Huch, ich habe hier ja noch gar kein Fazit verewigt
Na meine Rezi habt ihr ja schon gesehen
Ich bin sehr beeindruckt von diesem Roman. Hier wurden alle Gründe dafür bereits genannt. Das viele Geschichtliche, grandios verknüpft mit einer unsäglichen, psychologisch ausgefeilten Liebesgeschichte, spannenden Charakteren. Da steckt so viel von Vielem drin! Dennoch wirkt nichts überfrachtet, es greift alles ineinander. Man kann so viel entdecken in allerlei Hinsicht und ich schätze mal, bei mehrmaligem Lesen wird man immer wieder aufs Neue fündig. Das hat die Autorin wirklich ganz großartig und raffiniert hinbekommen!
Die Atmosphäre der Wendezeit im Osten ist auch gut eingefangen, wobei ich sagen muss, dass es in Berlin natürlich insgesamt viel extremer gewesen sein muss. Dort waren viele namhafte DDR-Künstler und Kulturschaffende versammelt. Es war der direkte "Blick" auf den Westen möglich - man wohnte ja quasi Tür an Tür. Ich finde, dieses Szenario hat Erpenbeck toll eingefangen. Bei mir in Meckpomm hat man damals von vielen Dingen nicht viel mitbekommen. Es sei denn vielleicht, man hat sich auch in diesen Künstlerkreisen bewegt. Das kann ich nicht genau sagen, ich kannte niemanden gut aus der Szene...
Aber was ich definitiv bestätigen kann, ist die große Verunsicherung in der DDR-Bevölkerung nach der Wende. Man hat sich endlich Freiheit gewünscht, ist aber oftmals derbe auf den Boden der Tatsachen gedrückt worden (viele Schließungen von Betrieben, keine/kaum Anerkennung von Ausbildung & Studium...) - das war für viele erst einmal ein herber Rückschritt, verbunden mit Perspektivlosigkeit, aus der sich erst wieder rausgekämpft werden musste. Ich persönlich wollte ein paar Jahre später (ca 1995) gern Musikpädagogin werden (Studium). Mir wurde von allen Seiten davon abgeraten, weil Stellen gestrichen wurden an den Musikschulen ohne Ende. Ich habe mich dann für Musik als Hobby entschieden und etwas anderes gelernt. Aber so war die Stimmung noch eine ganze Weile. Es hatte plötzlich jeder Angst um seinen Job, das war ja in DDR-Zeiten ganz anders...