FAZIT zu "Tristania"

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.240
49.146
49
Wie hat euch der Roman als Ganzes gefallen? Bitte schreibt euer spontanes Fazit in ein paar Sätzen.
 

GAIA

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2021
2.228
10.397
49
Thüringen
Inhaltlich fand ich das Buch über weite Strecken wirklich interessant. Die Örtlichkeit und die Zeit des Romanplots ist mal etwas anderes. Die Verstrickungen in dieser kleinen Inselgemeinschaft und die fatalen Gescheihnisse und Geheimnisse wurden mir sehr interessant rübergebracht.
Aber: diese "Überzufälligkeit" was das Ehepaar Elide-Paul angeht sowie die Zeugung während des Vulkanausbruchs gingen mir dann doch zu weit. Sprachlich rieb ich mich zum Schluss wieder mehr an den schrägen Sprachbildern, die schon von Beginn an für mich störend waren und einfach im Übermaß eingesetzt wurden, sowie den Perspektiventscheidungen der Autorin. Die Perspektiven der verschiedenen Protagonisten waren mir zu ähnlich im Stil geschrieben. So hatte ich manchmal auch Probleme das Personal auseinanderzuhalten.
Letztlich finde ich das Buch keineswegs schlecht, es konnte mich zeitweise sehr fesseln. So werden es bei mir wohl gute 3 Sterne werden. Von der Autorin werde ich mich aber zukünftig eher fernhalten. Ihr Stil ist eindeutig nicht meiner. Schade, aber so ist das manchmal.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.555
16.311
49
Rhönrand bei Fulda
Ich bin mir über meine Bewertung noch nicht im klaren, das muss noch etwas sacken.
Aber - da du es benannt hast, @GAIA , auch mir ging es so - auch ich hatte Schwierigkeiten mit den Personen. Dabei waren es gar nicht so viele und ähnlich waren sie einander auch nicht. Ich vermute stark, dass es mit der Spache zusammenhängt. Die Sprache des Romans ist sehr ambitioniert, und dass mehr oder weniger alle mit dieser Sprache sprechen, lenkt die Konzentration des Lesenden m.E. ein bisschen an die falsche Stelle. In Anbetracht der Dramatik, dass da wirklich viel passiert und man nicht von einem "leisen" Buch sprechen kann, finde ich die Sprache ein bisschen überambitioniert. Aber das sehe ich vielleicht auch wieder anders, wenn ich noch ein bisschen darüber nachgedacht habe.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.403
23.946
49
66
Die Geschichte an sich, das ganze Setting fand ich sehr interessant. Der mir völlig unbekannte Schauplatz, die Lebensbedingungen dort haben mich gefesselt. Allerdings muss ich mir noch klar werden, wie ich das Verwirrspiel der Autorin und das Ende bewerten soll. Da erhoffe ich mir Hilfe von euch.

Die Sprache gefiel mir über weite Strecken. Es gibt sehr viele wunderschöne Formulierungen, manches aber war mir zu gewollt bedeutsam. 5 Sterne werden es bei mir nicht, aber ob gute 3 oder schwache 4 muss ich mir noch überlegen.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.555
16.311
49
Rhönrand bei Fulda
Die Geschichte an sich, das ganze Setting fand ich sehr interessant. Der mir völlig unbekannte Schauplatz, die Lebensbedingungen dort haben mich gefesselt.
Meiner Meinung nach hat die Autorin hier sehr viel Potential verschenkt. Oder tat sie das absichtlich? Ich hätte überhaupt kein richtiges Bild von der Umgebung, wenn ich mir nicht aus Neugier schon gleich, als ich mit Lesen anfing, das Satellitenbild bei GoogleMaps angesehen hätte. Davon war ich dann sehr gefesselt und habe lange Zeit daran herumstudiert, man erkennt da die Lage der Kartoffelfelder, die Strände und die wenigen Straßen. Die Autorin spricht viel vom Meer, dem Algengürtel und wie schwer die Insel zugänglich ist; dass Schiffe manchmal tagelang warten müssen, ehe sie Boote zur Insel ausssetzen können usw. Die Gegebenheiten auf der Insel selbst bleiben aber, finde ich, in der Darstellung recht farblos.

