Wie hat euch der Roman als Ganzes gefallen? Welche Bedeutung hat die Nachbemerkung des Autors für euch?
Bitte gebt uns euer spontanes Fazit in ein paar Sätzen.
Bitte gebt uns euer spontanes Fazit in ein paar Sätzen.
Auch ich fand diesen Ausdruck etwas eigenartig, gebe aber zu bedenken, dass es sich um eine Übersetzung handelt. Ich könnte mir vorstellen, dass der Autor es im Sinn von Anerkennung gemeint hat, oder vielleicht "auf die Situation aufmerksam machen", vielleicht hat er im Original compensazione geschrieben, was mehrere Bedeutungen hat. Ich konnte aus seinem Nachwort nicht erkennen, dass er der Meinung ist, etwas an der Situation ändern zu können, aber er hat den Eurowaisen eine Stimme gegeben.Regelrecht irritiert hat mich aber der letzte Satz: "Es zu schreiben, war für mich ein Versuch der Wiedergutmachung.
Das kann natürlich sehr gut sein, danke für den Hinweis. So würde es auch viel mehr Sinn machen und nicht den Anschein erwecken, er überhöhe sein Buch in irgendeiner Weise.Ich könnte mir vorstellen, dass der Autor es im Sinn von Anerkennung gemeint hat, oder vielleicht "auf die Situation aufmerksam machen", vielleicht hat er im Original compensazione geschrieben, was mehrere Bedeutungen hat. I
Ein Beispiel: in den Interviews mit dem Autor wird oft der Satz “Se non capisci tua madre, è perché ti ha permesso di diventare una donna diversa da lei” als eines der Kernanliegen zitiert. Hier auf Seite 276, Radu hat dies mal zu Angelica gesagt: "Du verstehst deine Mutter nicht, weil sie dir erlaubt hat, eine andere Frau zu werden." Genau übersetzt steht hier: Wenn du deine Mutter nicht verstehst, dann deshalb, weil wie dir erlaubt hat, eine andere Frau als sie zu werden. Natürlich ist das sprachlich holprig, aber für mich sagt es mehr aus, als nur "eine andere Frau" zu werden.Das kann natürlich sehr gut sein, danke für den Hinweis. So würde es auch viel mehr Sinn machen und nicht den Anschein erwecken, er überhöhe sein Buch in irgendeiner Weise.
In dieser Geschichte zum Beispiel ist der Vater ja auch unterwegs, mit dem LKW, dann fährt er für einen Botendienst. Im Nachwort verweist der Autor darauf, dass wir früher ausländische Arbeitskräfte tatsächlich als männliche Arbeitskräfte im Straßenbau, Bauwesen, anstrengende Arbeit für kräftige Hände. Nun werden wir immer älter, brauchen helfende Hände in der Pflege, Betreuung, Zuwendung und da bevorzugen wir die Arme und Hände von Frauen. Autobusse bringen Arbeitskräfte aus Albanien, Rumänien, Moldawien nach Italien. (Ich habe, weil mit der Hintergrund im Zusammenhang mit der "Wiedergutmachung" interessiert hat, vorhin einige Interviews mit dem Autor (in italienischen Zeitungen) gelesen. Ich nehme an, er hat die Zahlen recherchiert. Liest man allerdings diverse Artikel im Zusammenhang mit Eurowaisen, so ist in der Realität tatsächlich von beiden Eltern die Rede, wie im Ausland besser bezahlte Arbeit annehmen, nur in den Ferien nach Hause kommen, Geld nach Hause schicken. Die Problematik der Kinder und Großeltern in Siebenbürgen kommt von mir, ist allerdings nicht aktuell, das war etwa 1995 und war damals ein wichtiges Thema, allerdings waren die Eltern wohl meistens gemeinsam weggegangen, um im Ausland, in dem Fall besonders Deutschland und Österreich, zu arbeiten. Balzano ging es, denke ich, besonders um die Mutter-Kind-Beziehungen und er setzte vielleicht deshalb keinen Mann an ihre Seite, der mit ihr ins Ausland ging. Daniela hat ihren Mann ja auch gar nie gefragt. Dieser Roman lässt Fragen offen und lässt viel Platz für eigene Überlegungen.Was mich beschäftigt, ist die Prämisse, dass zwei Drittel aller Migranten Frauen seien. Was genau ist denn hier mit Migration gemeint?
Du darfst es nicht nur europaweit sehen. Auf den Philippinen, Thailand und anderen südostasiatischen Ländern sind es in erster Linie die Frauen, die gehen. Die Männer bleiben daheim und kümmern sich um die Landwirtschaft.Was mich beschäftigt, ist die Prämisse, dass zwei Drittel aller Migranten Frauen seien. Was genau ist denn hier mit Migration gemeint?
