Die Ich- Erzählerin ist eine Protagonistin, die man nicht so schnell vergisst. Sie ist keine Frau, die man ins Herz schließt, kein Opfer, das man bedauert. Das will sie auch selbst nicht. Im Gegenteil, sie betont immer wieder, dass niemand Schuld trägt an ihrem Schicksal, dass sie frei ihre Entscheidungen getroffen hat.
Es nötigt einem Respekt ab, wie zielstrebig sie ihren Lebensweg gegangen ist, wie sie sich aus ihrem Milieu hochgeschafft hat. Dabei waren die Möglichkeiten für Frauen zu dieser Zeit sehr viel schwieriger als heute.
Doch ich frage mich, was ist die Ursache für ihr späteres Unglück. Warum kann sie in ihrer Ehe nicht glücklich sein? Woher kommt die krankhafte Eifersucht, die alles zerstört?
Sie sitzt ja am Ende nicht wegen Mord oder besser Totschlag im Gefängnis, sondern in der Psychiatrie.
„ Die Beichte einer Nacht“ ist kein Roman, der Freude macht beim Lesen. Zu beklemmend die Geschichte, zu schrecklich der Ausgang.
Das Buch wirkt sehr modern. Das Psychogramm einer faszinierenden Frau.
Das Nachwort ist hilfreich, weil es einiges Wissenwertes über eine uns heute völlig unbekannte Autorin bietet. Marianne Philips scheint eine aufgeschlossene Frau gewesen zu sein, die sich einerseits politisch engagiert hat, gleichzeitig aber auch sich mit den Abgründen der weiblichen Psyche beschäftigt hat. Interessant ist ebenfalls, dass das Schreiben an diesem Buch Teil ihrer eigenen Therapie war.
Fazit: eine lesenswerte Wiederentdeckung!