FAZIT zu "Was geschieht in der Nacht"

Literaturhexle

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2. April 2017
19.480
50.072
49
Wie hat euch der Roman als Ganzes gefallen? Bitte schreibt unabhängig von einer späteren Rezension ein paar Sätze als Fazit.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
2.651
12.956
49
47
Mir raucht der Kopf.

Könnte als Fazit vielleicht schon reichen, aber ich versuche es etwas ausführlicher.

"Was geschieht in der Nacht" hat meine Fantasie angeregt, mich zum wirren und geordneten Nachdenken und zum Lachen gebracht und mich am Ende sogar sehr stark berührt.

Die düstere Atmosphäre zieht sich wie ein dunkelroter Faden durch den kompletten Roman. Tatsächlich wirkt das Ganze wie eine sieben Tage andauernde Nacht, was sowohl zum Titel als auch zu den Gedanken des Protagonisten passt, als er diesen Ort am Ende des Buches verlässt.

Dennoch ist es keine kalte Dunkelheit, denn letztlich sind die Probleme, die Themen allesamt zutiefst menschlich. Die Beziehung zwischen dem Ehepaar, zwischen dem Mann und Simon und natürlich zu all den skurrilen Figuren, die sich dort im Hotel tummeln wie Geister, die an diesen Ort gefesselt scheinen. Ob Lárus, Livia oder Henk - niemand von ihnen hat wirklich eine Heimat. Das macht das Buch auch zu einem philosophischen, denn die Figuren reflektieren klug und gekonnt darüber.

Trotz der Schwere des Themas habe ich in dem Roman immer wieder auch eine Leichtigkeit erkannt, die vor allem aufgrund der skurrilen Komik zustande kam und sehr gut zum Grundton des Buches passte.

In der Mitte des Romans ging mir die Faszination zwischenzeitlich ein wenig verloren, nur um im sehr gelungenen Finale mit voller Wucht zurückzukehren.

Sehr Vieles bleibt dann tatsächlich im Dunklen und es liegt an den Leser:innen, Licht hineinzubringen. Mir ist das bei einigen Dingen gelungen, andere Fragen konnten sich für mich nicht klären, was ich letztlich aber nicht als störend empfunden habe.

Insgesamt traf das Buch in seiner Mischung aus Drama, Mystik, Grusel und Humor sehr meinen Nerv, so dass ich trotz kleinerer Schwächen im Mittelteil nichts abziehen werde. Sehr unterhaltsam, klug und originell. Ich kann mich nicht daran erinnern, Ähnliches schon einmal gelesen zu haben.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ich glaube, dass sich das Hotel und der ganze Ort in einer Art Zwischenreich befinden. Passend dazu gewählt das Setting in Nordeuropa, wo es lange Zeit am Stück dunkel bleibt. Am Schluss zeigt der Mann dem Baby die aufgehende Sonne ...
Der "Punch Romaine" zum Beispiel, der auf der Menükarte auftaucht, wurde angeblich schon auf der "Titanic" serviert. (Dieses Menü ist derart ambitioniert, dass wahrscheinlich die meisten Gäste lieber ein Sandwich in der Bar nehmen - ein interessantes Gastronomiekonzept ...) Der Kellner Larus scheint überhaupt nicht von dieser Welt zu sein, da er rund um die Uhr zu Diensten ist (abgesehen von dem einen Mal, da eine Blondine an der Bar steht). Die wichtigsten Institutionen im Roman sind außer dem Hotel das Waisenhaus, das dem Beginn, und das Haus des Heilers, das dem Ende des Lebens zugehört. Das Essen ist, außer den sogenannten Snacks in der Bar, entweder ein First class-(Titanic)-Menü oder ungenießbar. Bestimmt gibt es auch für die elf Eihälften in der Bar irgendwelche symbolischen Gründe.

Dass Livia zusammen mit dem Mann abreisen wird, habe ich keinen Augenblick geglaubt, und wenn sie es getan hätte, wäre ich enttäuscht gewesen. Livia gehört zu dem Hotel.
Der letzte LA hat mich sehr für das Buch eingenommen. Ich mag, wenn die Formulierung erlaubt ist, die Sterbeszene und auch die Szene, in der die Frau nochmal auftaucht und ihr Mann ihr die Brötchen gibt. Auch Livia hat auf den letzten Seiten einige grandiose Auftritte. Die Wurschtigkeit, mit der die Leute im Hotel Champagner trinken, mit einem Glas für den Kellner und einem für das siebzehnjährige Baby, das ist eine Szene, die vor der ganzen vorausgelaufenen Düsternis geradezu funkelt.

