Ich bin insgesamt nicht so stark überzeugt von diesem Alterswerk. Tatsächlich geht es mir da gar nicht um die fachspezifischen Textpassagen, sondern um die Qualität des Dialogs an sich. Der Psychiater ist für mich in keinster Weise authentisch, also so gar nicht. Der Dialog hat mich massiv aufgeregt, zumal psychitarisch falsches Vokabular benutzt wurde. Nach einem Blick in die Leseprobe des englischsprachigen Originals habe ich herausgefunden, dass eine Formulierung, die den Psychiater besonders passiv macht ("Na gut.") im Englischen "All right." heißt. Dieses "Alles klar." ist für mich in der Gesprächsführung nachvollziehbarer. Soll heißen: Ich vermute mich stören auch kleine Abweichungen in der Übersetzung, die dieses Gespräch so nervtötend machen. Leider ist die englische Leseprobe zu kurz, um gerade die fachlich falschen Vokabeln noch einmal zu überprüfen. Manche Leser:innen werden sich daran wenig stören, ich tur dies aber.
So waren besonders die ersten beiden Leseabschnitte für mich einfach nur ärgerlich, wenngleich ich Alicias Ausführungen grundsätzlich folgen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich am liebsten das Buch abgebrochen, habe mich aber mit Unterstützung der LR-Teilnehmer:innen ermutigt gefühlt, ab jetzt das Buch einfach nicht mehr als ernst gemeintes therapeutisches Gespräch zu lesen, sondern einfach als eine Art Monolog von Alicia mit eingeworfenen inkompetenten Kommentaren des Psychiaters. Das hat mir dann doch noch das Buch ein wenig geöffnet und ich habe besonders den letzten Leseabschnitt recht gern gelesen. Mögliche Deutungen, die in der LR angesprochen wurden, führen dazu, dass ich potentiell das Buch doch interessant finde. Muss aber einschränkend sagen, dass ich der festen Überzeugung bin, dass zunächst die Lektüre von "Der Passagier", so wie es sich der Autor auch gedacht hat, mir "Stella Maris" wahrscheinlich näher gebracht hätte bzw. für mich interessanter bezüglich möglicher Interpretationen der Geschehnisse gemacht hätte.
Vom Leseerlebnis her muss ich leider feststellen, dass mir "Stella Maris" weniger gefallen hat als "Die Straße", welche damals schon für mich ein 3,5-Sterne-Buch war. Somit werde ich wohl insgesamt zwar nicht bei den nach der ersten Hälfte des Buches veranschlagten 2 Sternen landen, aber immer noch bei "nur" 3 Sternen.
Für mich waren die Protagonist:innen und der Dialog lediglich dafür da, das Wissen des Autors zwischen zwei Buchdeckel zu bekommen. Darf er ja machen, dann hätte ich aber lieber einen zusammenhängenden Essay gelesen, als einen für mich einfach literarisch nicht besonderen Roman.