FAZIT zu "Kairos"

[Literaturhexle]

Wie hat euch der Roman als Ganzes gefallen?
Hier ist Platz für euer erstes spontanes Fazit.

 

[Wandablue]

Der zweite Roman, den ich von Jenny Erpenbeck lese, nach Gehen. Ging. Gegangen. gefällt mir womöglich noch viel mehr. Ich bin begeistert von der Mischung. Politik. Intellektuelle Sidekicks, Liebe. Die Geschichte einer Obsession. Das ist mal was ganz anderes. Hätte aber auch etwas sehr Gewöhnliches sein können, wäre der Roman nicht von Jenny Erpenbeck geschrieben worden. Wie sagte eine Leserin. Der typische ErpenbeckSound. So ist es.

Sehr schade, dass der Roman nicht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises gelandet ist, aber es gibt nun einmal nur 20 Plätze und tausende gute Romane in diesem Jahr.

 

[Literaturhexle]

Ich kann mich Wanda da nur anschließen. Kairos ist ein extrem vielschichtiger Roman, je breiter man aufgestellt ist, desto mehr Hinweise auf Kunst, Mythologie, Geschichte wird man mitnehmen und interpretieren können - notwendig ist das aber nicht, um Freude am Buch zu haben. Auch die Liebesgeschichte in Zeiten des Umbruchs allein ist schon tragfähig.

Hans ist ein Unsympath, aber eine durchaus spannende Figur. Mir hat die Skizze zu Ostberlin, zu der Perspektive der Ostdeutschen bei Vor- und Nachwende sehr gefallen. Man vergisst so schnell, selbst wenn man schon bewusst dabei war.

Kairos ist ein Buch voll mit deutscher Geschichte. Auch Hans' Vergangenheit im Kriegs- und Nachkriegsdeutschland hat Relevanz. Ja, und der "Erpenbeck-Sound" macht eindeutig Lust auf mehr, die Sprache ist grandios! Ein Buch, das im Grunde mehrfach gelesen werden will.

Das gibt klare, leuchtende 5 Sterne, nachdem ich den Roman etwas habe sacken lassen.

 

[RuLeka]

Auch ich bin begeistert. Eine spannende Liebesgeschichte, bei der ich mitgelitten habe , bzw. die mich wütend gemacht hat. Zwei sehr komplexe Figuren, die zu ebenso zwiespältigen Gefühlen bei mir geführt haben. Beide haben eine Entwicklung durchgemacht, Katharina aufgrund ihres Alters eine stärkere.
Jenny Erpenbeck hat diese Geschichte parallel zur Entwicklung der DDR erzählt, wobei die Figuren nicht maßgeblich am politischen Wandel mitgearbeitet haben. Aber gerade zum Ende hin wird nochmals deutlich, was die Wiedervereinigung für die DDR- Bürger bedeutet hat.
Was dieses Buch aber heraushebt ist die Sprache Jenny Erpenbecks. Sie findet nicht nur schöne Bilder, sondern geht sehr achtsam mit Sprache um. Ein Beispiel: der Zusammenhang zwischen einem Verbrechen und der Zeit, indem sie darauf hinweist, dass man ein Verbrechen auch als Vergehen bezeichnet.
Wem „ Kairos“ gefallen hat, empfehle ich unbedingt „ Aller Tage Abend“, für mich mit das stärkste Buch der Autorin.

 

[Literaturhexle]

Wem „ Kairos“ gefallen hat, empfehle ich unbedingt „ Aller Tage Abend“, für mich mit das stärkste Buch der Autorin.

Genau das habe ich mir thematisch ausgeguckt

 

[Wandablue]

Weiß noch jemand, wie Katharina und Hans mit Nachnamen heißen - ich hab registriert, dass beide Nachnamen erwähnt wurden - finde es aber nicht wieder.