Das habe ich jetzt mal recht ungeordnet zusammengetragen. Es gibt vieles, was ich in einem realistischen Roman ungereimt oder ärgerlich finden würde - dass das Paar überhaupt ein Baby adoptieren will, obwohl die Frau todkrank ist; dass die Vorstellung dieses Grandhotels mit luxuriöser Versorgung nicht mit dem abgelegenen Ort zusammengeht - wie soll das denn wirtschaftlich arbeiten?? -, dass die Babys im Bett angebunden werden und niemand nachfragt, wo die Kinder überhaupt herkommen usw. Das sind Fragen, die sich mir, nachdem ich die Surrealität des Geschehens akzeptiert habe, nicht mehr stellen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Literaturhexle

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2. April 2017
19.480
50.072
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Ein Buch der anderen Art. Gemessen daran, dass ich überhaupt keine Fantasy lese, hat mich der Roman überrascht und mir in Summe auch sehr gut gefallen.

Hervorzuheben ist das skurril-surreale Setting, bei dem man immer wieder hin- und hergerissen wird in der Einschätzung, was hier wohl tatsächlich stattfindet und was auf Erscheinungen basiert. Diese Gratwanderung ist wunderbar gelungen und hält den Leser aufmerksam. Ein weiteres großes Plus ist die Zeichnung der Charaktere, insbesondere auch die der Nebenfiguren. Große Klasse!

Die Entwicklung der Beziehung des Ehepaars an sich kann ich nicht komplett nachvollziehen. Da bleiben ein paar Fragezeichen übrig. Insgesamt aber erneut ein tolles und außergewöhnliches Buch auch dem Liebeskind Verlag!

Ich schätze, dass am Ende 4 Sterne herauspurzeln, vielleicht aber auch 5. Der Roman hat mich außergewöhnlich fasziniert. Ich muss das tatsächlich noch ein bisschen setzen lassen...
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ein Buch der anderen Art. Gemessen daran, dass ich überhaupt keine Fantasy lese, hat mich der Roman überrascht und mir in Summe auch sehr gut gefallen.

(...)

Ich schätze, dass am Ende 4 Sterne herauspurzeln, vielleicht aber auch 5. Der Roman hat mich außergewöhnlich fasziniert. Ich muss das tatsächlich noch ein bisschen setzen lassen...
Wird schon lustig, wenn jetzt andererseits ich als Gewohnheits-Phantastik-Leserin niedriger bepünktele als Du, @Literaturhexle .
Mir hat das Buch gut gefallen. Aber die helle Begeisterung wie etwa die Bücher von Susanne Röckel hat es bei mir nicht ausgelöst (wobei man das nicht vergleichen kann, nur insofern als halt beides Phantastik ist).
Ich denke noch über die Punktzahl nach, wahrscheinlich werden es vier.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
4.352
10.656
49
49
Mein erster Eindruck war sehr positiv, der Roman übte fast eine Sogwirkung auf mich. Ein wenig hat dies allerdings nachgelassen während des Weiteren Buches. Allerdings war es zu erwarten, man gewöhnt sich an den Stil und es schlichen sich ein paar Dinge ein, die mich gelangweilt haben, da sie immer und immer wieder stattfanden.
Das Gefühl, es hier mit etwas phantastischem zu tun zu haben, hatte ich immer wieder. Doch trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob der Autor dies überhaupt im Sinn hatte. Vielleicht hat er einfach nur eine bildhaftere Ausdrucksweise genutzt um den Weg des Paares, insbesondere den der kranken Frau, die durch die Krankheit gezeichnet Erscheinungen sieht, darzustellen. Im Grunde ist aber für mich nicht wichtig was ihn jetzt konkret bewogen hat, denn ich habe das Buch sehr gern und fasziniert gelesen.
 

