Fazit zu ' Stürzen, Liegen, Stehen '

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wie hat euch der Roman als Ganzes gefallen? Passen Titel und Covergestaltung dazu?
Bitte schreibt ein spontanes Fazit in ein paar Sätzen.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Dieser Roman hat mich wirklich "kalt erwischt", wenn ich diese Floskel mit Bezug zum (teilweise) Handlungsort bemühen darf. Ich hatte mich auf eine niveauvolle, anspruchsvolle Abenteuergeschichte eingestellt und habe einen tiefgründigen, vieschichtigen, facettenreichen Roman bekommen. Sprachlich konnte mich Jon McGregor vollkommen für sich und sein Können einnehmen. Wie dieser Autor mit Sprache umgeht ist wirklich beeindruckend. Und ich war nicht nur von der ersten Seite an beeindruckt, sondern bis zur letzten durchgängig. Das kommt selten bei mir vor. Die Perspektivwechsel folgten authentisch den verschiedenen Persönlichkeiten in ihren Eigenarten, zeigten unterschiedliche Wahrnehmungen von ein und derselben Situation, eben genau wie es im "richtigen" Leben ist. Und ebenso nah an der Realität bewegt sich der Autor gekonnt zwischen den angesprochenen Themengebieten hindurch. Von Antarktismission mit katastrophalen Folgen, über medizinische Behandlung und Diagnostik, zu häuslicher Pflegesituation, hin zu dem ganz individuellen Kampf zurück in ein anderes, neues Leben. Die Recherchearbeit, die hinter diesem Roman steckt, muss enorm sein und ich finde McGregor hat es im besten Sinne hinbekommen, dass man trotzdem als Leser:in so durch den Roman förmlich fliegen kann, dass man die dahinterstehende Arbeit nicht kokett vorgehalten bekommt. (Es gibt dazu ein berühmtes Zitat, welches meinen vorherigen Satz viel besser beschreibt, ich komme nur gerade nicht mehr darauf.)
Die Covergesteltung ist, wie immer bei Liebeskind großartig. Nur die Wahl des deutschen Titels im Vergleich zum englischen ist mir nicht ganz nachvollziehbar. Warum war es notwendig die Reihenfolge vom Original "Lean Stand Fall" abzuändern? Natürlich im Plotverlauf macht die "deutsche" Reihenfolge mehr Sinn, Robert stürzt (in die Erkrankung, der Fehler auf Station K., tatsächlich während des Sturms) bzw. muss sich gegen den Sturm "lehnen", "liegt" danach im übertragenen, wie auch tatsächlichen Sinne und kommt zum Schluss wieder "auf die Beine" (wieder übertragen wie auch körperlich), "steht" also. Aber der Autor hat sich bei der Reihenfolge im Original ja sicherlich auch etwas gedacht, oder nicht?

Gut, das ist aber nur eine offene Frage, die für mich bleibt, hat nichts mit meiner Einschätzung des Romans zu tun. Für mich ist dieses ein großartiges Werk, welches verschiedenste Emotionen bei mir auslösen konnte, mich kognitiv vollkommen befriedigt hat und deshalb für mich alles hat (inklusive der sicherlich nicht mal vollständigen Beschreibungen oben), was es für mich zu einem 5-Sterne-Buch macht. Ich bin nachträglich wirklich unglaublich froh, mich für diese Leserunde angemeldet und dadurch den Autor vorgestellt bekommen zu haben. Merci! Jetzt kommt "Speicher 13" auf meine gedankliche Wunschliste. :)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich möchte mich meiner Vorrednerin in allen Punkten anschließen, bis auf die kleine Tatsache, dass mich der deutsche Titel auch völlig zufriedenstellt;)

Ich hatte bereits von "Speicher 13" sehr viel Gutes gehört und im Grunde ziemlich unbedarft zu diesem Buch gegriffen. Zum Glück! Völlig ohne Erwartungshaltung habe ich losgelesen und wurde nicht enttäuscht.

