Fazit.

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
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MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
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Das Buch hat mich am Anfang sehr fasziniert. Ich habe mich teils sehr über die sarkastische Darstellung von Barrys Leben amüsiert. Die Geschichte hat sich auch schnell weiterentwickelt und war nie langweilig. Die verschiedenen Personen, die Barry kennenlernt, waren interessant. Ich habe mich allerdings zunehmend gefragt, wo das alles hinführen soll. Am Ende hat sich das Geschehen dann geradezu überschlagen. Ich hatte fast das Gefühl als habe der Autor keine Zeit oder keine Geduld mehr gehabt, langsam auf das Ende zuzuschreiben. Nun bin ich zudem etwas ratlos. Was wollte Shteyngart uns zeigen? Dass Barry Leben sinnlos ist? Und wenn schon. Die meisten Multimillionäre werden das Buch nicht lesen. Oder wollte er uns die tiefen Gräben zwischen den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten zeigen? Diese Mission isr durch die „laute“ Vordergrundgeschichte etwas in den Hintergrund gerückt. Ich muss noch ein bisschen nachdenken, bevor ich die Rezension schreibe. Bin gespannt, was ihr denkt.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich habe das Buch gestern beendet und verbleibe ebenso etwas verwirrt zurück. Ich habe dieses Buch/diese Geschichte für gut befunden. Spannend, skurril, sehr amerikanisch. Aber trotzdem frage ich mich, was möchte mir der Autor eigentlich sagen? Mehr und mehr tendiere ich dazu diese Geschichte als die Geschichte von Barry zu empfinden/zu sehen, welcher mit seinen ihm gegebenen Einschränkungen versucht sein Leben zu leben. Andererseits ist es auch die Geschichte von Barry und Seema, die sich aus diversen Gründen zusammengefunden haben und nun, einerseits wegen der Diagnose des Kindes, andererseits wegen ihrer eigenen Überdrüssigkeit voneinander, auseinandergehen und für sich neue Wege finden müssen. Und als letztes bedeutendes Thema sehe ich einen Spiegel der amerikanischen Gesellschaft und damit auch Hinweise auf die Gründe für das politische Geschehen in Amerika. Allerdings ist für mich das letzte Thema nicht vollkommen ausgeführt worden. Da wäre noch einiges zu erzählen gewesen, aber gut vielleicht sprengt das dann auch das Buch. Ebenso gefallen an dem Buch hat mir auch der Sarkasmus und das teilweise Überzeichnete.
 

Leseglück

Aktives Mitglied
7. Juni 2017
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Zu Beginn des Buches fand ich vor allem interessant, in die Welt der superreichen New Yorker Hedgefonds- Manager einzutauchen. Deren Maßstäbe von Besitzt und Vermögen, deren Fixierung auf Geld und deren Wunsch mit jungen, gebildeten Frauen zu beeindrucken. Die Marken für Whiskey, Anzüge, Uhren usw. die sie bevorzugen.
Spannend war dann auch der Roadtrip im Greyhoundbus mit den Einblicken in andere Gesellschaftschichten und der Niedergang von Barry.
Am Ende bleibe ich aber auch ein bisschen ratlos zurück. Ich finde das Buch ist nicht so ganz gelungen weil der Sarkasmus die Tragik sozusagen neutralisiert. Aber es ist auch nicht sarkastisch ironisch genug um es als Groteske zu genießen.
Der Autor rechtfertigt das z.T. unmoralische Verhalten von Barry mit dessen Autismus. Damit ist aber Barry nicht verantwortlich für sein Tun. Dies erinnert an Trump, den man ja auch als psychisch gestörte Persönlichkeit beschreiben kann (kein Autist aber Narzisst). Warum haben solche Persönlichkeiten Erfolg. Ganz einfach, gerade weil sie keine Empathie und damit keine Skrupel haben. Aber mir gefällt der Gedanke nicht, dass man deren Verhalten mit einer angeborenen Charakterstörung erklärt. Am Ende bleiben sie so ohne Schuld.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Der Autor rechtfertigt das z.T. unmoralische Verhalten von Barry mit dessen Autismus. Damit ist aber Barry nicht verantwortlich für sein Tun. Dies erinnert an Trump, den man ja auch als psychisch gestörte Persönlichkeit beschreiben kann (kein Autist aber Narzisst). Warum haben solche Persönlichkeiten Erfolg. Ganz einfach, gerade weil sie keine Empathie und damit keine Skrupel haben. Aber mir gefällt der Gedanke nicht, dass man deren Verhalten mit einer angeborenen Charakterstörung erklärt. Am Ende bleiben sie so ohne Schuld.

