Fazit

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.892
12.580
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Mein Fazit: ich bin ratlos.
Was war das jetzt, was ich gelesen habe? Da hat uns der Autor eine Lügengeschichte erzählt, oder auch nicht. Ich habe mich dabei beobachtet, wie ich versucht habe, den wahren Louis zu entdecken. Das war mir jedoch nicht möglich. Also habe ich versucht, Dinge in ihn hineinzuinterpretieren. Man will ja schließlich nicht nach Beendigung des Buches sagen müssen, ich habe den Protagonisten nicht verstanden. Aber ich vermute, dass genau das der Plan des Autors war (ich frage ihn später). Denn hier geht es darum, was Fiktion und was Wahrheit ist. Und da hat jeder seine eigene Wahrheit und sieht in Louis das, was er sehen möchte. Wenn meine Vermutung stimmt, hat Michael seinen Plan sehr gut umgesetzt. Wenn nicht ....? Ich muss nochmal darüber nachdenken. Die Rezension wird schwierig.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.442
49.883
49
Da hat uns der Autor eine Lügengeschichte erzählt, oder auch nicht. Ich habe mich dabei beobachtet, wie ich versucht habe, den wahren Louis zu entdecken.
Wenn aber alles eine Lügengeschichte war: warum ist Louis dann so ein fieser, antipathischer Held? Wäre er nur hier und da ein bisschen freundlicher aufgetreten, hätte man sich besser in ihn hineinversetzen können (Von mögen will ich bewusst nicht sprechen. Man muss eine Figur nicht mögen, aber man will ihre Handlungen zumindest nachvollziehen können).
So hat mich Louis und seine Geschichte über Gebühr angestrengt... Ich wollte das Buch eigentlich mögen, zumal wir den Autor sogar hier im Forum haben...
Doch hat er es uns mit diesem Roman nicht leicht gemacht. Da eine ehrliche, tragfähige Rezension zu schreiben, wird auch mir schwer fallen @Renie
 

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
Was soll ich für ein Fazit ziehen? Das Buch hat es mir schwer gemacht, ich fand keinen Zugang zur Geschichte, keinen Zugang zum Protagonisten. Es gab immer wieder schöne Abschnitte, ein besonderer Satz oder eine Beschreibung, die mich aufmerken ließen.
Ich musste mich immer wieder motivieren es zur Hand zu nehmen, ohne Leserunde wäre es eines der wenigen Bücher geworden, die ich abgebrochen hätte.
 

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
1.639
4.794
49
62
Essen
Ich habe lange gewartet mit meinem Fazit, weil ich noch den Nachhall des Buches abwarten wollte, aber wie schon befürchtet: der Nachhall bleibt komplett aus. Das Buch lässt mich komplett unbefriedigt zurück. Ich kann nur oder vor allem sagen, was das Buch nicht gemacht hat:
- es hat keine Abenteuergeschichte erzählt, sondern diese nur gestreift, ohne in das Geschehen einzutauchen - als Beispiel verweise ich mal auf den "Ritt auf der Schildkröte", der im Titel so verlockend neugierig machend daherkommt. Tatsächlich wird dieser Ritt - meiner Erinnerung nach - zweimal im Buch erwähnt oder gestreift, aber er wird nicht zu einer Geschichte, die sich als Bild in meinem Kopf verfestigen könnte.
- es hat mir nicht die Geschichte des Abenteurers Louis/Hans/Jack erzählt - bei allem Potential, die diese Figur für einen Roman hätte - sie bleibt mir auch nach Lektüre des Buches eine Unbekannte, die mich nicht annähernd irgendwie bewegt hat.
- es hat mir statt dessen ......
Hier klafft die große Lücke. Ich weiß es einfach nicht.
Dabei hatte ich zwischendurch durchaus Spaß beim Lesen. Die ersten zwei Kapitel etwa sind ein grandioser Einstieg. Die Szene der Rede und der Besuch der Hebamme im weit abgelegenen Gehöft, die die Dringlichkeit der Situation in Abrede zu stellen versucht, bevor sie dann schnellstmöglich einzugreifen hat: das versprach mir viel Lesevergnügen und bleibende Bilder . Aber sorry, Michael Hugentobler, danach eigentlich vor allem Unbefriedigtheit und ungestillte Neugier.
Gern hätte ich das Buch bis zum Ende hin wirklich gemocht. es hat nicht geklappt. Schade!
 

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
2.728
2.678
49
Ich lese so beschreibende Bücher eigentlich wenig bis garnicht. Ist ja, glaube ich, dass ich den Krimis/Thriller anhänge. Es darf auch mal was anderes sein, Familie, Liebe, Herz, Schmerz, selten Grusel. Nur eben nichts Beschreibendes. Von dieser eher ungünstigen Ausgangslage ausgehend, fand ich das Buch eigentlich nicht schlecht. Die Aufmachung von Umschlag, das Lesebändchen, hat mich angenehm berührt. Die Mühe, die sich der Verlag gemacht hat, das Buch schön zu präsentieren, hat mich beeindruckt. Die Unfähigkeit von Louis, Bindungen einzugehen und mal bei der Stange zu bleiben, konnte ich nachvollziehen, da tat er mir eher leid. Nur leider konnte ich auch nachvollziehen, dass sich fast alle, denen er begegnete, von Louis vor den Kopf gestoßen fühlen mussten.Da wirkt er dann einfach nicht sympathisch und man fragt sich, warum er nicht versucht, an sich zu arbeiten. Seine Kinder bleiben ja auch allein. Nur seine Tochter wird einigermaßen glücklich, nachdem sie sich auf seine Spur begeben hat. Nur wie gesagt, diese beschreibende Sprache liegt mir einfach nicht so besonders. Die Passagen mit der Tochter haben mir am besten gefallen, weil durch sie etwas Spannung aufkommt.
Für mich ist das Schluss-Fazit, dafür, dass mir das Genre und diese beschreibende Berichtsform nicht so liegt, hat mir das Buch besser gefallen als ich erwartet hätte.
 
