Nach einem langsamen Einstieg durch die Kindheitserinnerungen und die Schilderung der Elterngeneration, die Rückblicke auf die spätere Schulzeit und meine rein persönliche Einsicht, diesen Roman als geschichtliches Zeitbild Deutschlands und Künstlerroman zu lesen, ohne mich weiter allzu sehr auf das Faust-Thema zu fixieren, wurde es ein sehr beeindruckendes Leseerlebnis und ich bin froh, nicht abgebrochen zu haben (es gab Phasen ...). Manche Seite musste ich zwei Mal lesen, zurückblättern, aber das wird bei Thomas Mann nicht nur mir zu gehen. Für mich waren besonders die Schilderungen der Gesellschaft, des sogenannten Bildungsbürgertums, des Frauenbildes, der politischen Betrachtungen zu Deutschland während des Ersten Weltkriegs, umzulegen auf den Zweiten Weltkrieg, um den es ja vor allem geht, sehr wichtig und interessant, gerade auch in diesen Tagen. Adrian als Person war für mich wesentlich fassbarer, als seine Kompisitionen, das mag wohl auch daran liegen, dass ich mich als Wienerin zwar auch mit Arnold Schönberg und seinen Kompositionen beschäftigt habe, aber mein einfacher Musikverstand weiterhin G. Verdi vorzieht. Ich habe die Fischer Klassik-TB-Fassung gelesen, also die Frankfurter Ausgabe, deren Basis die Wiener Ausgabe 1948 ist. Dies wurde auch im kurzen Nachwort nochmals begründet, ist jedoch schon auf der Buchrückseite zu lesen. Da gesehen war das Nachwort nicht weiter hilfreich.