FAZIT zu 'Unser Glück'

[Literaturhexle]

Wie hat euch der Roman als Ganzes gefallen? Was war besonders gut? Wo liegen die Defizite?
Bitte gebt ein spontanes Fazit in ein paar Sätzen.

 

[Christian1977]

Mir hat der Roman vor allem im ersten Drittel sehr gut gefallen, weil ich die Ausgangssituation so spannend und gleichzeitig unglaublich fand und ich mir die skurrilsten Situationen in diesem Haushalt vorstellte.

Die Wendung mit Coordts erstem Auszug fand ich zwar unglaubwürdig, blieb aber dennoch fasziniert. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich das Ganze entwickelt. Der Roman strahlte über weite Strecken eine ungeheure Faszination aus, der klare, schnörkellose Stil und die neugierig machenden Dialoge hatten daran einen großen Anteil.

Leider wurde der Spannungsbogen im letzten Drittel nicht konsequent durchgehalten. Zudem fand ich die Nebenfiguren ein wenig blass. Tief berühren konnte mich Coordt nicht, aber er war mir noch der Sympathischste.

Neben der tollen Ausgangssituation bleibt mir vor allem Coordt im Gespräch mit der Krähe in Erinnerung. Vielleicht die berührendste Szene, in der man seine Einsamkeit sehr gut spürte.

Mein Urteil fällt mir diesmal recht leicht, es werden vier gute Sterne, die nur anfangs an der Fünf schnupperten.

 

[Emswashed]

Ich war vom Ausgangsplot fasziniert und gespannt, welche Situationen sich daraus ergeben.
Der Dreh, dass Bodo plötzlich die Wohnung allein gehört und er die Bedingungen verschärft, hat mich innerlich aufseufzen lassen. Das war für mich zu einfach gestrickt, fast ein bißchen märchenmäßig: wir holen den Zauberstab und drehen die Story. Ab diesem Zeitpunkt wurde es für mich unglaubwürdig, weil es auch keine Erklärung für Bobos merwürdiges Verhalten gab.
Statt dessen führt uns Frau Buchholz noch andere Figuren vor (Majtken und Erik), die viel Aufmerksamkeit erregen, aber letztendlich für die Geschichte unerheblich bleiben.

Die Ehe geht zu Bruch, aber das ist weder Bobos Schuld, noch die der Wohnumstände. Sie haben diese Entscheidung vielleicht beschleunigt, waren aber kaum die Ursache. Grundsätzlich waren es wohl die veränderten Lebensumstände des Paares, sprich das Kind, weshalb alles diesen Verlauf genommen hat.

Coordt zerbricht am Familienleben, darauf läufts für mich hinaus. Die schwierige Wohnungssuche in vielen Großstädten spielt in diesem Zusammenhang nur eine untergeordnete Rolle, zumal Coordt bei seinen diversen Auszügen ja wohl immer ohne Probleme eine Unterkunft gefunden hat.

Und nachwievor bleiben für mich die Entscheidungen dieser jungen Familie ein Rätsel. Naiv und konsumorientiert, vor allem Franziska.

 

[Sassenach123]

Zu Beginn fand ich alles sehr bizarr, aber nicht im negativen Sinn. Dieses Gefühl hat dann falsche Erwartungen geweckt, mir fehlte einfach der Kick im letzten Abschnitt. Vieles war am Ende vorhersehbar, so vor allem die Trennung, und meine Neugierde auf das, was ohne Coordt in der Wohnung passiert nur angekratzt.
Es war ein netter Zeitvertreib, nach wie vor muss ich sagen, dass ich es trotz allem sehr gerne gelesen habe. Bei der Bewertung bin ich mir noch nicht schlüssig, mal sehen ob es 4 Sterne werden oder doch eher 3.

 

[Emswashed]

Ich habe noch ein wenig gegrübelt, was ich diesem Roman gutschreiben kann, aber letztendlich sollte er mir auch eine gute Story sein, und das fehlte mir dann doch zu sehr.

 

[Literaturhexle]

Ich habe noch ein wenig gegrübelt, was ich diesem Roman gutschreiben kann, aber letztendlich sollte er mir auch eine gute Story sein, und das fehlte mir dann doch zu sehr.

Wobei es immer ein bisschen gemein ist. Der Ausflug, über den wir mehrheitlich fast empört waren, bekommt 2 Sterne. Dieser hier 3. Der sichtbare Unterschied ist klein, der inhaltliche aus meiner Sicht viel größer. Ich werde mich vermutlich auf 3,5 einigen und aufrunden, weil das Lesevergnügen DEUTLICH erquicklicher war als beim Ausflug.
Man würde mehr Sterne brauchen. Mindestens 6.

 

[Emswashed]

Dieser hier 3. Der sichtbare Unterschied ist klein, der inhaltliche aus meiner Sicht viel größer.

Den Ausflug habe ich nicht mitgelesen, also kann ich da auch nicht vergleichen.

Man würde mehr Sterne brauchen. Mindestens 6.

Das ist das Sternenproblem, dass mich schon länger umtreibt. Ein Computer ordnet diese Sterne ohne Wenn und Aber in seine Dateien. Wir Leser sind inzwischen schon so programmiert, dass ein Urteil mit den Sternen schon steht, ohne den Text danach zu lesen. Wenn wir die gleiche Basis hätten, wie eine Maschine, wäre das kein Problem. Wir sind aber Menschen mit unterschiedlichen Vorlieben und zudem noch mit schwankenden Stimmungen.... da kann so eine Sternebewertung schnell gemein werden.

 

[Renie]

Ich habe einen unglaublich spannenden Roman mit einem unglaublichen Plot begonnen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wer lässt sich auf solch einen Deal ein? Daher habe ich diesen Roman auch ungläubig, aber fasziniert gelesen. Und diese Faszination hat sich auch bis zum Ende durchgezogen, immer mit der Erwartung, dass mit einem genauso unglaublichen Ende zu rechnen ist. Und dann muss ich ein Ende lesen, das dermaßen gewöhnlich und kultiviert ist: Ehepaar hat sich auseinandergelebt, trennt sich und wegen des Kindes bleibt man Freunde fürs Leben.

Doch da der Weg das Ziel ist, konzentriere ich mich auf den Weg. Sprich: Nach einem perfekten Start, legt die Handlung einen Wahnsinnslauf hin. Doch kurz vor dem Ziel geht ihr die Puste aus, so dass sie es gerade eben über die Ziellinie schafft. Der Lauf wird aber von mir belohnt.

 

[Renie]

Der Ausflug, über den wir mehrheitlich fast empört waren, bekommt 2 Sterne. Dieser hier 3. Der sichtbare Unterschied ist klein, der inhaltliche aus meiner Sicht viel größer.

Wer achtet darauf? Das Vergleichen der Bewertungen unterschiedlicher Romane spare ich mir immer. Du kannst auch keine Matheklausur mit einer Deutschklausur vergleichen.