FAZIT zu "Die leise Last der Dinge"

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.733
9.770
49
Uff! Das war, nach allen Erwartungen, die ich an dieses Buch hatte, ist es nicht meine Baustelle.
Mutter und Sohn versinken, nach dem Tod des Vaters, im Gefühls-Chaos und der Müll stapelt sich, bis die Dinge sich zu Wort melden.
Leider verzettelt sich die Geschichte in tausend andere Dinge, Drogenmissbrauch, psychische Störungen, Umweltverschmutzung, unzureichendes Gesundheitssystem, Jobabbau, Gentrifizierung und zunächst soll das kleine Tidy-Magic Buch alles richten. Die Autorin Aikon hält dies selbst für eine Illusion. Wie gut, dass es noch Bennys ganz persönliches, sprechendes Buch gibt und die großartige Bibliothek, wo alles kumuliert.

Ein ziemliches Kuddelmuddel, mit zuvielen Anspielungen und Nebenschauplätzen. Ich muss mich erst einmal sammeln, um das zu verarbeiten.
 

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.629
12.856
49
47
Ein Fazit muss irgendwo beginnen. Ein tapferer Leserundenteilnehmer muss sich freiwillig melden und vorangehen, sich in die Schusslinie begeben,....

Ich bin dankbar, dass die Ems das übernommen hat. Denn mir fällt es mindestens genauso schwer, ein Urteil zu fällen.

Anfangs dachte ich, dies könnte eines meiner Lieblingsbücher des Jahres werden. Formal wahnsinnig originell, insbesondere mit dem Dialog zwischen Benny und dem Buch. Oder das Buch im Buch. Die Briefe. Die Meta-Ebene, wenn das Buch von Büchern und ihren Befindlichkeiten erzählt. Alles sehr gelungen. Und auch die Geschichte der trauernden kleinen Familie hat mich berührt.

Doch ab etwa der Hälfte ließ diese Begeisterung stark nach. Die anfangs sympathisch verschrobenen Nebenfiguren fingen an, zu viel Raum einzunehmen und fürchterlich zu nerven. Der Plot entwickelte sich zu einem x-mal gelesenen Jugendbuch, in dem eine gewollt liebenswerte Truppe schräge Abenteuer besteht.

Und auch wenn sich der Roman in die Länge zog, lösten sich die Probleme im vorhersehbaren Finale zu schnell.

Eine Bewertung fällt mir wegen meiner unterschiedlichen Empfindungen schwer. Ich schwanke zwischen 3 und 3,5 (was ja dann 4 wären) Sternen.
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Ich muss zugeben, dass ich noch völlig unschlüssig bin, wie viele Sterne es bei mir werden.

Mein Fazit in Stichworten:

- Der erste Teil war super. Danach fällt die Geschichte ab.
- Insgesamt gibt die Story die fast 700 Seiten nicht her. Der Roman ist zu langatmig.
- Es gibt immer wieder Widersprüche, Logikbrüche und Haarsträubendes. Vor allem die Nebenfiguren sind unglaubwürdig und gnadenlos überzeichnet.
- Der Aufbau ist kreativ. Zum Ende hin werden mir die Perspektivwechsel zu verspielt.
- Die Grundidee gefällt mir sehr. Leider verzettelt sich der Roman thematisch zu sehr. Aus dem eigentlichen Potenzial wird zu wenig gemacht.
- Die bibliophilen Passagen und das Philosophieren über Bücher mochte ich grundsätzlich gerne. Dort stehen einige kluge Sätze. Ein paar Mal war es mir allerdings zu sehr drüber.

Alles in allem verstehe ich den Gewinn des Women‘s Prize for Fiction leider nicht. Hat die Jury nur den ersten Teil gelesen?
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.602
21.862
49
Brandenburg
Ich mag die Grundidee, einen psychisch Kranken als Helden zu haben und zwar einen sehr unvollkommenen Helden. Die Messiemutter ist da allerdings schon zu viel. Hätte ich Annabelle nicht an der Backe gehabt, hätte ich mich mehr auf Benny konzentrieren können. Ich hätte es auch wirklich gut gefunden, wenn alle diese Figuren nur Einbildungen gewesen wären .. das Ende ist märchenhaft. Leider zerrt dieses Märchenhafte das Ganze ins Lächerliche.
Die Bibliothek als magischen Handlungsort konnte ich leider nicht honorieren.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.526
24.541
49
66
Nun, ihr habt schon das Wesentliche gesagt.
Das Buch, eine Enttäuschung, v.a. nach dem vielversprechenden Anfang.
Trotz dem ganzen Zen- Buddhismus, ein sehr amerikanischer Roman und zwar im negativen Sinn. Alles aktuell Angesagte abgehakt, vom Gendern über Gentrifizierung, Kapitalismuskritik, ein wenig Esoterik und manches mehr. Der Held muss durch die Hölle bis sich am Ende alles auflöst.
Einzig die Meta- Ebene gefiel mir ( meistens) , die Beziehung zwischen Buch und Held.
Aber für mehr als drei Sterne wird es nicht reichen, eher weniger.
Für die Rezension muss ich noch in die passende Stimmung kommen.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.602
21.862
49
Brandenburg
Nun, ihr habt schon das Wesentliche gesagt.
Das Buch, eine Enttäuschung, v.a. nach dem vielversprechenden Anfang.
Trotz dem ganzen Zen- Buddhismus, ein sehr amerikanischer Roman und zwar im negativen Sinn. Alles aktuell Angesagte abgehakt, vom Gendern über Gentrifizierung, Kapitalismuskritik, ein wenig Esoterik und manches mehr. Der Held muss durch die Hölle bis sich am Ende alles auflöst.
Einzig die Meta- Ebene gefiel mir ( meistens) , die Beziehung zwischen Buch und Held.
Aber für mehr als drei Sterne wird es nicht reichen, eher weniger.
Für die Rezension muss ich noch in die passende Stimmung kommen.
Heavy Metal? Wie Eske?
 