Es erleichtert mich jedenfalls, @RuLeka , dass du auch nicht gerade restlos begeistert bist. Das Buch bringt eigentlich alles mit, was einen tollen Roman ausmacht - es entführt in eine unbekannte Welt mit eigenen Gesetzen, es hat einen spannenden Plot, interessante Persönlichkeiten und ist sprachlich kraftvoll. Und trotzdem bin ich damit nicht warm geworden. Ich muss noch etwas darüber nachdenken, warum das so ist.
 

petraellen

Aktives Mitglied
11. Oktober 2020
424
1.232
44
„Tristania“ von Marie Kurtto ist ein kurzer, sprachlich dichter, stellenweise poetischer Roman.

Der Ort ist laut Wikipedia die entlegenste besiedelte Insel der Welt: Die Vulkaninsel Tristan da Cunha.

Die Handlung ist recht einfach wie auch die Figuren in dem „Stück“ einfache Menschen sind.

Marianna Kurtto hat viele Stilmittel in ihren Roman genutzt.

Die Autorin setzt die Erzählung als Puzzle zusammen in Rückblenden, verschiedenen Formen der Erzähler, unterschiedlichen Ich Erzählern, auktorialer Erzähler. Die hochpoetische Sprache ist zwar wunderschön zu lesen, doch wird dadurch wenig Unterscheidungen in den einzelnen Passagen klar herausgearbeitet. Kursiv geschriebene Texte geben Eindrücke/Gedanken einzelner Personen wieder. Nicht alles ist plausibel nachvollziehbar, was eben durch Zeitsprünge, Sprache und Rückblenden und zusätzlich verschiedene Erzähler erzeugt wird. Hinzu kommt das Spielen des Textes mit Auslassungen, Anspielungen und ein unvollendetes Gespräch als Rätsel.

Trotzdem bleibt die Geschichte als Ganzes gesehen spannend und auch packend. Die Idee ist sehr gut und passend zu der Umgebung dunkel gestaltet. Wenn man sich mit dem Stil angefreundet hat, ist es ein durchaus unterhaltsamer und auch interessanter Roman.
 

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.554
12.487
49
47
Ich habe den Roman insgesamt gern gelesen, auch wenn sich echte Begeisterung nie einstellen wollte.

Gefallen haben mir die kluge Komposition des Textes, bei der man sich der Wahrheit Stück für Stück annähern konnte. Dazu beigetragen haben die verschiedenen Perspektiven, durch die man Verständnis für die Figuren entwickelte. Meisterlich ist die Konfrontation der Leser:innen mit ihren Vorurteilen, da keine Figur so war, wie es zunächst den Anschein hatte.

Die finale Auflösung ist überkonstruiert, eine kleine Veräppelung der Leserschaft à la "Die Überlebenden" von Alex Schulman. Ich weiß immer noch nicht, ob ich mich darüber ärgern oder freuen soll.

Das hoffnungsvolle Ende finde ich rund und angemessen. Marianna Kurtto gönnt ihnen das Glück und zeigt sich empathisch. Mag ich lieber als Zynismus.

Die Sprache war teilweise schön, manchmal zu bemüht und eine Art Wettrennen um das tollste Bild, den treffendsten Vergleich. Mir oft zu viel des Guten.

Ich komme insgesamt auf runde vier Sterne.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.240
49.146
49
Ich gebe ja zu, dass ich alle eure Kritikpunkte von Teil 4 nicht entkräften kann. Man kann das so sehen.
Fakt ist: ich habe es nicht so gesehen. Ich habe den Teil gelesen und es hat mir gefallen (bis auf Jons Veränderung, die aber tatsächlich schlüssig erklärbar ist).
Ich lese morgen nochmal quer, ein paar Hinweise habe ich gewiss übersehen.