  • Like
Reaktionen: Renie und parden

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
1.639
4.794
49
62
Essen
Nachdem ich Renies Rezension gelesen habe, muss ich hier im Fazit nochmal nachlegen. @Renie, du hast auf das Spiel von Wahrheit und Täuschung in deiner Rezension hingewiesen, die für dich den Kern des Buches ausmacht. (Wenn ich dich da richtig verstanden habe.) Du hast mir damit nochmal einen wichtigen und guten Denkanstoß zu dem Buch gegeben, der mir einen neuen Zugang verschafft haben könnte, der sich mir beim Lesen aber (leider) irgendwie nicht eröffnet hat, um mir zu helfen, das Buch für mich positiv zu erschließen. Aber danke für diesen nachträglichen Hinweis .
 
  • Like
Reaktionen: parden und wal.li

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.857
7.739
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Das mit der Wahrheit und Fiktion habe ich in meiner Rezension aufgegriffen, weil es sich aufdrängt. Trotzdem konnte mich das Buch nicht packen und ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich es nun zur Seite legen kann. Manchmal erwarte ich einfach aufgrund des Klappentextes und des Covers etwas anderes, und da bleibt die Enttäuschung nicht aus.

Mir gefällt das Fazit in der Rezension von @Renie
"Für mich steht das Spiel zwischen Wahrheit und Fiktion im Vordergrund, so dass der Charakter des Protagonisten fast zur Nebensache wird. Ich fühlte mich von Michael Hugentobler in die Rolle des Publikums hineinversetzt, das nur dann zufrieden ist, wenn es genau das zu hören bekommt, was es hören möchte. Ich wollte einen Abenteuerroman, den ich nicht bekommen habe und müsste deshalb enttäuscht sein von diesem Buch."

Ich bin enttäuscht, wie schon gesagt, und demenstprechend müsste der Autor ja zufrieden sein, denn da ist seine Rechnung wohl aufgegangen. Was für eine Absurdität... Jedenfalls ist meine Rezension nun fertig und nur ganz knapp den 2 Sternen entkommen...

https://whatchareadin.de/community/...man-von-michael-hugentobler.14241/#post-47553

Ich bedanke mich aber für die Möglichkeit, dass ich hier mitlesen konnte! :)
 
  • Like
Reaktionen: Renie

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.892
12.580
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Wenn aber alles eine Lügengeschichte war: warum ist Louis dann so ein fieser, antipathischer Held? @Renie
Ich frage mich im Nachhinein, was Louis so fies und unsympathisch gemacht hat. Mir fallen nur zwei Dinge ein: das mit den Insekten zerrupfen und der Egoismus und seine Verachtung gegenüber anderen. Aber manchmal ist Egoismus verständlich, insbesondere dann, wenn andere nicht besonders nett zu einem sind. Zunächst hat man ihn nur als drolligen Kleinwüchsigen wahrgenommen, der bestenfalls als Diener gut ist. (was bestimmt in den damaligen Kreisen sehr chic war: ein Zwerg als Butler) Irgendwann war er ein Objekt der Sensationslust: ein Zwerg unter Wilden, liiert mit einer Wilden. Das waren doch Geschichten, die die Öffentlichkeit hören wollte. Der wahre Louis war uninteressant. Da kann man sich ruhig eine dicke Portion Egoismus gönnen.
Ich muss immer daran denken, wie Louis mit seiner Tochter umgegangen ist. Das war ein gänzlich anderer Louis als der "öffentliche" Louis. Diese Beziehung hat mich berührt. Ich bleibe dabei: Louis ist für mich kein Fiesling. Er stellt nur das dar, was andere in ihm sehen wollen. Zuerst war es der Held, dann der gescheiterte Held und Betrüger, oder eben ein verächtlicher Fiesling (wie er bei vielen von uns angekommen ist). Den wahren Louis hat wahrscheinlich nur die Tochter für eine kurze Zeitspanne erlebt.
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.892
12.580
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
u hast auf das Spiel von Wahrheit und Täuschung in deiner Rezension hingewiesen, die für dich den Kern des Buches ausmacht. (Wenn ich dich da richtig verstanden habe.)
Genauso sehe ich das, was aber nicht bedeuten muss, dass es richtig ist. Unter dem Aspekt, dass man das sehen möchte, was man sehen will, sehe ich halt das Spiel zwischen Wahrheit und Täuschung. Für andere steht vielleicht die Antipathie gegenüber Louis im Vordergrund. So hat jeder seinen eigenen Interpretationsansatz. Ganz schön schräg.
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.892
12.580
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Ich stelle mir gerade vor, dass ich mich mit meinem Ansatz völlig daneben liegen könnte. Vielleicht ist das Buch tatsächlich ein missratener Abenteuerroman und der Autor lacht sich gerade schlapp, weil ich meine eigene spezielle Interpretation habe. Reclam lässt grüßen.:D
Aber ist das nicht schön? Eine Leserunde, mal nicht mit einem 5-Sterne-Buch, dafür aber mit unendlich viel Diskussionsstoff. Herrlich.;)
 
  • Like
Reaktionen: Literaturhexle