Fazit

Literaturhexle

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2. April 2017
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Puh! Das Buch lässt einen nicht unberührt zurück! Es hat wirklich eine Ambivalenz von Liebe und Schmerz in sich und zeigt die Facetten einer stark rassistischen Gesellschaft auf. Insofern ist es nach wie vor ein hoch aktuelles Buch: immer wieder hört man von brutalen Übergriffen der amerikanischen Polizei insbesondere auf schwarze Menschen, die überproportional in den Gefängnissen vertreten sind. Zudem fördert der derzeitige Präsident den Rassismus auf vielfältige Weise.

Fonny ist dem System so restlos ausgeliefert. Selbst im Gefängnis gibt es Hierarchien und Quäler. Das lässt bei mir ein Gefühl der Ohnmacht zurück.
Auch dem Puertoricanischen Opfer kann man nur bedingt einen Vorwurf machen: sie ist selbst völlig am Boden und verängstigt, traut sich nicht, die Aussage zu widerrufen....

Immer wieder auch menschliche Lichtblicke in all der Tragik: die Italienerin, die zunächst eine Festnahme Fonnys durch ihre beherzte Zeugenaussage verhindert, der Vermieter, der den Speicher für das Paar freihalten will und einige mehr.

Ein bewegendes Buch, ein Klassiker - brandaktuell und wichtig.

Sprachlich entspringt er dem Kopf Tishs, wirkt authentisch und präsentiert immer wieder auch poetische Abschnitte und Weisheiten.

Ich bin gespannt, ob dtv noch weitere Werke von Baldwin neu auflegt. Die ersten beiden (dieses und "Von dieser Welt") haben mir richtig gut gefallen und Lust auf mehr gemacht.
 
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Reaktionen: MRO1975 und Anjuta

Literaturhexle

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2. April 2017
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Jetzt tut es mir sehr leid, dass ich nicht in der Leserunde war. war aber ein schlechter Zeitpunkt für mich :oops:
Das Buch hätte dir ganz bestimmt gefallen! Du solltest den Autor im Auge behalten. Auch "Von dieser Welt" (Original: Go tell it on the Mountain ") kann ich sehr empfehlen.
 

Renie

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19. Mai 2014
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Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Ein starkes Buch, in dem Baldwin sehr viel Wut zum Ausdruck bringt. Er prangert die Diskriminierung an, wobei er sich nicht nur auf die Situation zwischen Schwarzen und Weißen beschränkt. Hier diskriminiert jeder jeden, unabhängig von Hautfarbe, Religion und Geschlecht. Die Diskriminierung kann subtil in den Köpfen stattfinden, aber auch ganz brutal in direkter Konfrontation. Ich empfand den Umgang der Weißen mit den Schwarzen diskriminierend. Ich fand aber auch die Sichtweise der Schwarzen auf die Weißen diskriminierend. Die Religion bekommt ihr Fett weg. Und die Frauen werden sowieso diskriminiert.
Sehr aufwühlend ist das Ganze. Da ist die Beziehung zwischen Tish und Fonny sowie der Umgang ihrer Familie miteinander sehr wohltuend. Fast wie ein Fels in der Brandung.
 

MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
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Ein starker Roman, der deutliche Worte findet. Rassissmus und Hass erzeugen eine Spirale von weiterem Rassissmuss und Hass, an deren Ende die schächsten, in der Regel die Frauen stehen. Aus dieser Spirale kann nur die Liebe befreien...

Das Nachwort fand ich spitze, so viele kluge Gedanken und Informationen. Ein gelungener Abschluss.