Literaturhexle

Moderator
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2. April 2017
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Wird schon lustig, wenn jetzt andererseits ich als Gewohnheits-Phantastik-Leserin niedriger bepünktele als Du, @Literaturhexle
Ja und nein. Du kennst das Genre schon, hast gewisse Erwartungen und einen Vergleich. Es hat dich nicht so überrascht, war nicht so "anders" in deinen Augen. Insofern wundert mich das nicht, wenn du etwas kritischer urteilst.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
2.742
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Je mehr ich über das Buch nachdenke und mit jedem weiteren Kommentar, den ich von den anderen sehe, die noch lesen, umso verärgerter bin ich.
Ich merke, dass mich der Text tausendmal in die Irre geführt hat, aber nicht auf diese tolle Aha-Weise, sondern ziemlich plump.
Der Bahnhof war eine schlichte Verwechslung, worüber sich das Pärchen aber die ganze Zeit nicht gewundert hat. Die Schwester im Waisenhaus will das Kind nur im Beisein des Doktors zeigen, dann gehts aber doch.
Livia erzählt eine Menge Mist, aber wie sie nun das Kind doch noch rausleiern kann, wird nicht erzählt.
Überhaupt bricht Cameron immer dann eine Handlung ab, wenn die Auflösung zu komplex erscheint, verliert sich lieber in Nebensächlichkeiten, die meiner Meinung nach nichts mit dem Geschehen zu tun haben.
Das geheimnisvoll Phantastische, was hier manche empfinden, ist in meinen Augen eine schreckliche Vermischung von Fakten, die der Autor vielleicht mal irgendwo gelesen hat, wie z. Bsp. die Haltung der Kinder in osteurpäischen (rumänischen, russischen) Waisenhäusern, die Tötung von Straßenhunden, die pompösen Bauten (das Hotel), um auf den internationalen Parkett mitwirken zu dürfen (Olympische Spiele)....

Auch scheint mir die Frau krankheitsbedingt einfach nur verwirrt zu sein, dass sie Frauen in Schränken sieht, doch wieder selbst Kinder haben möchte und schließlich hinaus in den Schnee läuft und stirbt.

Der Mann sitzt derweil an der Bar und trinkt.

Und wie ich bestimmt schon sagte, alle und alles bekommt einen Namen, nur der Mann und die Frau nicht, was mich bis zum Schluss irritiert hat. Cameron bietet auch dafür keine einleuchtende Erklärung.

Das Ganze mag als Film funktionieren, als Buch nicht.

So, und nun nimmt sich bitte jeder eine Pappkeule und darf draufhauen.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
2.269
10.698
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Thüringen
So, und nun nimmt sich bitte jeder eine Pappkeule und darf draufhauen.
Haha, nein gar nicht. Denn ich bin auch nicht begeistert vom Buch, muss aber gestehen, dass ich bisher für ein Fazit nicht die richtigen Worte gefunden habe.

Mir hat zu Beginn die skurrile Stimmung oder vielmehr das Hotel mit seinem „Personal“ (hier sind die ganzen Nebencharaktere gemeint) recht gut gefallen. Meines Erachtens lag dies daran, dass ich gleich in einem etwas düsteren Wes Anderson-Film gelandet bin und deshalb meine inneren Bilder schon in eine „Passform“ gerutscht sind. Allerdings hätte ich damit gerechnet, dass ab der Hälfte des Buches vielleicht sich die Stimmung ändert, Neues passiert, im Sinne von anders als die vielen Kuriositäten zuvor. Aber es gab nur noch Wiederholungen. Auch zum Ende gab es keinen auflösenden Knall, der eingeordnet hätte, warum hier alles so schräg läuft. Im Gegenteil für mich war vor allem die Beziehung zwischen den Ehepartnern bzw. deren Entscheidungen gar nicht mehr nachvollziehbar. Ich habe die zweite Hälfte des Buches eher so runtergelesen, fast alles hatte sich ausgeleiert/verbraucht und fand meines Erachtens nicht mehr zu einer guten Passform. Livia konnte ich gar nicht als Star des Endes sehen. Das Buch lässt mich mit einem anfänglich sehr interessierten aber zum Schluss eher einem mittelmäßigen Leseerlebnis zurück. Auch wenn ich dem extra so gewählt abwegig-skurrilen Erzählstil grundsätzlich gern gefolgt bin, war es für mich im Gesamten nicht das Gelbe vom Ei.

Tatsächlich gefiel mir die Idee vom Konglomerat an Begriffen, Namen usw. aus den verschiedenen Polarregionen, sodass gar nicht ein bestimmtes Land den Handlungsort darstellt, sehr gut. Sollte ich sagen am meisten bezogen auf die gesamte Geschichte?