Mich hat die sprachliche Gestaltung dieses Romans total begeistert. Man musste langsam lesen, wiederholen. Das hat sich aber gelohnt. Von mir wird es 5 Sterne geben. Ich bin da in der Begründung sehr bei @renee (Das wir das erleben dürfen, so fast gänzlich einer Meinung zu sein :p )
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ja, ich bin begeistert und ich freue mich wie du liebes @Literaturhexle und wundere mich auch etwas ;), dass wir einmal einer Meinung sind. :rofl

Ja, dieser Roman lief am Anfang bis zum 3. Leseabschnitt als 4-Sterne-Roman für mich. Eine poetische Sprache, sehr schön und zum Genießen, jedoch voller Hinweise, die sich nur bei einem genaueren Hinsehen, eventuell mehrmaligem Nachlesen, erklären. Man muss sehr aufpassen, ist als Leser gefordert, dies gefällt mir sehr. Die Autorin führt einen etwas an der Nase herum, aber dies macht man auch selbst als Leser, weil die eigenen Vorurteile aus dem Leben im Buch genauso greifen. Aber Schwarz und Weiß ist hier nichts, denn manches Schwarze wird gar zu Weiß und umgekehrt. Und dies passiert im wunderbaren 4. Leseabschnitt. Der bei mir den Schalter umlegt und dem Buch den 5 Stern einbringt. Etwas viel in diesem Buch. Mitnichten. Und das am Ende dann gar eine Prise eitel Sonnenschein mitspielt. Was solls. Sei es den Figuren gegönnt! Gerade dieses Spiel mit der Leserschaft fand ich gelungen, man sollte sich eben nie zu sicher in seiner Beurteilung sein, im Buch und auch im Leben. Überraschungen gibt es immer. Ein denkwürdiges Buch! Der Vergleich mit Schulman im Sinne des Knalleffekts finde ich passend, aber strukturell sind sich die Bücher ja so gar nicht ähnlich.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
6.403
23.946
49
66
weil die eigenen Vorurteile aus dem Leben im Buch genauso greifen.
Welches Vorurteil meinst Du? Auch ein netter Mann kann ein Vergewaltiger sein, das war mein Vorurteil. Stattdessen bekommen wir: Nette Männer, die eh einen Schlag bei Frauen haben, können keine Vergewaltiger sein.
Oder hast Du das allgemeiner gedacht, dass man nicht voreilig über andere urteilen soll.
man sollte sich eben nie zu sicher in seiner Beurteilung sein, im Buch und auch im Leben. Überraschungen gibt es immer.
Das ist eine Botschaft, die ich auch unterstreiche. Aber hier wurde man sehr direkt in eine Richtung gesteuert, die bestimmte Schlussfolgerungen zwangsläufig machte. Das allerdings in einer Sprache, die so uneindeutig ist, dass sich mit dem neuen Wissen manches ganz anders liest. Das mag man positiv werten und als sehr gelungen betrachten.
Vielleicht bin ich auch nur missgestimmt, weil ich ihr auf den Leim gegangen bin.
Ich werde vor meiner Rezension das Buch nochmals quer lesen, meine Markierungen anschauen und in mich gehen.
 

Literaturhexle

Moderator
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2. April 2017
19.240
49.146
49
Ich werde vor meiner Rezension das Buch nochmals quer lesen, meine Markierungen anschauen und in mich gehen.
Das habe ich mir auch vorgenommen, allerdings aus anderen Gründen;). Ich bin sicher, dass der Roman gut durchkomponiert ist, so dass sich mit dem Wissen des Endes noch viele Hinweise bewusster lesen (und verstehen) lassen. Ich glaube gar nicht, dass so vieles in der Luft steht - wir konnten die Andeutungen nur nicht begreifen.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
4.555
16.311
49
Rhönrand bei Fulda
Ich schrieb oben, dass die Autorin meiner Meinung nach Potential verschenkt habe. Inzwischen glaube ich, das Aussparen ganzer Bereiche, die die meisten anderen Autoren und Autorinnen im wahrsten Wortsinn beackert hätten (die Landschaft, die Lebensweise, die Natur etc.), ist in diesem Buch Absicht. Insoweit finde ich die Titelbildgestaltung geradezu genial. Man sieht einen riesigen dunklen Bereich mit aufgewühlten hellen Rändern. Die Autorin spart bewusst das "Innere" aus, im Grunde lässt sie uns ja auch in den Charakter der Menschen nicht hineinsehen, obwohl die Sprache, dieses Spielen mit Sprachbildern und Gedankenfetzen, eine Tiefe andeutet, die dann aber nicht erhellt wird (sonst hätten wir das Wichtigste nicht so spät erfahren).

