FAZIT zum Roman "Kronsnest" von F. Knöppler

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wie ich bereits zuvor erläutert habe, hat mir die erste Romanhälfte besser gefallen als die zweite. Jetzt muss ich im Fazit aufpassen, dass das Ende nicht den gelungenen Anfang überlappt und ins Abseits stellt.

Sehr gut gefallen hat mir der norddeutsch-karge Handlungsort. Der Autor ist zu Hause in dieser Gegend und liebt sie, er versteht etwas von Tierhaltung und Landwirtschaft. Das spürt man unbedingt. Die Vogelwelt durchschwirrt das ganze Buch, begleitet die Handlung stimmig. Das ist toll gelungen. Auch die Elbmarsch kann ich mir gut vorstellen. Wir waren bislang nur in Nordfriesland, wo ich die Deiche und Entwässerungsgräben zur Nordsee hin kenne. Ich glaube, ich müsste auch andere Teile Schleswig-Holsteins mal mit dem Fahrrad erwandern;)

Schwächen sehe ich in der Handlung. Hannes Vater wirkte sehr plakativ. Seine Brutalität ist nicht nur mit Muttertod und Kriegstraumata erklärbar. Nachdem der Vater-Sohn-Konflikt 180 Seiten der Handlung getragen hat, war ich vom plötzlichen Tod des Mannes enttäuscht. Im Anschluss hätte sich eine neue, starke Handlungsschiene auftun müssen. Die Geschichte rund um Mara und Hannes war ganz interessant, mehr gefesselt hat mich ehrlich gesagt das Drumherum: Ich hoffte, dass der gute von Heesen doch noch die Kurve kriegt, um seinen Hof zu retten. Vielleicht einen Finanzier findet und mit Hannes neu anfängt. Die politische Schiene dämmerte im Hintergrund, sie schlug auch mal zu, aber nie so, dass jemand richtig zu Schaden kam. Hobe ist das Zuhause abgebrannt, doch auch das ein Nebenschauplatz.
Der Autor hat sich gut in diese Welt eingelebt, viele Ideen eingewoben. Fokus waren aber in der zweiten Hälfte Hannes Dilemmata um Mara/Lisa/Thies/Mamas Tabletten....

Das Buch las sich flüssig, viele Dialoge haben es aufgelockert. Insofern kann man es gut lesen. Nun stehe ich dazu, eine anspruchsvolle Leserin zu sein und außergewöhnliche Bücher zu schätzen.
Ich bin sicher, dass andere Leser/innen den Roman ganz anders bewerten werden. Jene, die sich vielleicht einfach mal in eine andere Welt abtauchen lassen möchten.
Von mir wird es wohl 3 verdiente Wertungssterne bekommen;)
 

Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Der Roman beginnt auf einem hohen Spannungsniveau, das allerdings im weiteren Verlauf abfällt und dem Roman dadurch einige Längen verpasst. Das ist schade. Aber dennoch hat mir das Gesamtpaket dieses Romans, mit seinen unterschiedlichen Themenbereichen gut gefallen. Die Entwicklung von Hannes ist gut herausgearbeitet, der Vater-Sohn-Konflikt birgt Zündstoff, die Schilderung der Lebensumstände der Landbevölkerung bis hin zur politischen Lage war hochinteressant. Was nicht so meins war, war der Part, der sich dem Gefühlsleben von Hannes gewidmet hat. Aber ich frage mich, ob ich als Ü50 dafür einfach nicht die richtige Zielgruppe bin. Es wäre interessant zu erfahren, wie Jüngere diesen Part empfinden.
Ein Highlight waren für mich defintiv die Schilderungen von Natur und Landschaften. Insgesamt habe ich den Roman gern gelesen. Daher wird es von mir 4 Sterne geben.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Ich war beim Lesen durchaus unentschieden. Es gab vieles was mir gefiel, hatte aber auch meine Schwierigkeiten. Aber nun nach einigen Tagen ist mir aufgefallen, dass mich das Buch nicht loslässt. Immer wieder denke ich über die Figuren und ihre Handlungsweise nach. Wenn mich ein Buch so lange beschäftigt, dann bedeutet das auch, dass die Geschichte etwas in mir angesprochen hat.
Insofern war es doch ein positives Leseerlebnis.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Das Buch las sich wirklich flüssig und schnell; als Leser musste ich nicht großartig über die Handlung nachdenken, was mir (momentan) sehr gelegen kommt. Die Naturbeschreibungen, die Stimmung auf dem Lande wurde gekonnt "eingefangen" - auch als Stadtmensch konnte ich das Heu, den Dung etc. riechen, die Protagonisten waren genauso wortkarg wie ich mir die Menschen vorstelle (und auch persönlich kenne). Und mit dem Wissen, dass es eine Fortsetzung gibt und ich glaube, dass @FlorianK viele Impulse aus dieser Leserunde mitgenommen hat, gebe ich schlußendlich dem Buch 4 Sterne. Rezension folgt! :cool:
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wie schon weiter oben erwähnt, hat mir die erste Romanhälfte besser gefallen als die zweite. Das macht eine Rezension enorm schwer, weil das Ende immer präsenter ist. Ich bin den ganzen Roman noch einmal durchgegangen und habe vieles gefunden, was mir gefallen hat.
Da ich das Buch zudem mögen will, habe ich in der Bewertung noch einen Stern draufgepackt, aber es ist ein wackliger (unter uns gesprochen;)).
Hier meine Rezension, die mich einige Stunden und einiges Brüten gekostet hat:eek::

https://whatchareadin.de/community/...-kronsnest-roman-von-florian-knoeppler.25002/
 

Bibliomarie

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10. September 2015
2.092
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Ich fand das Buch interessant und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr Facetten habe ich gefunden.