So geht es mir auch. Man kann es sich vorstellen, wie die Recherche stattgefunden hat.Zur Nachbemerkung: Ich erkenne das Anliegen Balzanos mit diesem Roman und hätte sie ehrlich gesagt nicht benötigt
Das kann natürlich sein. Andererseits wäre das ein grober Übersetzungsfehler, der einem renommierten Fachmann nicht unterlaufen sollte. Ob nun Wiedergutmachung oder Kompensation - der Zusammenhang ist mir nicht klar, der hätte einer Erläuterung bedurft.Auch ich fand diesen Ausdruck etwas eigenartig, gebe aber zu bedenken, dass es sich um eine Übersetzung handelt
Unbedingt. Aber das macht ihn umso interessanter!Dieser Roman lässt Fragen offen und lässt viel Platz für eigene Überlegungen.
Es wäre sicher nicht in ihrem Sinne gewesen, dass sie gemeinsam weggehen. Im Gegenteil, sie nahm an, dass er zuhause bleibt.Daniela hat ihren Mann ja auch gar nie gefragt. Dieser Roman lässt Fragen offen und lässt viel Platz für eigene Überlegungen.
Ich fürchte, dass es tatsächlich oft der Realität entspricht, dass in diesen Ländern die Frauen die Hauptlast lasten. Die Männer „ verabschieden“ sich schnell, sei es, dass sie ganz verschwinden oder sich in den Alkohol verabschieden. Deshalb richtet Balzano zwangsläufig seinen Fokus auf die Mütter und ihre Kinder. Wir lesen ja, was der Vater so treibt und bilden uns unser Urteil über ihn.und Balzano hat den Fokus auf die Mutter und die Tochter gelegt.
Was erwartest Du denn in einer patriarchalischen Gesellschaft? Wenn ich mich richtig erinnere, steht irgendwo auch ein Satz, dass er zu Daniela sagt, sie hätte die Kinder haben und erziehen wollen, also solle sie sich auch darum kümmern. Wie @RuLeka auch schon schrieb: Es ist der Alltag in manchen Ländern.Dass er dann kurze Zeit später auch ging, empfinde ich als ziemlich verantwortungslos von seiner Seite.
Was willst Du denn da hinterfragen?aber mich ärgert es ein bisschen, dass sie an keiner Stelle richtig hinterfragt werden.
Wie kommst Du denn auf diese Idee? Hätte er das Geld in einen Briefumschlag packen und mit schönen Worten überreichen sollen? Der Mann ist ein schlichter, einfacher Bauer, für den Gefühle und Feingefühl schlicht Gedöns sind, wenn nicht noch Schlimmeres. Ich glaube, dass ihm die Situation eher unangenehm war und er so schnell wie möglich da raus wollte, weil er durchaus so etwas wie Schuld und Scham verspürte.Die Frau, die Geld von ihm will - seine Frau! - ist praktisch eine Prostituierte in seinen Augen.
Angelica ist immerhin eine junge europäische Frau, die studiert hat. Es mag Alltag sein, dass Frauen in ihrer Situation das alles so hinnehmen und keine Fragen stellen, aber da sie es immerhin geschafft hat, in einem Buch vorzukommen, hätte ich ein bisschen mehr erwartet.Was willst Du denn da hinterfragen?
Nichts desto trotz ist es verantwortungslos! Der Kerl hatte vorher seine Chancen, Geld (auch auswärts) zu verdienen...Was erwartest Du denn in einer patriarchalischen Gesellschaft?
Haha! Diese Idee hatte ich auch! Respektlos! Die hat ja erst gedacht, er will ihr an die Wäsche...Wie kommst Du denn auf diese Idee?
Natürlich, da stimme ich Euch Beiden völlig zu. Aber es ist kein Verhalten, das allzu außergewöhnlich ist, sondern typisch für diese Generation Mann (vielleicht auch für folgende, wer weiß) in Ländern wie Rumänien.Nichts desto trotz ist es verantwortungslos! Der Kerl hatte vorher seine Chancen, Geld (auch auswärts) zu verdienen...
Ich glaube, das denkt Daniela auch.Allerdings ist er kein großer Verlust, so kann er auch kein Geld mehr abzweigen.
Sicherlich hier in Deutschland, aber andere Länder andere Sitten. In türkischen Lokalen (auch in Deutschland) ist es völlig normal, dass Bauchtänzerinnen Geld in den Rockbund und den BH gesteckt werden, das ist weder anrüchig noch entwürdigend, sondern schlicht deren normale Bezahlung. Selbst hochgeschätzte 'teure' Tänzerinnen werden auf diese Weise entlohnt.Das ist frauenfeindlich und entwürdigend. Und eben üblich im leichten Gewerbe.
Mag alles sein. In diesem Zusammenhang erschien es mir befremdlich. Der Kerl hätte auch zu gerne noch mit ihr in einem Bett geschlafen... Lustmolch!völlig normal, dass Bauchtänzerinnen Geld in den Rockbund und den BH gesteckt werden, d