Wie schon oben erwähnt wurde, denke ich auch, dass die Geschichte als surrealer Arthouse-Film gut funktionieren kann, als Buch konnte sie mich nicht ganz überzeugen. So werde ich bei 3 Sternen landen und muss noch versuchen, das Gefühl irgendwie schlüssig in eine Rezi zu überführen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ich muss auch einschränkend bemerken: so gut mir das Setting und die Atmosphäre gefallen haben, die Entwicklung der Personen, speziell das Verhältnis der Eheleute zueinander, hat mich nicht so richtig überzeugen können.
Was mich angesprochen hat - von "gefallen" will ich da lieber nicht sprechen - ist die Sterbeszene, sowie die Erscheinungsszene am Schluss (als sich das Paar noch einmal begegnet, meine ich).
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Ich würde mir zu dem Buch ein Nachwort oder ein Interview mit dem Autor wünschen.
Für mich habe ich mir zusammengesponnen, dass die gesamte Handlung ab der Ankunft an dem Bahnhof nicht mehr in unserer realen Welt passiert. Aber ich bin mir nicht sicher, das ist gut so, das macht der Autor großartig, einen in Unsicherheit wiegen.

Ich mag die ganze surreale Atmosphäre, das erzeugte Unbehagen und der pointierte Witz, der immer wieder durchkommt.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Ich würde mir zu dem Buch ein Nachwort oder ein Interview mit dem Autor wünschen.
Für mich habe ich mir zusammengesponnen, dass die gesamte Handlung ab der Ankunft an dem Bahnhof nicht mehr in unserer realen Welt passiert. Aber ich bin mir nicht sicher, das ist gut so, das macht der Autor großartig, einen in Unsicherheit wiegen.

Ich mag die ganze surreale Atmosphäre, das erzeugte Unbehagen und der pointierte Witz, der immer wieder durchkommt.
Da hast du mir die Worte förmlich aus dem Mund genommen. Ich hatte so an einen klärenden Zeitungsausschnitt gedacht, nach der Art: Hotel 50 Jahre nach der Explosion wiederaufgebaut. Das hätte der Vater finden können und vielleicht wäre dann auch sein Name erwähnt worden und dass er sich fragt, ob seine Frau immer noch in der Zwischenwelt existiert.
Wie schon mal erwähnt, lese ich gerne Krimis und da bin ich Fan von einer Auflösung. Es ist selten, dass ich so Ungewissheiten mag, kommt aber vor. Hier bin ich nicht ganz schlüssig.
Ich denke auch, als Film würde es sich toll machen.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Meine Rezension:

https://whatchareadin.de/community/...ht-roman-von-peter-cameron.31132/#post-140930

Ich habe darin noch einmal angesprochen, was vielleicht einen Hinweis auf den Zugang zu dem Roman geben könnte: die Vorrede mit den Sternen, die real sind, aber so ferne und lichtschwach, dass sie wie Visionen aussehen. Eine Person beobachtet die Sterne mit großer Anstrengung, aber das, was sie sieht, scheint trügerisch zu sein. Man weiß es eben nicht genau ... Dass der Raum des Romangeschehens ein nicht ganz reales "Zwischenreich" sein könnte, wurde ja schon mehrmals angesprochen. Überträgt man das Bild der Vorrede auf den Roman, könnte man daraus den Schluss ziehen, dass eine solche Entscheidung - was "real" ist und was nicht - nicht nur unmöglich ist, sondern auch überflüssig. Wie ich schon oben ansprach, die Welt dieses Romans ist eine völlig subjektive, und in einer solchen Welt haben die Dinge ihre eigene Logik. Vielleicht kommt die Orientierungslosigkeit unseres Paares daher, dass sie diese "Logik" nicht verstehen oder nicht akzeptieren. Ich finde, das das Buch - das im Mittelteil manchmal etwas wirr und willkürlich gewirkt hat - am Ende noch guten "Grund" bekommen hat durch die Sterbeszene (die hat mich sehr stark berührt) und die Erscheinungsszene (dito). Mich triggert ein bisschen, dass es so oft um ein hilfloses Baby geht, dessen Zukunft mir sehr ungewiss vorkommt. Aber das ist eine persönliche Sache und vom Autor, glaube ich, nicht so beabsichtigt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.480
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49
Überträgt man das Bild der Vorrede auf den Roman, könnte man daraus den Schluss ziehen, dass eine solche Entscheidung - was "real" ist und was nicht - nicht nur unmöglich ist, sondern auch überflüssig.
Das sehe ich auch so. Man nimmt dem Roman ein Stück seiner Magie, wenn man ihn fest verorten will. Das gilt ebenso für das Land, in dem er spielt. Der Autor lässt bestimmte Fragen ganz bewusst offen.

