FAZIT zu "Ein Sohn der Stadt"

Literaturhexle

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Wie hat euch der Roman gefallen? Hier ist Platz für euer erstes spontanes Fazit in ein paar Sätzen.
 

Querleserin

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Wadern
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Ich bin und bleibe ein Fan von Kent Haruf, auch sein 2.Roman hat mich wieder völlig in seinen Bann geschlagen. Im Gegensatz zu den anderen drei Romanen: "Lied der Weite", "Abendrot" und "Kostbare Tage" (der 3./4./5. Roman des Autors) gibt es nur einen Handlungsstrang. Es wird ausschließlich die Geschichte Jack Burdettes und die des Ich-Erzählers geschildert, die von Jack letztlich bestimmt wird.
Auf dem Klappentext steht, es handle sich um eine Parabel.
Parabeln haben neben der Bildebene, also das, was wir lesen (Geschichte Jack Burdettes) immer auch eine Gedankenebene oder Sachebene, also eine Lehre, die wir auf unser eigenes Leben beziehen sollen.
Welche Lehre will uns Haruf vermitteln? Dass wir gegen narzisstische, brutale Menschen letztlich verlieren müssen? Dass jemand, der seinen Willen unbedingt durchsetzen will und vor keinem Mittel zurückschreckt, den Sieg davonträgt? Das ist wenig aufbauend, aber letztlich wohl wahr.
Ich habe den Schluss als ungerecht empfunden, aber ein Happy End hätte ich auch völlig unrealistisch empfunden. Die Alternative wäre gewesen, dass Pat Jack erschießt, damit hätte er sich schuldig gemacht (ehrlich gesagt, wäre das ein befriedigenderes Ende gewesen), aber es hätte auch nicht zu seiner Person gepasst.
Nichtsdestotrotz ein Roman, der mir sehr gut gefallen hat.
 
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Literaturhexle

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Welche Lehre will uns Haruf vermitteln? Dass wir gegen narzisstische, brutale Menschen letztlich verlieren müssen? Dass jemand, der seinen Willen unbedingt durchsetzen will und vor keinem Mittel zurückschreckt, den Sieg davonträgt?
Das wäre aber doch eine ziemlich trost- und sinnlose Parabel, die einen fast depressiv stimmen kann...
Ob die Werbaabteilung da nicht zu viel Bedeutungsschwere aus dem Roman herausinterpretiert hat?
Keine Frage, es gibt solche Konstellationen. Nicht nur in Amerika, sondern auf der ganzen Welt. In das Bild hinein passt auch die Hetzjagd auf Jessie, die mit der blutigen Fehlgeburt endete.
Man kann aus dieser "Parabel" wenig Tröstliches mitnehmen, keine Handlungsalternative, keine Lösungsvorschläge in schweren Zeiten. Insofern lese ich es lieber einfach als Roman. Punkt.

Als solcher hat er mir gut gefallen. Nicht so gut wie die 4 anderen bislang übersetzten Harufs, aber gut. Haruf kann Geschichten erzählen. Hier lernen wir Holt und seinen Menschenschlag kennen. Ein Verbrecher kehrt zurück - was Aufsehen und Empörung erzeugt. Dann der Rückblick mit dem emotionalen Ende. Alles stimmig. Ob ich zu 4 oder 5 Sternen komme, kann ich adhoc nicht sagen.
 

Querleserin

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Man kann aus dieser "Parabel" wenig Tröstliches mitnehmen, keine Handlungsalternative, keine Lösungsvorschläge in schweren Zeiten. Insofern lese ich es lieber einfach als Roman. Punkt.
Gut, so sehe ich es auch. Ich war etwas verblüfft als ich "Parabel" gelesen habe. Aus dem Grund habe ich es auch zur Diskussion gestellt. Denn, was soll ich daraus lernen? Der Stärkere gewinnt?
Wenn wir denn Textsorten bemühen, dann eher eine Novelle, die ein außergewöhnliches Ereignis erzählt, einsträngig ist und ähnlich wie ein klassisches Drama aufgebaut ist. Das passt schon eher oder wir bleiben einfach beim Roman ;)
 

Literaturhexle

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Wenn wir denn Textsorten bemühen, dann eher eine Novelle,
Da habe ich eben auch drangedacht. Novellen haben ja durchaus einen tragischen Inhalt und enden gerne offen oder traurig.
Schön, dass du das bestätigen kannst:)
Parabel klingt vielleicht gut, wird diesem Roman aber nicht wirklich gerecht.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Gut, so sehe ich es auch. Ich war etwas verblüfft als ich "Parabel" gelesen habe. Aus dem Grund habe ich es auch zur Diskussion gestellt. Denn, was soll ich daraus lernen? Der Stärkere gewinnt?
Wenn wir denn Textsorten bemühen, dann eher eine Novelle, die ein außergewöhnliches Ereignis erzählt, einsträngig ist und ähnlich wie ein klassisches Drama aufgebaut ist. Das passt schon eher oder wir bleiben einfach beim Roman ;)
Wenn man etwas daraus lernen kann, dann dass man dem, der einmal betrügt, nicht wieder vertrauen kann. Wären die Holter nicht so geblendet gewesen, hätten sie Jack den Managerposten nie anvertraut oder ihn zumindest engmaschiger überwacht. Es wäre allen viel erspart geblieben.
 