 

[Wandablue]

Auch ich bin begeistert. Eine spannende Liebesgeschichte, bei der ich mitgelitten habe , bzw. die mich wütend gemacht hat. Zwei sehr komplexe Figuren, die zu ebenso zwiespältigen Gefühlen bei mir geführt haben. Beide haben eine Entwicklung durchgemacht, Katharina aufgrund ihres Alters eine stärkere.
Jenny Erpenbeck hat diese Geschichte parallel zur Entwicklung der DDR erzählt, wobei die Figuren nicht maßgeblich am politischen Wandel mitgearbeitet haben. Aber gerade zum Ende hin wird nochmals deutlich, was die Wiedervereinigung für die DDR- Bürger bedeutet hat.
Was dieses Buch aber heraushebt ist die Sprache Jenny Erpenbecks. Sie findet nicht nur schöne Bilder, sondern geht sehr achtsam mit Sprache um. Ein Beispiel: der Zusammenhang zwischen einem Verbrechen und der Zeit, indem sie darauf hinweist, dass man ein Verbrechen auch als Vergehen bezeichnet.
Wem „ Kairos“ gefallen hat, empfehle ich unbedingt „ Aller Tage Abend“, für mich mit das stärkste Buch der Autorin.

Hast du alle anderen auch gelesen?

 

[RuLeka]

Hast du alle anderen auch gelesen?

Heimsuchung vor Jahren mal, hat aber keinen so großen Eindruck bei mir hinterlassen.

 

[RuLeka]

Meine Rezension ist fertig. Keine leichte Aufgabe, denn das Buch war äußerst komplex. Aber ein absolut lesenswertes Buch. Danke für die Leserunde.

https://whatchareadin.de/community/threads/rezension-5-5-zu-kairos-roman-von-jenny-erpenbeck.27583/

 

[Naibenak]

Huch, ich habe hier ja noch gar kein Fazit verewigt

Na meine Rezi habt ihr ja schon gesehen Ich bin sehr beeindruckt von diesem Roman. Hier wurden alle Gründe dafür bereits genannt. Das viele Geschichtliche, grandios verknüpft mit einer unsäglichen, psychologisch ausgefeilten Liebesgeschichte, spannenden Charakteren. Da steckt so viel von Vielem drin! Dennoch wirkt nichts überfrachtet, es greift alles ineinander. Man kann so viel entdecken in allerlei Hinsicht und ich schätze mal, bei mehrmaligem Lesen wird man immer wieder aufs Neue fündig. Das hat die Autorin wirklich ganz großartig und raffiniert hinbekommen!

Die Atmosphäre der Wendezeit im Osten ist auch gut eingefangen, wobei ich sagen muss, dass es in Berlin natürlich insgesamt viel extremer gewesen sein muss. Dort waren viele namhafte DDR-Künstler und Kulturschaffende versammelt. Es war der direkte "Blick" auf den Westen möglich - man wohnte ja quasi Tür an Tür. Ich finde, dieses Szenario hat Erpenbeck toll eingefangen. Bei mir in Meckpomm hat man damals von vielen Dingen nicht viel mitbekommen. Es sei denn vielleicht, man hat sich auch in diesen Künstlerkreisen bewegt. Das kann ich nicht genau sagen, ich kannte niemanden gut aus der Szene... Aber was ich definitiv bestätigen kann, ist die große Verunsicherung in der DDR-Bevölkerung nach der Wende. Man hat sich endlich Freiheit gewünscht, ist aber oftmals derbe auf den Boden der Tatsachen gedrückt worden (viele Schließungen von Betrieben, keine/kaum Anerkennung von Ausbildung & Studium...) - das war für viele erst einmal ein herber Rückschritt, verbunden mit Perspektivlosigkeit, aus der sich erst wieder rausgekämpft werden musste. Ich persönlich wollte ein paar Jahre später (ca 1995) gern Musikpädagogin werden (Studium). Mir wurde von allen Seiten davon abgeraten, weil Stellen gestrichen wurden an den Musikschulen ohne Ende. Ich habe mich dann für Musik als Hobby entschieden und etwas anderes gelernt. Aber so war die Stimmung noch eine ganze Weile. Es hatte plötzlich jeder Angst um seinen Job, das war ja in DDR-Zeiten ganz anders...

 

[Barbara62]

Besser spät als nie...:

https://whatchareadin.de/community/threads/rezension-4-5-zu-kairos-roman-von-jenny-erpenbeck.27708/

Ich hatte meine Probleme mit der Glaubwürdigkeit der Beziehung und der Sinn des Stasi-Anhangs hat sich mir auch nicht so richtig erschlossen (es muss ja nicht überall, wo DDR draufsteht, zwingend Stasi drin sein ), aber es ist trotzdem ein tolles Buch. Ein Must-Read, wie ich finde, in diesem Literaturherbst.