Fazit zum "Radetzkymarsch"

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.196
49
Wie hat euch der Roman gefallen? Was begründet seinen Status als Klassiker? Bitte schreibt ein kurzes Fazit in ein paar spontanen Sätzen.
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.676
9.518
49
Ich weiß nicht warum ich jedesmal so einen Respekt davor habe, einen Klassiker zur Hand zu nehmen. Wahrscheinlich weil schon viele kluge Leute viel Kluges dazu geschrieben haben und ich mich vor Dummheiten von meiner Seite fürchte... aber ach! Joseph Roth hat wieder einmal bewiesen, dass er Atmosphäre heraufbeschwören, Protagonisten menschlich werden lassen und sogar den Kaiser höchstpersönlich , respektvoll vom Thron steigen lassen kann.
So ganz nebenbei wird Geschichte lebendig.

Ein bisschen schwer habe ich mich damit getan, dass Roth seine Leute oft nicht beim Namen nennt, sondern deren Rang und Beruf zur Identifikationshilfe heranzieht. Grundsätzlich eine gute Variable, aber ich kann kaum zwischen Leutnant und Offizier unterscheiden, deshalb geriet beim Lesen manchmal was durcheinander. Es zwang mich allerdings auch zum konzentrierteren Lesen und das ist ja mal auch nicht schlecht.

Grundsätzlich finde ich Josph Roth leichter zu lesen und zu verstehen, als zum Beispiel Thomas Mann.

Der Einblick in die k.u.k Monarchie war diese Reise wert!
 

Eulenhaus

Aktives Mitglied
13. Juni 2022
321
1.502
44
Roth macht Wesen und Leid der Charaktere auf ein kunstvolle Weise spürbar. Er verurteil sie nicht.
Der Radetzkymarsch ist ein gefühlvolles Porträt des Untergangs der Familie Trotta und der Monarchie.
Roth schafft es wunderbar, die Gefühllosigkeit fast aller Protagonisten darzustellen. Am deutlichsten wird es bei den Gesprächen zwischen Vater und Sohn, bei denen das Wesentliche nicht gesagt wird.

Gute Idee mich zu beteiligen.
 

Federfee

Bekanntes Mitglied
13. Januar 2023
2.003
8.272
49
Ich war am Ende nicht ganz so begeistert und habe das in meinem Lesetagebuch hier auch kurz erläutert. Dennoch haben mir eure Kommentare noch einige wertvolle Einsichten geschenkt. Für mich ist es aber dennoch mehr eine tragische Familiengeschichte mit gefühlsgehemmten Personen auf dem Hintergrund ihrer Zeit, der militärisch und von falschen Ehrvorstellungen geprägten Monarchie. Dass Roth sprachlich großartig ist - ja, ohne Zweifel.