Ingo Schulze kann schreiben, hat Talent. Kritiker bescheinigen ihm, dass er viele Genres und Themen bedienen kann. Das wird durch die Tatsache belegt, dass er offenbar häufig für Auftragsarbeiten angefragt wird. Ich verstehe auch diese drei "Erzählungen" als solche. Sie sind bereits älteren Datums, wie man vorne aus dem Buch entnehmen kann. Für die konkreten Anlässe, zu denen sie geschrieben wurden, mögen sie richtig und wichtig gewesen sein. Die Adressaten kannten die entsprechenden Kunstwerke bzw. den Künstler, hatten von daher eine große Nähe zum Inhalt.
Die fehlte mir hier. Die Kunstwerke wurden (gut) beschrieben, aber ohne Abbildung im Internet hätte ich trotzdem kaum einen Zugang bekommen. Insofern enthalten mir jene Abschnitte, die sich um die Kunst im engen Sinne drehen, zu wenig Allgemeingültigkeit für unbedarfte Leser (wie mich). Mit einem gewissen Interesse habe ich das Drumherum gelesen. Die große Ehrfurcht vor dem Autor B.C., der reinquatschende Kunstliebhaber in der Winterthurer Ausstellung, die Party im Hospiz mit ihren eigenwilligen Gästen... - das alles war gut lesbar, macht aber höchstens die Hälfte jedes Textes aus.
Insofern würde ich den Erzählband nur ausgesprochenen Kunstfreunden empfehlen. Man sollte das Buch nicht im alleinigen Vertrauen auf die Güte des Autors kaufen. Dann könnte man enttäuscht sein.
Von mir wird es 3 Sternchen regnen.