthur in seiner maßlosen Selbstüberschätzung, der sich aber immer ungerecht behandelt fühlt. Letztlich repräsentieren sie Typen. Auch das klassische Familienmodell wird kritisiert: Francine, die ihre Karriere opfert, für was?
Sprachlich hat mir der Roman von Anfang an gefallen, es ist nicht der ganz große Wurf, aber dennoch ein Spiegel der Gesellschaft.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.195
49
Er spiegelt einiges der amerikanischen Gesellschaft wider:
Eure Ansätze sind wirklich gut und nachvollziehbar! Bestimmt ist es so gewollt.

Ich kann (und will) mir aber nicht vorstellen, dass die amerikanische Gesellschaft dermaßen degeneriert ist! Da hat ja keiner mehr gesunden Menschenverstand! Mit nichts kann man umgehen: nicht mit der Geburt, nicht mit dem Tod, nicht mit dem Erbe, nicht mit Kindern.....usw.

Außerdem ist diese Familie besonders geschädigt. Die Überzeichnung führt bei mir eher zu Unverständnis, zur Parodie...

Da es aber in der jüngeren Vergangenheit von solchen amerikanischen Romanen nur so wimmelt, ist bestimmt mehr Wahres dran, als ich sehen will o_O
 

MRO1975

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11. August 2018
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Ich bin nach einigen Anfangsschwierigkeiten auch schnell durchgekommen, sehe den Roman jedoch nicht ganz so nichtig. Er spiegelt einiges der amerikanischen Gesellschaft wider: Ethans Schulden, die ohne Folgen bleiben - wir leben unbeschadet im Konsum über unseren Verhältnissen. @KrimiElses Ansatz bzgl. der Entwicklungshilfe fand ich sehr erhellend. Auch Maggies Helfersyndrom hilft letztlich keinem. Dieser Bruno braucht dringend mal eine Ansage:eek:. Die Figuren mögen überzeichnet sein, auch Arthur in seiner maßlosen Selbstüberschätzung, der sich aber immer ungerecht behandelt fühlt. Letztlich repräsentieren sie Typen. Auch das klassische Familienmodell wird kritisiert: Francine, die ihre Karriere opfert, für was?
Sprachlich hat mir der Roman von Anfang an gefallen, es ist nicht der ganz große Wurf, aber dennoch ein Spiegel der Gesellschaft.
Das sind alles gute und richtige Gedanken. Mich hat davon aber nichts wirklich berührt - vllt. waren es einfach zu viele Macken...
 

MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
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Mit nichts kann man umgehen: nicht mit der Geburt, nicht mit dem Tod, nicht mit dem Erbe, nicht mit Kindern.....usw.
Völlig richtig, wie bei der App. Alles ist ein Trauma. Kinder bekommen/keine Kinder bekommen, Karriere machen/keine Karriere machen; viel Geld haben/kein Geld haben.

Irgendwie ist das wie in der Fabel mit dem Lamm, das zu oft nach der Mutter ruft. Irgendwann juckt es keinen mehr - auch wenn es mal um ein ernstes Problem gehen sollte.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
2.861
5.110
49
buchmafia.blogspot.com
Ich bin nach einigen Anfangsschwierigkeiten auch schnell durchgekommen, sehe den Roman jedoch nicht ganz so nichtig. Er spiegelt einiges der amerikanischen Gesellschaft wider: Ethans Schulden, die ohne Folgen bleiben - wir leben unbeschadet im Konsum über unseren Verhältnissen. @KrimiElses Ansatz bzgl. der Entwicklungshilfe fand ich sehr erhellend. Auch Maggies Helfersyndrom hilft letztlich keinem. Dieser Bruno braucht dringend mal eine Ansage:eek:. Die Figuren mögen überzeichnet sein, auch Arthur in seiner maßlosen Selbstüberschätzung, der sich aber immer ungerecht behandelt fühlt. Letztlich repräsentieren sie Typen. Auch das klassische Familienmodell wird kritisiert: Francine, die ihre Karriere opfert, für was?
Sprachlich hat mir der Roman von Anfang an gefallen, es ist nicht der ganz große Wurf, aber dennoch ein Spiegel der Gesellschaft.
Mir geht es mit dem Buch wie Dir, ich habe es sehr gerne gelesen, und eigentlich fehlt mir zu fünf Sternen ein passender Schluß. Sprachlich ist das Buch toll, der Stil mit viel Zynismus und hintersinnigem (oft jüdischem) Witz gefällt mir sehr.
Ich sehe sehr viel Kritik im Roman an der Gesellschaft, am alles beherrschenden Geld, an der westlichen Selbstüberschätzung, an der Ungerechtigkeit Frauen gegenüber, am Leben jenseits jeglichen Maßes und Verhältnisses ohne Folgen...ich hatte an anderer Stelle (Abschnitt2?) dazu geschrieben, es ist nur so angelegt, daß man nicht unmittelbar und direkt darauf gestoßen wird, sondern über den Umweg einer Familiengeschichte mit total verrückten Figuren (die ich mir ganz ehrlich gesagt in den USA genau so vorstellen kann).
Von mir gibt es vier gute Sterne.
Rezension folgt.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
7.245
18.663
49
48
Musste krankheitsbedingt ein paar Tage mit lesen pausieren, bin nun aber mit dem Buch durch. Mich hat der Roman nicht erreicht; einzig die Kritik an der Gesellschaft hat mich etwas versöhnt. Ich kann leider nur 3* vergeben. Rezension folgt sofort.
 

KrimiElse

Bekanntes Mitglied
26. Januar 2019
2.861
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buchmafia.blogspot.com
Musste krankheitsbedingt ein paar Tage mit lesen pausieren, bin nun aber mit dem Buch durch. Mich hat der Roman nicht erreicht; einzig die Kritik an der Gesellschaft hat mich etwas versöhnt. Ich kann leider nur 3* vergeben. Rezension folgt sofort.
Schön dass du wieder auf dem Damm bist. Und schade, dass dir das Buch nicht besonders gefallen hat, aber ich kann schon nachvollziehen, was dich und andere in der Runde daran gestört hat.
 

KrimiElse

Bekanntes Mitglied
26. Januar 2019
2.861
5.110
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buchmafia.blogspot.com
Da es aber in der jüngeren Vergangenheit von solchen amerikanischen Romanen nur so wimmelt, ist bestimmt mehr Wahres dran, als ich sehen will
Das muss nicht sein, oft sind solche Dinge auch Trendbedingt. Ein Autor hat Erfolg mit einer solchen Story, die Verlage gehen auf Nummer sicher und bringen ähnliches heraus. Und Debütautoren sind sicher willige Opfer de4 Lektoren von großen Verlage...deshalb liebe und stöbere ich gerne in den kleinen unabhängigen Verlagen, weil ich mir einbilde, dass man dort eben nicht den Schreibwerkstatt-Trends nachjagt
@Renie weiß da sicher besser als ich Bescheid.
Doch wie schon mehrmals geschrieben, ich mochte das Buch und kann mir alle Macken der Figuren als real sehr gut vorstellen.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
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Sprachlich fand ich das Buch gelungen. Ich kann auch Ethan und Maggie ein Stück weit nachvollziehen, vor allem bei einem Vater wie Arthur. Mir war es zu stark überzeichnet und konstruiert.

"die Geschichte einer Familie, die die unsere sein könnte" steht im Begleittext zum Buch. Na, zum Glück sind wir ganz anders verrückt.