Es ist beeindruckend, wie perfekt uns der Autor in die Köpfe seiner verschiedenen Protagonisten leitet. Zunächst die drei Forscher in der Antarktis, dann die überforderte Ehefrau, schließlich die Beteiligten am Genesungsprozess. Alles nachvollziehbar und fesselnd. Große schriftstellerische Leistung!

Von mir kann es nichts anderes als 5 prunkvolle Sterne regnen!
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Mich hat das Buch begeistert. Die Sprache, mit der McGregor spielerisch intensive Eindrücke beim Leser hervorruft, ist wirklich herausragend. Der Wechsel des Geschehens von der unwirtlichen Antarktis über Chile nach Cambridge führt uns von einem Abenteuerroman zu einem - ja was eigentlich?, schwer zu fassen. Ich habe beim Lesen gefroren, gelacht, gelitten und war einfach nur hingerissen von Autor und Buch.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Haha, vielleicht sollten wir eine Leserunde zu Speicher 13 machen. Das subt schon seit geraumer Zeit bei mir :)

Auch wenn mich der letzte Abschnitt nicht mehr ganz so hingerissen hat, wie die ersten beiden, bin ich doch sehr angetan von McGregors Können.

Haben wir am Anfang die Antarktis, ein Territorium, das sich vom Menschen nicht kontrollieren lässt. Haben wir dann die verbale Sprache, absolut menschliches Territorium, aber auch hier den Kontollverlust. Toll gemacht, da verzeih ich auch den Hänger im letzten Abschnitt, den ich beim Lesen hatte.
 
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GAIA

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27. Dezember 2021
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Haha, vielleicht sollten wir eine Leserunde zu Speicher 13 machen. Das subt schon seit geraumer Zeit bei mir :)
Wenn ihr eine LR planen solltet, sagt mir bitte zeitig genug Bescheid. Bei mir "subt" es nämlich noch nicht (das klingt zu geschrieben wirklich hoch merkwürdig) und ich würde dann auch eine Beteiligung mit vorheriger Bücherbestellung in Betracht ziehen. ^^
 

Renie

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Ich gebe zu, dass ich diesen Roman als Abenteuerroman lesen wollte. Manchmal ist es daher gar nicht verkehrt, wenn man sich intensiver mit Klappentext, Buchbeschreibung etc. befasst, was ich diesmal nicht getan hatte.
Der Bruch zwischen dem 1. Kapitel und den folgenden hat mich daher kalt erwischt. Als flexible Leserin, die ich bin ;), habe ich mich jedoch gern auf die neue Richtung der Handlung eingelassen und wurde nicht enttäuscht - ganz im Gegenteil.
Insgesamt bin ich voll des Lobes:
Durch die unterschiedlichen Perspektiven bot sich ein vielschichtiges Bild der Hauptfiguren Robert und Anna, wobei mir Annas Kampf mit den neuen Gegebenheiten in ihrem Leben sehr nahe gegangen ist.
Die Sprache ist ein wichtiges Element in diesem Roman, die nicht nur intensive Stimmungen auf den Leser transportiert sondern auch stellenweise als "gestörte Sprache" daherkommt, was vermutlich unglaublich schwierig ist, da die Gefahr besteht, dass das, was man liest als lächerlich oder unglaubwürdig empfunden wird. Doch hier ist das nicht der Fall. Stattdessen gibt die "gestörte Sprache" eher die Hilflosigkeit und Ungeduld wieder, die bei einer Kommunikation bei allen Beteiligten zu Tage tritt.
Der Kurzausflug in das englische Gesundheitswesen war interessant. Ich schätze, dass es Parallelen zu dem Unsrigen gibt.
Und natürlich immer wieder der Bezug zu den Geschehnissen in der Antarktis, die zwar zwischenzeitlich in den Hintergrund getreten sind, aber immer wieder auftauchten, zuletzt in dem beeindruckenden Theaterstück am Ende, in dem auch klar wird, was damals in der Antarktis geschehen ist, und wer welchen Anteil an dem Ausgang hatte.

