Ich bin ehrlich gesagt noch etwas unschlüssig über das Buch. Es sind bewegende Bilder, interessante Informationen, insbesondere das Gegenüberstellen von Schmidts alter und neuer Realität und seinem schweren Gang von der Flucht ins Internierungslager, immer willig, sich dem Gastland zu unterwerfen, und der kalten Behördenstimme des Mitarbeiters der Eidgenössischen Fremdenpolizei ist für mich sehr eindringlich und unterstreicht das Erzählte.
Doch mit der Hauptfigur kann ich andererseits nicht so richtig etwas anfangen. Auch am Ende des Buches ist er für mich schlecht greifbar. Er liebt seine Mutter, ist seiner Familie zugetan, andererseits fokussiert er seine Sängerkarriere und lebt ein Leben vollkommen losgelöst von seiner Familie. Die Mutter kommt zu einigen Konzerten - das macht ihn glücklich, aber er besucht sie nicht bzw. Schickt den Geschwistern Geld, dass sie sich kümmern.
Mag sein, dass die Musik sein Leben war, aber für mich wird das im Roman in keiner Weise deutlichen den Erinnerungen nicht und auch in der gegenwärtigen Situation nicht. Für mich stolpert Schmidt durchs Leben, in seiner guten Zeit geführt von seinem Agenten und den Frauen, die er liebte, während der Flucht hilflos und unterwürfig und in beiden Fällen äußerst realitätsfern.
Ich weiß nicht, ob genau das gewollt ist, ob er einfach so gewesen ist und ob das in der Situation als Flüchtling normal gewesen ist.
Ich habe die Geschichte selbst mit Spannung verfolgt, habe die vielen Informationen aufgesogen und genossen, aber berühren konnte sie mich nicht wirklich.