Fazit zu "Die Gräfin"

Eulenhaus

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13. Juni 2022
409
1.980
44
Das Buch fängt gut an, ab Tag drei plätschert die Handlung so dahin. Ich hatte mehr erwartet. Im zweiten Teil fehlen in die Tiefe gehende Ausführungen, die Geschichte endet unfertig. Sie hätte deutlich mehr Potential gehabt.

DER GESANG DER FLUSSKREBSE ist eine märchenhafte Geschichte, aber klar niveauvoller und raffinierter.
 

dracoma

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16. September 2022
2.464
9.314
49
Mich hat das Titelbild bestochen und an die Novellen Storms erinnert. Natürlich erwarte ich nicht diese Erzählkunst, die der Altmeister Storm an den Tag legt, aber trotzdem war ich enttäuscht.
Nach einem überzeugenden Beginn mit wunderschönen Naturbeschreibungen dümpelt der Roman vor sich hin. Der Figurenreigen ist überschaubar, und die Personen werden sehr schön charakterisiert, u. a. durch liebevoll gestaltete Dialogszenen. Nur John, der Bruchpilot, bleibt bis zum Schluss blass.
Ansonsten dümpelt die Handlung vor sich hin. Es gibt keinen Konflikt, keine Entwicklung, und so bleibt der Roman lauwarm-unverbindlich und ohne Biss. In regelmäßigen Abständen schafft die Autorin Gelegenheiten, die Biografie der Gräfin auszubreiten, wobei die Verankerung willkürlich und konstruiert wirkt. Eine auch eher lauwarme Liebesgeschichte musste noch eingeflochten werden. Vorhandenes Konfliktpotential wird nicht ausgeschöpft, und zu viele geheimnisvolle Andeutungen bleiben ungelöst, sie verpuffen im milden Sommerwind der Nordsee.
Die Gestaltung des Themas und auch die Sprache rücken den Roman in die Nähe der Trivialliteratur.
 

Renie

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19. Mai 2014
6.211
13.614
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Auf den letzten Seiten hat mich das Buch verloren. Ich habe selten ein Buch gelesen, das einen dermaßen unfertigen Eindruck auf mich macht. Der Text ist näher dran an einem Manuskript als an einem fertigen Roman.
Das große Plus dieses Romans waren die wundervollen Naturbeschreibungen, die sich qualitativ völlig von dem Rest des Textes abheben. Wie kann das sein?
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
6.211
13.614
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Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Zum Abschluss habe ich noch ein Interview, in dem auf die Geschichte der Gräfin und auch kurz - sehr kurz - auf diesen Roman eingegangen wird:

Und hier ist auch nochmal das Porträt der Hallig-Gräfin von der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, auf das ich bereits zu Beginn der Leserunde verlinkt habe:
 

Federfee

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13. Januar 2023
3.171
13.308
49
Und zurück bleibt eine große Enttäuschung. Es ist nicht nur das merkwürdige Ende, das den Leser ratlos zurücklässt, sondern es sind auch viele inhaltliche Unstimmigkeiten und solche bei der Personencharakterisierung, die mich gestört haben. Lediglich die kurzen Naturbeschreibungen sind richtig gut gelungen.
 

Barbara62

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19. März 2020
4.621
17.889
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Es ist so, so schade! Ich wollte das Buch mögen, weil ich die nordfriesische Küste wirklich liebe, mich für die Geschichten dort interessiere und Aussteigerschicksale sehr mag. Aber auch für mich bleibt fast alles unrund. Den etwas ältlichen Stil hätte ich wegen der ältlichen Hauptperson tatsächlich noch ertragen, aber die unzähligen losen Fäden... Nach wie vor gefällt mir die kleine Gruppe auf der Hallig und ihre Verbündeten aus Nordstrand. Sie alle eint die Opposition zur Naziregierung. Auch die fehlende Spannung hat mich nicht so gestört wie manche von euch. Aber am Ende will ich schon verstehen, was eigentlich passiert ist. Warum hätte John sein Flugzeug abstürzen lassen sollen? Er fühlte sich nicht wohl als Bomberpilot, hatte Skrupel, aber wie ein Selbstmörder wirkt er auf mich nicht. Das Wetter war gut, das Flugzeug neu, was also ist passiert?