Querleserin

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Wären die Holter nicht so geblendet gewesen, hätten sie Jack den Managerposten nie anvertraut oder ihn zumindest engmaschiger überwacht. Es wäre allen viel erspart geblieben.
Da stimme ich dir zu und habe es auch so in meiner Rezension formuliert. Parabel insofern, dass das Verhalten der Holter als negatives Beispiel dient. Trotzdem finde ich die Bezeichnung fragwürdig.
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Für mich ist der Roman der schwächste, der bisher ins Deutsche übersetzt wurde, aber er ist trotzdem ein richtig gutes Buch.

Bis zum letzten Viertel war ich nur mäßig begeistert und hätte keinesfalls mehr als vier Sterne verteilt. Mit den letzten Kapiteln hat es Haruf aber erneut geschafft, einen Nerv bei mir zu treffen, und es ist ihm wieder einmal gelungen, mich zu berühren. Zudem konnte mich die Geschichte überraschen.

Den früheren Holt-Vibe habe ich diesmal nicht empfunden. Der Aufbau und der Schreibstil sind anders als in den späteren Haruf-Werken. Das ist aber nur eine Feststellung, keine Kritik.

Ich hoffe, dass wir bald auch den noch nicht übersetzten Haruf-Roman lesen dürfen.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Ohhh ich dachte ich hätte hier schon was geschrieben.

Also der Roman lässt sich gut gelesen finde ich. Jack allerdings empfinde ich nicht, dass er unbedingt ein Sohn der Stadt ist. Den ich finde als solcher sollte man sich mehr in der Stadt einbringen und das hat er definitiv nicht getan. Stattdessen ist und bleibet er ein Egoist, der nur darauf bedacht ist, dass es ihm gut geht. Deshalb bestiehlt er auch die Mitglieder seiner Stadt und haut dann ab. Warum er wieder zurückkehrt, liegt sicher daran, dass er als Narzisst nicht ertragen konnte, dass jemand seine Familie abbekommt. Darum holt er sie und verschwindet dann. Zurück bleiben wieder mal Schmerz und Fassungslosigkeit. Ich finde, der Autor hat das ganz gut beschrieben, wie solche Menschen ticken, das hat mir gut gefallen, auch wenn ich am Ende was anderes erhofft hatte.

Warum man so einem Menschen so viel vertraut und anvertraut hat, kann ich allerdings nicht verstehen. Den es zeichnet sich ja schon von seiner Kindheit her an, dass Jack ein Verlierer und Lügner ist.
Also ich empfinde es nicht als ein schlechtes Buch von Haruf.
 

Naibenak

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Alles in allem habe ich auch diesen Haruf total gern gelesen, dennoch diesmal mit nem Punkteabzug, glaube ich (muss ich nochmal genau überdenken). Zwischendrin gab es Szenen, die ziemlich dick aufgetragen waren. So hat Haruf seine anderen Romane (die ich kenne) nicht geschrieben. Der Schluss hat mich ebenfalls etwas unbefriedigt zurückgelassen. Nicht, weil ich gern ein Happy End gesehen hätte, sondern weil er mir tatsächlich unfertig vorkommt. Offene Enden finde ich generell auch nicht schlimm, oft sogar ziemlich klasse, aber hier sagt mir schlicht und ergreifend mein Bauchgefühl, dass es nicht so passt :D Im 4.Leseabschnitt hab ich dazu noch was geschrieben...
Die Holter sind schon so ein eigenes Völkchen, das wird auch in diesem Roman ganz deutlich. Viel Klatsch und Tratsch, vorschnelle Verurteilungen, sehr verletzte und nachtragende Menschen.... aber auch hier gibt es wieder die guten Seelen der Stadt, wenn auch diesmal nicht so gehäuft und im Vordergrund. Da ist vieles einfach total aus dem Leben gegriffen und das mag ich immer sehr an den Haruf-Romanen :)
 

Barbara62

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Sassenach123

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Ups, da hätte ich doch fast das Fazit vergessen. ;)
Mir hat der Roman zwar gut gefallen, wenn ich ihn allerdings mit den anderen mir bekannten Vergleiche, muss ich sagen, dass er nicht dieses Flair, diesen Zauber in mir auslösen konnte.
In Harufs Romanen passiert den Menschen immer schreckliches, doch meist gab es berührende Momente, die das Ruder wieder rum reißen konnten. Das habe ich hier tatsächlich vermisst. Hinzu kam, dass ich mit keinem Charakter so richtig warm wurde. Natürlich hat mich gefreut, dass zwischen Pat und Jessie Burdette eine Beziehung entstand, aber die beiden waren für mich eher Randfiguren.
 

parden

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Ups, da hätte ich doch fast das Fazit vergessen. ;)
Mir hat der Roman zwar gut gefallen, wenn ich ihn allerdings mit den anderen mir bekannten Vergleiche, muss ich sagen, dass er nicht dieses Flair, diesen Zauber in mir auslösen konnte.
In Harufs Romanen passiert den Menschen immer schreckliches, doch meist gab es berührende Momente, die das Ruder wieder rum reißen konnten. Das habe ich hier tatsächlich vermisst. Hinzu kam, dass ich mit keinem Charakter so richtig warm wurde. Natürlich hat mich gefreut, dass zwischen Pat und Jessie Burdette eine Beziehung entstand, aber die beiden waren für mich eher Randfiguren.
Da kann ich mich nur anschließen, das erging mir ähnlich... Trotzdem habe ich den Roman nicht ungern gelesen. :)

Hier nun auch meine Rezension:

 
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