FAZIT zu "Die Bäume"

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.480
50.072
49
Wie hat euch der Roman als Ganzes gefallen? Bitte gebt uns ein spontanes Fazit in ein paar Sätzen.
 

GAIA

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2021
2.269
10.698
49
Thüringen
Mir hat der Roman in seinem Genremix wirklich sehr gut gefallen. Als ich beim Auspacken des Buches die Banderole mit dem Zitat von Oprah Daily gelesen habe, welches beginnt mit "Witzig,...", habe ich gedacht, "Ob das mal gutgeht"? Denn Witz beim Thema rassistischer Lynchmorde einzubinden ist gelinde gesagt gewagt.
Aber über weite Strecken hinweg funktioniert das Konzept des Romans ganz großartig und überrascht immer wieder. Allein ganz zum Schluss, als der Trump-Verarsche-Klamauk dazugekommen ist, war es mir zu viel der Albernheit. Dieser Mann ist schon von sich aus eine Witzfigur und man kann sich nur sehr, sehr klug über ihn lustig machen. Das ist meines Erachtens dem Autor nicht gut gelungen. Alles andere ist ganz hervorragend gelungen, vor allem der magische Realismus bis Surrealismus, der die Morde (über die ersten drei hinaus) erklärt, hat einen philosophischen Hintergrund bekommen.
Das Buch ist ein echter Pageturner, besonders durch die knackigen, filmreifen Dialoge und die kurzen Kapitel. Ich bin (mit der o.g. Einschränkung) wirklich begeistert, sodass ich mich derzeit bei 4,5 Sternen bewege und lasse das Ganze mal noch eine Weile sacken.
 

parden

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13. April 2014
5.869
7.759
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Auch ich muss das Buch erst einmal sacken lassen. Mich störte zuletzt, dass alles derart zerfaserte. Die Ermittlungen brachten Erkenntnisse, werden aber wohl zu keiner Veränderung der Situation führen. Es sei denn, das Listenschreiben hört auf. Die anfängliche Begeisterung für den Roman - und damit auch für den Genremix - ließ daher zuletzt doch etwas nach. Vielleicht trugen dazu auch der magische Realismus bzw. die surrealen Szenen bei? Einerseits: wie sonst könnte eine Rache für all die Lynchopfer aussehen? Andererseits: ja, und jetzt? Momentan neige ich zu vier Sternen, aber ich werde noch die Diskussion zum Roman verfolgen, vielleicht wandelt sich meine Einstellung ja noch.
 
Zuletzt bearbeitet:

Literaturhexle

Moderator
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2. April 2017
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Auch ich muss das Buch erst einmal sacken lassen. Mich störte zuletzt, dass alles derart zerfaserte. Die Ermittlungen brachten Erkenntnisse, werden aber wohl zu keiner Veränderung der Situation führen. Es sei denn, das Listenschreiben hört auf. Die anfängliche Begeisterung für den Roman - und damit auch für den Genremix - ließ daher zuletzt doch etwas nach. Vielleicht trugen dazu auch der magische Realismus bzw. die surrealen Szenen dazu bei? Einerseits: wie sonst könnte eine Rache für all die Lynchopfer aussehen? Andererseits: ja, und jetzt? Momentan neige ich zu vier Sternen, aber ich werde noch die Diskussion zum Roman verfolgen, vielleicht wandelt sich meine Einstellung ja noch.
Das entspricht sehr genau meiner Wahrnehmung. "Und jetzt?!", waren auch meine spontanen Gedanken nach der Lektüre. Zerfasert. Nicht gut (suboptimal) über die Grenze (das Ende) gebracht.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
6.548
24.650
49
66
Für ein abschließendes Fazit muss ich noch mehr darüber nachdenken.
Der Roman hat zwei Dinge zusammengebracht, von denen ich nicht glaubte, dass es geht. Witz und Humor und Lynchmorde an Schwarzen. Diese Mischung sorgt dafür, dass der Roman wesentlich mehr Aufmerksamkeit bekommt, als ein „ normales“ Buch über dieses Thema. D.h. Ziel erreicht. Leute lesen das Buch und sprechen darüber.

Normalerweise schrecke ich vor Büchern zurück, die ins Surreale gehen. Aber manchen Dingen kommt man nicht bei mit der Realität. Es gibt und gab keine Gerechtigkeit für diese Morde. Und da ist die Vorstellung eines Mobs als lauter Untoten eine schöne Vorstellung.

Für mich werden es fünf Punkte werden.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
4.068
11.160
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Mir geht es ähnlich wie @GAIA. Über weite Teile finde ich die Mischung aus Humor und Auseinandersetzung bzw. Abrechnung mit den rassistischen Lynchmorden sehr gelungen. Während die ersten Morden eine reale Erklärung erhalten - die Leiche ist identifiziert, es gibt reale Mörder, die im Auftrag von Mama Z Rache üben, lassen sich alle (?) weiteren Morde nicht mehr real erklären, sondern sind Fazit einer Zombiearmee, erschaffen aus Damons Niederschriften. Okay..., das lässt mich etwas ratlos zurück, obwohl mir @RuLekas Argument einleuchtet, dass man nur auf diese Art Gerechtigkeit für diese Morde darstellen kann. Hmm... 4 Sterne werden es mindestens.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
4.637
16.691
49
Rhönrand bei Fulda
Ich bin der gleichen Meinung wie ihr: Die kaum fassbare Menge an Lynchmorden, auf die dieser Roman zurückgreift, und vor allem die strukturelle Dummheit jedes Rassismusgedankens legen eine grotesk-komische Behandlung des Stoffes eigentlich nahe. Richtig ist aber wohl auch, dass nur ein Autor, der selbst zur PoC-Gruppe gehört, sich so etwas "erlauben" kann.

Ich habe mit dem Buch eher das persönliche Problem, dass ist (rein stilistisch) solche Romane, die Szene für Szene und mit viel Dialog erzählt werden, eigentlich nicht mag. Das ist keine Kritik, es ist ja nichts dagegen einzuwenden; es gehört nur nicht zu meinen Lesevorlieben. In meine Bewertung wird dieser Punkt nicht einfließen. Es werden mindestens vier Punkte.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.352
10.656
49
49
Auch wenn ich nicht damit gerechnet habe, dass wir es am Ende mit einem Roman zu tun haben werden, der nicht mehr logisch zu erklären ist, hat er mir gut gefallen. Er rüttelt auf, erinnert den Leser an vergangene und leider immer noch präsente Missstände in den Staaten bezüglich der schwarzen Bevölkerung. Der Autor hat es geschafft das mir dies nachhaltig wieder bewusst geworden ist.
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Ich musste zuerst die Rezension fertigstellen, um mir endgültig klar zu werden, ob ich vier oder fünf Sterne verteilen will. Mit etwas zeitlichem Anstand und beim Rekapitulieren aller Punkte ist mir dann zunehmend bewusst geworden, dass sich vier Sterne als zu wenig anfühlen. Deshalb habe ich aufgerundet, obwohl mich weder die Übersetzung noch die Auflösung komplett überzeugt haben.

Bemerkenswert finde ich, wie gut der Genremix für mich funktioniert hat. Oft geht so etwas in die Hose. Hier habe ich einiges als gelungen empfunden, was ich mich bei anderen Romanen gestört hätte.
 
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