Genau, dies hatte ich gemeint, wollte es aber nicht ausformulieren, sondern den Gedanken bei anderen finden. Es gefällt mir sehr, dass du es auch so siehst! Denn wenn der Autor führenden Schichten ein Wesen ohne Empathie und Skrupel unterstellt und sie gleichzeitig ohne Strafe davonkommen lässt, unterstellt dies führenden Schichten im realen Amerika sehr viel. Und den Erfolg des Buches in Amerika empfinde ich dann wieder interessant. Interessant ist auch folgendes, der Autist Barry zieht ein Resümee und handelt, könnte dies die führende Schicht in Amerika auch?
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Am Ende bleibe ich aber auch ein bisschen ratlos zurück. Ich finde das Buch ist nicht so ganz gelungen weil der Sarkasmus die Tragik sozusagen neutralisiert. Aber es ist auch nicht sarkastisch ironisch genug um es als Groteske zu genießen.

Auch diese Gedanken fand ich interessant, im ersten Teil beschreibt Shteyngart sehr sarkastisch/zynisch und überzeichnet und später verändert sich dies, er beschreibt die vorher etwas lächerlich erscheinenden Charaktere plötzlich menschlicher, nachvollziehbarer. Sie werden manchmal sogar etwas sympathisch gezeichnet. Sie sind mir dadurch nicht sympathisch geworden. Aber ich frage mich trotzdem warum der Autor dies so gestaltet. Erst Schwarz und Weiß und dann graue Schattierungen ...
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Irgendwie war das nicht mein Buch. Mir war es zu intellektuell überzeichnet, ein Spaß für Insider sozusagen, zu denen ich mich nicht zähle. Ich bin kein Amerikakenner, ich hasse Werbung - und war von der ständigen Auflistung von Markennamen echt genervt. Zudem frage auch ich mich, was der Autor mit dem Roman bezwecken wollte. Ihr bekommt, was Ihr verdient (Trump)? Den Reichen passiert schon nichts? Ist das wirklich gesellschaftskritisch? Vielleicht ein unbequemer Spiegel, aber ich bin doch froh, dieser Gesellschaft der Reichen und Oberflächlichen jetzt erst einmal den Rücken kehren zu können.

Hier nun auch meine Rezension:
https://whatchareadin.de/community/...s-roman-von-gary-shteyngart.17565/#post-62801
 
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KrimiElse

Bekanntes Mitglied
26. Januar 2019
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49
buchmafia.blogspot.com
Was passiert, wenn man einen Superreichen Aufsteiger aus Manhattan auf das arme Amerika treffen lässt?
Barry, der Protagonist des Buches, ist als Unsympath und gleichzeitig als tragikomische Figur gezeichnet. Er fährt nach einem Streit mit seiner Frau im Greyhound-Bus quer durch die USA, um seine Collegeliebe zu treffen.
Er, der Nerd und Einzelgänger, hat seit seiner freudlosen und einsamen Jugend gelernt, mit Menschen umzugehen und mit ihnen Geschäfte zu machen. Leutselig und begeisterungsfähig stolpert er von einer Begegnung in die nächste, bleibt überheblich-distanziert und Mentorenhaft auf seinem hohen Thron sitzen und betrachtet seine Mitmenschen eher als Streichelzoo als auf Augenhöhe.
Gefühlsblind, während der Bustour mittellos, scheint er abzustürzen und für schmutzige Geschäfte bezahlen zu müssen - kommt aber davon.
Das Buch ist bitterböse und satirische Abrechnung und gleichzeitig Sittengemälde der USA im Sommer zu Beginn der Trump-Ära.
Am Ende hat mich gestört, dass Shteyngart Gnade mit Barry hatte und ihm, der sich in meinen Augen nicht geändert hat, seine von ihm völlig vernachlässigte Familie und damit etwas Glück zurückgab.
Insgesamt für mich aber ein lesenswertes und großartiges Buch. Ich mag derartige böse Satiren gern.