FAZIT zu " Die geheimste Erinnerung der Menschen"

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.769
14.395
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Gut Ding will Weile haben, @Irisblatt !
Das gilt auch für mich, für die Lektüre und für die anstehende Rezension, die noch ein paar Tage dauern wird.

Insgesamt liege auf einer Wellenlänge mit @Christian1977, gute vier Sterne, große Bewunderung für die handwerklichen Fähigkeiten Sarrs und ich nehme sehr viel mit über die Problematik afrikanischer Schriftsteller im Exil. Diesbezüglich werde ich Zukunft noch sehr viel genauer auf Zwischentöne achten. Erstmals hat mich Leila Slimani mit diesem Thema konfrontiert, aber da sie eine französische Großmutter hatte und sehr "europäisch" aufgewachsen ist - mit einer Mutter, die in Frankreich studiert hatte und der gesamten europäischen Literatur im Bücherschrank ihrer Eltern - ist das Thema bei ihr vergleichsweise nur angetippt.

Mit den ersten 100 Seiten habe ich mich sehr schwergetan und hätte, wäre diese LR nicht gewesen, eventuell kapituliert. Dann hat es mich gepackt, vielleicht auch, weil irgendwann mehr die einzelnen Puzzlesteine als das Übergeordnete ins Zentrum meines Interesses gerückt ist.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.240
49.146
49
Fazit:
Dieses Buch eignete sich perfekt für unseren Kreis! Ohne euch hätte ich manche Anspielung mit Sicherheit nicht entdeckt. Mir hat das Verschachtelte mit den unterschiedlichen Perspektiven unheimlich gut gefallen. Man musste sich natürlich konzentrieren, wurde dafür aber reichlich belohnt.
Es geht um einen verschollenen Schriftsteller, sein Buch - und um noch viel mehr. Eine außergewöhnliche, faszinierende Lektüre, die ich mit 5 Sternen bewerten muss.
Wie Barbara schon sagte, man bekommt einen Einblick in den Literaturbetrieb, speziell in die Probleme von Literaten, die zwischen den Kulturen agieren und das auf eine unaufdringliche, nachvollziehbare Weise.
Der Roman gefiel mir ähnlich gut wie "Treue" von Hernan Diaz. Auch da durfte man denken und kombinieren
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Ich musste den Roman ein wenig sacken lassen, um ein abschließendes Urteil zu fällen. Ich habe wegen des zähen Starts überlegt, ob nicht auch vier Sterne reichen. Im Vergleich zu anderen Vier-Sterne-Büchern würde das dem Roman allerdings nicht gerecht, finde ich. Der Preis ist durchaus verdient, kann ich nach reiflicher Überlegung nun sagen.

Es gibt zwar ein paar Kleinigkeiten, die ich anders bevorzugt hätte (beispielsweise der Mystik-Krempel ;) ). Alles in allem wiegt das für mich aber nicht schwer genug für Abzüge. Mich hat Sarr beeindruckt. Allerdings kann ich verstehen, wenn sich manche damit schwertun.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
4.555
16.313
49
Rhönrand bei Fulda
Ich kämpfe sehr mit der Rezension. Es ist einfach zu viel in diesem Buch, als dass man ein ein paar Sätzen einen Eindruck davon geben könnte, und auch wegen der Punkte hadere ich. Für die "sechs von möglichen fünf Punkten", die ich den Kuchenanwendungen gegeben hatte, reicht es nicht. Dafür hat mich der seltsam blumig-überschwängliche Ton im Zusammenhang mit Frauenbegegnungen (und damit meine ich keineswegs nur die sexuellen) zu sehr gestört. Wobei ich das nicht als Fehler ansehe, ich mag es nur einfach nicht. Mir ist das schon ganz am Anfang aufgestoßen, als Siga D. eingeführt wurde.

Wahrscheinlich gebe ich viereinhalb Punkte und runde auf fünf auf. Das kommt unterm Strich dann zwar auf dasselbe raus - aber es ist ein wichtiges Buch, das ein großes Publikum verdient. Mir war zum Beispiel gar nicht klar, wie spät der Senegal unabhängig geworden ist. Über solche Dinge sollte man doch Bescheid wissen.

Ein Satz, den ich mir angemerkt habe:
"Es war sein größter Wunsch, dass seine Kinder, zumindest eines von ihnen, dereinst die Schule der Toubabs besuchen, nicht um es den Weißen gleichzutun, sondern um sich zu verteidigen, wenn sie behaupten, ihre Art, die Dinge zu sehen, sei nicht nur die bessere, was fragwürdig ist, sondern die einzige, was schlicht falsch ist."
(Ein Ausspruch von Assanes Mutter, S. 142)
 

Irisblatt

Bekanntes Mitglied
15. April 2022
1.283
5.347
49
53
Ein Satz, den ich mir angemerkt habe:
"Es war sein größter Wunsch, dass seine Kinder, zumindest eines von ihnen, dereinst die Schule der Toubabs besuchen, nicht um es den Weißen gleichzutun, sondern um sich zu verteidigen, wenn sie behaupten, ihre Art, die Dinge zu sehen, sei nicht nur die bessere, was fragwürdig ist, sondern die einzige, was schlicht falsch ist."
(Ein Ausspruch von Assanes Mutter, S. 142)
Der hat sich mir auch eingeprägt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.240
49.146
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Die Häsin

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11. Dezember 2019
4.555
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Rhönrand bei Fulda

Literaturhexle

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2. April 2017
19.240
49.146
49
ein Buch ungerechtfertigterweise abzuwerten, weil ich zu blöd dafür war.
Du du blöd...
Das ist der Schenkelklopfer des Tages :rofl
Man spürt nur genau, dass man beim ersten Lesen nicht alles würdigen und erfassen kann, was sich Sarr so alles ausgedacht hat. Zu blöd ist hier niemand, und du schon gar nicht;).
 

luisa_loves-literature

Aktives Mitglied
9. Januar 2022
836
3.350
44
Schöner Roman, aber irgendwie auch ein Ritt durch Höhen und Tiefen und dadurch für mich nicht konstant brillant. Nun kann man sagen, dass man auf 440 Seiten Abstriche machen muss, dass dann eben nicht alles gleich gut gerät, aber neben den ersten beiden LA hat mich auch der vorletzte Kraft gekostet. Die ersten beiden haben mich wegen ihrer Selbstverliebtheit, ihrem sehr ausgeprägten Genieverdacht gegen sich selbst und ihrer Fremdwortlawine schlichtweg genervt (auch wenn ich die Funktion dieser Pose der Erzählinstanz anerkenne), der vorletzte Abschnitt war sehr zermürbend und grenzwertig langweilig - im Vergleich zum restlichen Roman ganz platt ausgedrückt: nicht gelungen. Daher komme ich bei der Gesamtbewertung zu Abzügen in der B-Note - auch, weil mir tatsächlich auch die Darstellung der Frauen insgesamt nicht zugesagt hat. Für gelungene glitzernde vier Sterne reicht es aber allemal - jetzt noch die Rezension.