Irisblatt

Bekanntes Mitglied
15. April 2022
1.325
5.536
49
53
Ich bin einfach nur froh, dass es vorbei ist. Mir war das Buch zu gespickt mit Binsenweisheiten, die mich vielleicht mit 18 noch hätten berühren können. Dabei sind sogar viele Botschaften drin, die ich durchaus verstehe/teile. Aber die Umsetzung - grauenhaft sprunghaft, banal, oberflächlich, überfrachtet von Nebensächlichkeiten. Zu viele Winke mit dem Zaunpfahl, zu wenig Raum für eigene Gedanken, belehrend, voller unglaubwürdiger Episoden, redundant und eine Leichtigkeit, die ich dem Thema nicht angemessen finde. Letztendlich hat das Buch alle Zutaten, die es für eine gute Geschichte braucht. Aber manchmal misslingen Gerichte, obwohl die Qualität der Zutaten einwandfrei war.
Am liebsten würde ich keine Rezension schreiben ... aufgrund der guten Zutaten und einiger berührender Szenen (vor allem am Anfang) reicht es gerade noch für zwei Sterne.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.440
49.868
49
Ihr habt so vieles schon gesagt, ich kann mich leider nur anschließen. Ich habe mich regelrecht nach dem ersten LA durch das Buch gequält. So schade, ich wollte es mögen!
Ist es eher etwas für Leser, die die Unterhaltung suchen, hält es unserer literarischen Anspruchshaltung/Analyse nicht stand, muss man schätzen können, wie Ozeki die Leichtigkeit in ernste Themen hineinspielen lässt? Ist es ein zu amerikanisches Buch? Fragen über Fragen. Wahrscheinlich habe ich das Buch schlicht nicht verstanden.
Ich gebe 3 Sterne, einen für das schöne Cover vom Eisele Verlag, dem ich wünsche, dass ganz viele andere Leser mit diesem Buch glücklich werden!

Hier meine Wertung:
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.344
10.633
49
49
Leider ist meine anfänglich positive Stimmung nach dem ersten Abschnitt auch verflogen.
Es gab soviel Potential, die Autorin hätte den Fokus auf die Erkrankung legen können, und das Chaos um Annabelle klein halten können. Das hätte mir gut gefallen. Tidy Magic und die Zen-Nonne waren ebenfalls überflüssig. Komprimiert auf etwa die Hälfte hätte es ein interessanter Ansatz sein können, warum Benny Stimmen hört und einen Weg liefern sie zu verbannen. Oder, was ja hier geschehen ist, zu lernen, sie positiv aufzunehmen und sie nicht das Leben bestimmen zu lassen.
Bekommen haben wir eher ein überladenes Buch, wo gefühlt jedes aktuelle Thema irgendwie herein gequetscht werden musste. Ich bin eigentlich auch nicht pingelig, doch hier waren zusätzlich auch die Logikfehler ein grober Faktor, der zu Ärger beim lesen führte.
Ab und an blitzte allerdings auch mal Verständnis für die Mutter und für Benny auf. Ein Todesfall im engsten Familienkreis macht etwas mit dem Rest. Doch das ging im Chaos leider teilweise auch unter.
Die leise Last der Dinge ist dem Buch zum Verhängnis geworden. Vielleicht hätte man es vor der Veröffentlichung auch ein wenig entrümpeln müssen. ;)
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.570
9.714
49
53
Mainz
Da ich eben meine durchaus wohlwollende Rezi hochgeladen habe, noch ein kleines persönliches Fazit. Ich finde die Grundideen des Buches gut und wichtig (Mutter-Sohn-Beziehung, Trauerbewältigung, Last der Dinge). Leider wurden sie von dem nervigen fantasylastigen Teil überlagert. Mehr Konzentration auf das Wesentliche und das Buch hätte uns vermutlich weit mehr angesprochen. Ich halte Ihr jetzt mal zugute, dass sie wichtige Themen aufgegriffen hat, außerdem mag ich den Verlag. Das Cover ist auch sehr schön.