Ich muss noch darüber nachdenken, wie ich diese Art Überlistung und das Gegen-den-Strich-Bürsten der gängigen Erwartungshaltung abschließend beurteile. Im Grunde ist es ein toller Wurf. Dass ich am Ende das Gefühl habe, man könne mit dem gleichen Stoff einen umfassenderen, quasi "helleren" Roman schreiben, der mir besser gefiele - er wäre im übrigen womöglich doppelt so dick -, liegt primär an mir, und es entwertet dieses Buch ja auch nicht; man hätte es halt nur ganz anders und viel konventioneller machen können.
Bin heute unterwegs und habe viel Zeit, beim Herumlaufen meine Gedanken noch zu sortieren. Ich sollte wieder laufen gehen. Früher hat mir das oft geholfen, mir darüber klar zu werden, wie ich ein Buch einschätzen soll.

Auf jeden Fall bin ich dankbar, an der Leserunde teilgenommen zu haben. Wenn ich dieses Buch privat in die Finger bekommen hätte, hätte ich es nämlich wahrscheinlich schnell unter "ist nicht das, was ich erwartet habe" abgehakt und zum nächsten gegriffen. So bin ich nun doch gezwungen, mir ein paar Gedanken mehr zu machen.
 

Literaturhexle

Moderator
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2. April 2017
19.240
49.146
49
(sonst hätten wir das Wichtigste nicht so spät erfahren).
Das stimmt doch so nicht. Der zentrale Aufruhr ist die Vergewaltigung Marthas. Das haben wir relativ früh erfahren. Immer wieder durften wir von den tiefen inneren Verletzungen lesen, die sie erlitten und die sie geprägt haben.
Die Indizien zeigten auf Lars (was sich mancher nicht vorstellen konnte), der letzte Zweifel wurde bei mir durch das Müllabladen im Ehebett ausgeräumt... Der wahre Täter blieb lange im Dunkeln. Aber das Wichtigste wussten wir schon. Oder hast du ganz etwas anderen gemeint?
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
2.554
12.487
49
47
Vielleicht bin ich auch nur missgestimmt, weil ich ihr auf den Leim gegangen bin.
Vielleicht kannst du besser damit umgehen, wenn du Lars' Entschuldigung auf S. 293 annimmst. Wobei er sich für das entschuldigt, was Marianna verzapft hat:

"...das Böse ähnelte mir, das musste ich zugeben."

Ich finde das übrigens lustig.

Außerdem wollte ich noch einmal @Die Häsin korrigieren, von wegen Zahnlosigkeit führt zu Potenzproblemen. Der zahnlose Paul erzielte sofort einen Treffer!

Was sagt ihr eigentlich zu Bert? Für mich der stille Held der Geschichte!

Ich habe außerdem einmal im Internet gesucht, ob es einen Zusammenhang zwischen Finnland und Tristan da Cunha gibt, aber nichts dazu gefunden. Ich finde die Namen der Figuren in diesem Hinblick überraschend: Jon, Lars, Lise - die klingen alle wie Skandinavier:innen. Vielleicht um den finnischen Leser:innen den Zugang zu erleichtern?
 
