FAZIT zu "Lektionen"

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Mein Fazit:

McEwan bettet die Romanhandlung differenziert und überzeugend in die Zeitgeschichte ein, verliert die persönliche Entwicklung seiner Charaktere dabei aber nie aus dem Blick. Er verwendet Versatzstücke seines eigenen Lebenslaufes, ohne die Grenze zur Autofiktion zu überschreiten. Der Roman liest sich im besten Sinne wie ein Alterswerk, stilistisch und inhaltlich gereift wie ein guter Wein.

Die Schwere mancher angesprochenen Themen weicht immer wieder einer versöhnlichen Leichtigkeit, und diese Mischung macht aus »Lektionen« in meinen Augen einen unterhaltsamen Schmöker mit Tiefgang.

Meine ganze Rezension
 
  • Like
Reaktionen: parden und RuLeka

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.536
9.574
49
53
Mainz
Ein epischer und sehr ausufernder Romand rund um das Leben Rolands und die Lektionen, die er im Leben lernte. Der letzte Abschnitt hat mich etwas mit dem Roman versöhnt, der mich über weite Strecken leider nicht richtig pscken, geschweige denn begeistern konnte. Der letzte Abschnitt ist mir dann aber tatsächlich nah gegangen. Mc Ewan ist zweifelsohne ein Schriftsteller, der etwas kann. Ich merke jedoch, dass mich persönlich die stärker gesellschaftskritischen Werke aus seiner Feder mehr ansprechen. Aber das mag einer Art "Berufskrankheit" geschuldet sein.
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Ich habe den Roman nun sacken lassen, aber so leid es mir in diesem Fall wirklich tut: Eure Begeisterung kann ich leider nicht teilen. Durchaus lesenswert, aber für mich bedauerlicherweise kein Highlight. Der Funke ist nicht übergesprungen. Deshalb „nur“ vier gute Sterne.

Mich konnte der Roman nicht komplett fesseln. Ich habe zu Roland keinen Zugang gefunden.

Allerdings: eindeutig ein ausgereifteres Werk als die „Kakerlake“.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.769
14.402
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich habe mir ein langes, vorzügliches Interview mit Ian McEwan beim Harbour Front Literaturfestival Hamburg angeschaut, das sehr lohnend ist:


Interessant finde ich, dass Ian McEwan bestreitet, dass Roland passiv ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: RuLeka

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.835
7.675
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Ich habe mir ein langes, vorzügliches Interview mit Ian McEwan beim Harbour Front Literaturfestival Hamburg angeschaut, das sehr lohnend ist:


Interessant finde ich, dass Ian McEwan bestreitet, dass Roland passiv ist.
...bestreitet, dass Roland passiv ist? Oha. Das Interview werde ich mir demnächst anschauen.
 

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.835
7.675
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Mir war es an manchen Stellen zu weitschweifig und ausufernd erzählt. Sprachlich fand ich den Roman dagegen sehr ansprechend. Und wie so manchen von euch anderen ist mir Roland, der mich zu Beginn doch immer wieder genervt hat mit seinem Zaudern und Abwarten, dann immer mehr ans Herz gewachsen.
Hier kann ich mich in meinem Fazit einfach nur anschließen.
 

luisa_loves-literature

Aktives Mitglied
9. Januar 2022
836
3.350
44
Für mich sind die "Lektionen" ein durchschnittlicher Roman. Zu unfokussiert, zu ziellos, viel zu viele Längen, am Ende deutlich zu rund und oftmals auch sehr konstruiert, mit Exkursen, die überflüssig sind.
Wie ich gerade beim letzten Abschnitt schrieb: Roland ist mir zu passiv und doch fügt sich alles am Ende. Im Hintergrund wabert das Jahrhundert - er war dabei, aber nie mittendrin und den richtigen Impact bzw. Zusammenhang zwischen den Geschehnissen und ihm sehe ich auch nicht. Die Kuba-Krise bringt ihn zu Miriam - ja, okay, aber (das ist jetzt vielleicht sehr überspitzt) der Kölner Karneval bringt auch einige Leute zu Entscheidungen, die ihr gesamtes Leben beeinflussen. Abgesehen davon: er war ihr doch bereits so verfallen, dass die Kuba-Krise auch nur eine gute Erklärung war.
Ich sehe nach wie vor einfach nicht das Ziel des Romans. Warum soll mich das interessieren? Zu allen Ereignissen ab Tschernobyl habe ich meine eigenen Normalsterblichen-Erinnerungen, Rolands unterscheiden sich kaum von meinen. Das Leben passiert mir auch, das brauche ich nicht in epischer Breite vorgeführt zu bekommen. Daher bleibt es für mich ein zwar durchaus gehobener Roman, der leider aber nicht sein Potenzial einlöst und für mich hinter den Erwartungen zurückbleibt.
 

pengulina

Bekanntes Mitglied
22. November 2022
1.266
4.152
49
68
Es mag nicht sein bester Roman sein, aber es ist für mich trotz mancher Längen auf jeden Fall sein interessantester. Ian McEwan schafft den Spagat zwischen dem sehr Persönlichen und der Weltpolitik. Roland hat sehr viel mit ihm gemeinsam, was Kindheit, Jugend und familiäre Herkunft einschließlich seiner Halbgeschwister und des kurz nach der Geburt abgegebenen leiblichen Bruders betrifft, löst sich aber dann und lebt ein Leben, das nur noch in Details mit McEwans eigenem zu tun hat und eher eine Art Wunschtraum-Projektion ist.

Eine der zentralen Frage ist die, ob eine Frau Liebe, Ehe und Mutterrolle mit einer kreativen Tätigkeit verbinden kann. Das ist Alissa nicht gelungen, weshalb sie einfach verschwunden ist und Roland mit dem Baby hat sitzenlassen. Sie wollte nicht die Geschichte ihrer Mutter wiederholen, die sich anders entschieden und ihr Leben lang darunter gelitten hat. Auch an anderer Stelle des Buchs wird in einem Nebensatz eine Orchestermusikerin erwähnt, die ihre Stelle gekündigt hatte, als sie schwanger wurde. Später wird das Thema nochmal aufgegriffen, aber diesmal geht es darum, was ein Künstler von seiner Frau und seiner Familie erwarten darf und ob die Qualität seiner Arbeit jedes Verhalten rechtfertigt. Es geht zwar um den Dichter Robert Lowell, aber das erinnerte mich an Max Frisch und sein „Montauk“.
 
  • Like
Reaktionen: RuLeka