Danke für den Hinweis zum vorausgestellten Zitat!
 

buchregal

Aktives Mitglied
8. April 2021
869
960
44
71
Wie mir der Roman gefallen hat?
Das kann ich ganz eindeutig nicht sagen. Die ganze Atmosphäre war durchgehend düster und trostlos. Vieles war einfach nur verwirrend und für mich nicht schlüssig. Das hat mich anfangs noch zum Nachdenken gebracht nach dem Motto „Was will uns der Autor damit sagen?“. Doch dann habe ich immer mehr den Text hingenommen, wie er kam, ohne etwas hinein interpretieren zu wollen. An einem trostlosen Ort kommen unterschiedliche Menschen zusammen. Sie reden miteinander und doch ist jeder meist für sich alleine. Gespräche und Handlungen sind skurril. Das Ehepaar ist mit einem bestimmten Ziel angereist, aber mir schien, dass es kein gemeinsames Ziel war, da in dieser Beziehung schon Sprünge waren. Am Ende will sie alleine sterben und er ist erleichtert nach dem Tod der Frau.
Mich hat der Autor noch am meisten durch seine Sprache erreichen können, alles andere war mir zu surreal.
 
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Reaktionen: Emswashed und GAIA

missalissa

Mitglied
23. Juni 2022
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15
32
Ich bin mit mit dem Lesen leider nicht so schnell vorangekommen wie die meisten hier. Hier nun aber auch mein Fazit:

Insgesamt hat mich der Roman sehr gut unterhalten. Mir hat gefallen, dass man nie wusste, was wohl als nächsten passieren wird. Mit der Vermischung der Realität mit magischen/ mystischen Elementen kam ich gut klar, d.h. über gewisse Widersprüche habe ich mich nicht geärgert, sondern fand es eher interessant. (Vielleicht liegt es daran, dass ich vor einigen Monaten bereits einen Roman aus der Sparte "magischer Realismus" gelesen hatte und mir diese Stilrichtung nicht fremd war.) Sehr gelungen fand ich die von Peter Cameron konstruierte Stimmung der Finsternis und des Surrealismus.
Die Charaktere fand ich insgesamt alle sehr interessant. Etwas enttäuscht hat mich aber die Charakter-Entwicklung des männlichen Protagonisten. Während sich bei der Frau einiges tut (Am Anfang will sie so schnell es geht zum Waisenhaus und unbedingt das Kind adoptieren und am Ende will sie einfach nur allein sterben.), verhält sich der Mann am Ende immer noch genauso wie am Anfang (Er umsorgt seine Frau bei der Begegnung auf dem Zwischenhalt und drängt ihr die Franzbrötchen auf, die sie gar nicht haben will). Zwischendurch hatte ich auf die große Selbstbefreiung des Mannes gehofft. Als er sich mit Henk einlässt und die Tür zu seinem Hotelzimmer eintritt, dachte ich: "Oha. Jetzt explodiert er, jetzt geht er mal aus sich raus." Aber am Ende ist er meiner Meinung nach eben doch unverändert, außer dass er nun ein Baby hat und nicht richtig weiß, wie er dieses richtig umsorgen soll.

Das war meine erste Leserunde hier im Forum. Hat Spaß gemacht, sich mit euch auszutauschen. :thumbsup
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.577
9.749
49
53
Mainz
Auch hier noch mit einigem Abstand zur Lektüre mein Fazit: Es war für mich definitiv eine außergewöhnliche Leserfahrung, die mich gut unterhalten hat. Dennoch konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen. Dies liegt daran, dass zu Vieles unklar blieb. Außerdem konnte ich mit mancher Wendung nichts anfangen; auch der Schluss bleibt mir unverständich. Dennoch halte ich das Buch für sehr lesenswert und vergebe daher sehr gute 4 Sterne.