Eine schöne Sprache und einige kluge Gedanken machen noch keinen guten Roman.
Ja, absolut. Ein Roman braucht auch eine gute Handlung und die spreche ich tatsächlich EF auch ab. Elke Heidenreich hat das mal recht populärwissenschaftlich zusammengefasst:
"Ein gutes Buch muss eine packende Story haben und die in einer adäquaten Sprache erzählen. Ist das nicht der Fall, kann ich das Buch gut weglegen."
https://denkzeiten.com/2021/11/26/elke-heidenreich-nachgefragt/
Da gehe ich voll mit, gerade wenn ich an meine letzten Leseerlebnisse am oberen und unteren Ende der Skala denke ("Kuchenanwendungen" und "Simon"). Ein Roman ist eben auch immer Handlung, die darf man einfach nicht so sträflich vernachlässigen.
Wie bereits gerade beim letzten LA von mir schon erwähnt: Schreiben kann Julian Barnes und ich weiß seine Denkanstöße zu schätzen, das Grundkonzept gefällt mir auch sehr - aber es wurde zu wenig daraus gemacht. Die Handlung ist sehr dünn bis fast nicht existent, egal, wie man es wendet. Am Ende kommt den noch das vielbeschworene Tempo-Problem/Handlungskurven-Problem zum Tragen: das sollte Barnes eigentlich nicht passieren. Für mich gibt es da Ähnlichkeiten zu "Stella Maris" - anscheinend wollen Autoren in ihrem Spätwerk nochmal eine gewisse (Lebens-)Philosophie an den Leser bringen, das sagen, was sie schon immer mal sagen wollten, als Debüts hätten diese Romane sicherlich keine literarische Weltkarriere begründet.
Insgesamt für mich ein durchschnittlicher Roman, den ich jedoch nicht weiterempfehlen würde. Dazu ist er zu speziell, zu trocken und zu wenig fesselnd.