Am Ende ist es leider nur ein Solala-Roman, wie @Literaturhexle es zu sagen pflegt. Der Natur- und Halligleben-Beschreibungen sei dank werden es drei Sterne.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
4.621
17.889
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich habe die Rezension, weil ich gerade so gut im Thema war, vorgezogen:

 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
2.017
6.108
49
Auch ich habe die Rezension heute vorgezogen, weil ich diesen Roman abhaken möchte. Mit viel gutem Willen und wegen des Verlags, den ich ansonsten schätze, sind es letztlich noch drei Sterne geworden. Mehr war bei den Schwächen des Romans nicht drin.

Was meine Meinung angeht, bin ich voll bei @Barbara62 Für mich ist der Roman sowohl sprachlich als auch inhaltlich unausgereift. Erzählerisches Können blitzte nur bei den Naturbeschreibungen durch. Ich erkenne auch viel Recherchearbeit. Eine konfliktarme Handlung und ähnliche Charaktere, diese Punkte haben mich nicht gestört. Wohl aber die Unmenge an offenen Fragen, die Widersprüche, der holprige, wenig elegante Schreibstil und die unglaubwürdige Liebesgeschichte. Aus dem Stoff, dieser Persönlichkeit hätte man mehr machen können. Ich bin enttäuscht.
 

Maesli

Aktives Mitglied
29. März 2024
519
1.884
44
53
Neumarkt - Südtirol
www.maesli.blog
Mir hat das Buch im Großen und Ganzen nicht besonders gefallen, obwohl die Voraussetzung (Gräfin - Hallig - abgestürzter Pilot - 2. Weltkrieg) guten Stoff für einen tollen Roman geliefert hätten.
Ihr habt alle so gut bewertet und ich habe jetzt ein bisschen Hemmung nur 2 Sterne zu vergeben. Ich lass es mir nochmals durch den Kopf gehen, ob ich nicht wohlwollend auf 3 Sterne aufrunden kann.
 
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Federfee

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13. Januar 2023
3.171
13.308
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Mir hat das Buch im Großen und Ganzen nicht besonders gefallen, obwohl die Voraussetzung (Gräfin - Hallig - abgestürzter Pilot - 2. Weltkrieg) guten Stoff für einen tollen Roman geliefert hätten.
Ihr habt alle so gut bewertet und ich habe jetzt ein bisschen Hemmung nur 2 Sterne zu vergeben. Ich lass es mir nochmals durch den Kopf gehen, ob ich nicht wohlwollend auf 3 Sterne aufrunden kann.
Ich habe - wie einige andere hier anscheinend auch - wohlwollend gewertet: Debüt und schöne Naturbeschreibungen, also 2,5 aufgewertet.
 
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parden

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13. April 2014
6.029
8.321
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Der Stoff hätte wirklich mehr Potenzial geboten, Szenen ausgearbeitet werden können, was die Handlungen / Äußerungen der Charaktere hätte nachvollziehbarer werden lassen. Gerade John empfand ich in der Darstellung als äußerst widersprüchlich und das manchmal von einer Szene zur anderen. Eine Liebelei eingehend, dann gleich wieder abweisend, die Etikette beherrschend, dann überheblich in seinen Äußerungen, er macht das Gegenteil von dem, um das er gebeten wird - er soll sich verstecken, spielt aber den Helden und bringt damit alle viel mehr in Gefahr - usw. Irgendwie wirkte das alles nicht ausgereift und noch weniger glaubwürdig. Das Anlegen der Handlung auf wenige Tage ist ebenfalls eine unglückliche Entscheidung. Manche Brüche würden sich durch die Wahl eines längeren Zeitraums viel natürlicher erklären und auch nachvollziehbar sein. Das Gefühl des Unfertigen stellte sich bei mir spätestens am Ende auch ein. Auch bei mir wird es wohl auf die drei Sterne hinauslaufen - sehr schade eigentlich.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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29.056
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Ich habe auch aufgewertet auf drei Punkte.
 
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