Leserunden mit Autoren sind immer etwas Besonderes, wenn man etwas aus Schreibprozess erfährt. Dafür danke ich Florian Knöppler ganz herzlich.


Ich stelle die Rezi noch bei diversen Buchläden und Buchforen ein und natürlich auch bei Amazon.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich bin nicht ausgestiegen, sondern arbeite gerade an meiner Rezension. Habe im Moment wenig Freiraum dafür. Da brauche ich Ruhe, das lässt mir meine Familie nicht. Ich lese aber weiterhin alle Kommentare in der Leserunde.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Da brauche ich Ruhe, das lässt mir meine Familie nicht. Ich lese aber weiterhin alle Kommentare in der Leserunde.
Das ist auch nur zu verständlich!
Hier im Fazit darf man einfach spontan erklären, wie das Buch gefallen hat. Die Rezension darf gerne später kommen und MUSS (darf aber) auch hier nicht verlinkt werden.
Hier ist eher unser Gesprächs-Thread;)
Wer aber bereits im letzten LA seine Gedanken hinterlassen hat, kann das Fazit auch ruhen lassen, bis die Rezi steht.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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@Literaturhexle Ach, ich hatte den Abschnitt Fazit immer eher als Rezi-Abschnitt verstanden....o_O:cool:
Das ist in einem anderen Forum (dessen Name hier nicht genannt werden soll, gell @Wandablue ?) so. Bei uns darf man in Ruhe erst einmal ins Unreine resümieren und sich austauschen.

Dass hier zur Rezension verlinkt wird, hat sich erst in letzter Zeit so ergeben. Ist okay, aber keine Verpflichtung. Es geht ja auch beides. Jeder, wie er mag;)
 

MRO1975

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11. August 2018
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Mein Fazit ist auch etwas gemischt. Gut gefallen hat mir der Schreibstil (einfach und schnörkellos, das passt zum Setting), die Landschaft, die Beschreibung des Lebens und Arbeitens mit den Tieren. Das waren auch die Gründe, aus denen ich mich für das Buch entschieden habe.

Mehr versprochen hatte ich mir von der Handlung. Das erste Drittel des Buches wird von dem Vater-Sohn-Konflikt dominiert. Dass der Vater dann einfach aus dem Spiel genommen wird, fand ich gut. So ist das halt im Leben. Aber auch ich hatte dann einen zweiten starken Handlungsstrang erwartet. Die Liebesgeschichte um Hannes, Mara und Lisa reichte mir da nicht. Das Leiden der Mutter und ihre Genesung blieben für mich ein Randgeschehen, weil Hannes hier kaum mit seiner Mutter interagiert und wir nur seine Sicht der Dinge zu sehen bekommen. Mein Wunsch wäre gewesen, dass Hannes Kampf um seinen Hof stärker in den Vordergrund getreten wäre. Auch die politischen Hintergründe hätten für meinen Geschmack stärker ausgebaut werden dürfen.

Alles in allem, habe ich das Buch gern gelesen und würde vier Sterne geben. Rezi folgt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das Leiden der Mutter und ihre Genesung blieben für mich ein Randgeschehen, weil Hannes hier kaum mit seiner Mutter interagiert und wir nur seine Sicht der Dinge zu sehen bekommen.
Stimmt. Aus diesem Handlungsstrang hätte man mehr herausholen können. Die Mutter als Charakter hätte gute Grundlagen geliefert. So lief es nur auf die Frage hinaus: Sind die Tabletten noch da oder nicht? Eäre schön gewesen, man hätte einen genaueren Einblick in ihren Kummer bekommen.
Meine Eindrücke decken sich ziemlich genau mit deinen.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Mein Fazit ist auch etwas gemischt. Gut gefallen hat mir der Schreibstil (einfach und schnörkellos, das passt zum Setting), die Landschaft, die Beschreibung des Lebens und Arbeitens mit den Tieren. Das waren auch die Gründe, aus denen ich mich für das Buch entschieden habe.

Mehr versprochen hatte ich mir von der Handlung. Das erste Drittel des Buches wird von dem Vater-Sohn-Konflikt dominiert. Dass der Vater dann einfach aus dem Spiel genommen wird, fand ich gut. So ist das halt im Leben. Aber auch ich hatte dann einen zweiten starken Handlungsstrang erwartet. Die Liebesgeschichte um Hannes, Mara und Lisa reichte mir da nicht. Das Leiden der Mutter und ihre Genesung blieben für mich ein Randgeschehen, weil Hannes hier kaum mit seiner Mutter interagiert und wir nur seine Sicht der Dinge zu sehen bekommen. Mein Wunsch wäre gewesen, dass Hannes Kampf um seinen Hof stärker in den Vordergrund getreten wäre. Auch die politischen Hintergründe hätten für meinen Geschmack stärker ausgebaut werden dürfen.

Alles in allem, habe ich das Buch gern gelesen und würde vier Sterne geben. Rezi folgt.
Stimme Dir in allem zu. Mir ging es genau so. Es gab viel Positives in dem Roman, aber die Protagonisten haben mich nicht wirklich überzeugt.
 
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