Dieser Roman hat auf jeden Fall mein Interesse an Jon McGregor geweckt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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da die Gefahr besteht, dass das, was man liest als lächerlich oder unglaubwürdig empfunden wird. Doch hier ist das nicht der Fall. Stattdessen gibt die "gestörte Sprache" eher die Hilflosigkeit und Ungeduld wieder, die bei einer Kommunikation bei allen Beteiligten zu Tage tritt.
Stimmt! So etwas literarisch darzustellen, birgt immer die Gefahr (unfreiwilliger) Komik. In diese Falle ist McGregor aber an keiner Stelle getappt. Für mich ist das Buch eine große schriftstellerische Leistung, weil die verschiedenen Charaktere extrem authentisch rüberkommen und die Gehandicapten durchgehend ihre Würde behalten dürfen und nicht der Lächerlichkeit preisgegeben werden.
 

buchregal

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8. April 2021
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Der Roman ist ganz anders, als ich es aufgrund der Beschreibung erwartet habe. Es beginnt wie ein spannender Abenteuerroman und macht dann eine Wendung, die mich überrascht hat.

Erst erleben und erleiden wir die Katastrophe, die sich in der Antarktis abspielt. Dabei wollte man doch nur ein paar besondere Fotos machen. Doch die Antarktis hat ihre eigenen Regeln und die sind mit Gefahr verbunden. Der Stress einer solchen Gefahr kann dem Körper zusetzen und Robert fühlt sich nicht nur verantwortlich, letztendlich ist er es auch, denn er wusste aus vielen Jahren Aufenthalt dort um die Gefahr.

Danach begleiten wir den Doc bei seinem Ringen um das Finden der richtigen Worte und seinem Kampf um Selbstständigkeit. Es ist ein Kampf, den er nicht immer annehmen kann und will. Aber nicht nur für ihn ist es schwierig, auch für seine Frau Anna ist es wie ein Bruch in ihrer Biografie. Sie hat ihr Leben selbst gestaltet, die Kinder aufgezogen, alles am Laufen gehalten und war beruflich erfolgreich, das alles ohne Robert, der meist abwesend war. Doch nun soll sie pflegen und helfen und findet nicht mal ein paar Minuten für sich selbst. Wie kann ein Mensch das schaffen?

Ich konnte mich gut in Robert und Anna hineinfühlen, denn dem Autor ist es wunderbar geglückt, alle die Ängste, Zweifel, Wut und Überforderung zu transportieren. Auch wenn der letzte Abschnitt für mich nicht mehr ganz so stark war, so ist die Geschichte doch rund, denn ich hätte mir auch kein anderes Ende vorstellen können, das mich zufrieden gestellt hätte.

Ein beeindruckendes Buch!
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Ich bin sehr zufrieden mit diesem Roman. Thematisch ist er nicht unbedingt meins, hätte ich gewusst, worum es wirklich geht, weiß ich nicht, ob ich ihn überhaupt in die Hand genommen hätte.
Da aber die sprachliche und stilistische Umsetzung so exorbitant gut ist, wird das Thema fast zur Nebensache - ähnlich wie bei "Wir sind das Licht". Wenn man so schreiben kann, so in der Lage ist, Atmosphäre, Charakterisierungen und vor allem kognitive Prozesse mit Worten so nachzuzeichnen, dass sie für den Leser greifbar und spürbar werden, dann ist das einfach große Handwerkskunst. Die Enge, die ich im zweiten Teil angesichts Annas Situation verspürt habe, sitzt mir noch in den Knochen, der erste Teil ist meisterliche, atemlose Spannung und im dritten Teil wird man Mitglied einer Gruppe, die es schaffen will. Sehr guter Roman!