Zuletzt bearbeitet:

Die Häsin

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11. Dezember 2019
4.555
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49
Rhönrand bei Fulda
Das stimmt doch so nicht. Der zentrale Aufruhr ist die Vergewaltigung Marthas. Das haben wir relativ früh erfahren. Immer wieder durften wir von den tiefen inneren Verletzungen lesen, die sie erlitten und die sie geprägt haben.
Die Indizien zeigten auf Lars (was sich mancher nicht vorstellen konnte), der letzte Zweifel wurde bei mir durch das Müllabladen im Ehebett ausgeräumt... Der wahre Täter blieb lange im Dunkeln. Aber das Wichtigste wussten wir schon. Oder hast du ganz etwas anderen gemeint?
Nun ja, die Autorin hat uns insoweit in den Kopf Marthas gucken lassen, als wir erfahren haben, dass sie vergewaltigt wurde. Aber nicht, von wem. Das empfinde ich als tricky. Entweder kennen wir ihre Gedanken oder nicht.
Aber ich denke, ich weiß, was du meinst. Ich muss noch etwas darüber nachdenken. Einstweilen habe ich nur ein paar Überlegungen ungeordnet hier hereingeworfen. :helo
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
4.555
16.311
49
Rhönrand bei Fulda
Außerdem wollte ich noch einmal @Die Häsin korrigieren, von wegen Zahnlosigkeit führt zu Potenzproblemen. Der zahnlose Paul erzielte sofort einen Treffer!
NIE hab ich das gesagt! Hast du eine Ahnung, wie viele Zähne MIR schon fehlen?????
Ich meinte Zahnlosigkeit als redensartliches Symbol! (Kein Biss, ein zahnloser Tiger etc.)

Zahnverlust führe zur Impotenz, da sei Gott vor, dass ich das behaupte! :rofl:rofl:rofl:rofl:rofl
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.240
49.146
49
Aber nicht, von wem. Das empfinde ich als tricky.
Ja, aber das ist doch genau der Twist, der dem Roman das Salz in die Suppe streut. Außerdem kennt Martha den Täter, sie muss ihn uns nicht benennen (Verdrängung?). Die Gefühle, das Ausgeliefertsein, der Schmerz sind für sie viel präsenter. Ein zu frühes Benennen hätte uns viel Lesespaß und Rätselei gekostet;)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.240
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Was sagt ihr eigentlich zu Bert? Für mich der stille Held der Geschichte!
Jawoll! Das hätte man ihm nicht zugetraut, dass er im Angesicht größter Gefahr so über sich hinaus wächst. Und dass, obwohl er den Jungen (Eifersucht?) nicht mag.
Nun erklärt sich auch die fürsorgliche Zuwendung Marthas an Jon: Er erinnert sie an seinen Vater, in den sie verliebt ist...
Ich sage es euch: JEDES Puzzleteil passt! Man muss nur genau schauen.
 

Irisblatt

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15. April 2022
1.282
5.347
49
53
Meiner Meinung nach hat die Autorin hier sehr viel Potential verschenkt. Oder tat sie das absichtlich? Ich hätte überhaupt kein richtiges Bild von der Umgebung, wenn ich mir nicht aus Neugier schon gleich, als ich mit Lesen anfing, das Satellitenbild bei GoogleMaps angesehen hätte. Davon war ich dann sehr gefesselt und habe lange Zeit daran herumstudiert, man erkennt da die Lage der Kartoffelfelder, die Strände und die wenigen Straßen. Die Autorin spricht viel vom Meer, dem Algengürtel und wie schwer die Insel zugänglich ist; dass Schiffe manchmal tagelang warten müssen, ehe sie Boote zur Insel ausssetzen können usw. Die Gegebenheiten auf der Insel selbst bleiben aber, finde ich, in der Darstellung recht farblos.
Ich gehe davon aus, dass Kurtto die Insel absichtlich nicht detaillierter beschrieben hat. Tristan da Cunha, der Vulkanausbruch 1961, die Evakuierung der Bewohner sind lediglich ein Aufhänger. Die Geschichte hätte auch auf einer anderen, schwer zugänglichen Insel mit Vulkan spielen können. Die Autorin legt den Fokus die Gefühlswelt und das Zwischenmenschliche in einer solchen kleinen, abgeschlossenen Gemeinschaft. Sie erzählt eher eine universale Geschichte, bei der es gar nicht entscheidend ist wie die Insel genau aussieht.