FAZIT zu "Stories" von Joy Williams

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ich habe lange hin- und hergehirnt mit diesem Buch, es immer wieder mal weggelegt und dann wieder zur Hand genommen. Manche Geschichten habe ich drei Mal gelesen. Meine Lieblingsgeschichte ist natürlich die erste, die mich sehr stark angesprochen hat, wenngleich ich diesem Gefühl ein wenig misstraue. In den Händen einer weniger begabten Schriftstellerin hätte daraus ein hoffnungsloser Kitsch werden können. Und noch mehr als diese erste Geschichte liebe ich "Kongress" - die Geschichte mit der lesenden Lampe. Diese Lampe, die zum Familienmitglied wird und selbständig Bücher liest, halte ich für eine geniale Idee. (Wenn sie nicht so potthässlich wäre - mich hat auch in Dave Eggers' "Circle" bei der Vorstellung der aus Geweihen gebauten Kronleuchter das Grausen gepackt - würde ich mir glatt selbst so eine wünschen.)

Ich bin sicher, dass es in jeder Geschichte eine zweite und dritte Erzählebene gibt. Wenn ich sie nicht immer sehe, dann wahrscheinlich deshalb, weil mir das Personal und die ganze Situation unsympathisch sind, vor allem in "Rost" und in "Beuschsrecht".

Es ist wieder einer dieser Fälle, wo ich das Potential eines Buches klar erkenne und es nur mir selbst zuschreiben kann, dass ich nicht uneingeschränkt den Zugang finde. Auf jeden Fall ist es kein Buch für die reine Genussleserin. Wahrscheinlich werde ich vier Punkte geben. Die Rezi kommt morgen oder Montag (ist schon geschrieben, muss aber noch etwas abhängen).