FAZIT zu "Der Ausflug"

ulrikerabe

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14. August 2017
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Also mir schon: Genrelesern ohne Scheuklappen. Menschen, die im Genre Horror und Thriller nicht nur Fitzek, Tsokos und verkorkste Schweden-Ermittler lesen, sondern ein bisschen offener sind.
Ich lese sehr gerne Krimis und Thriller. Da bin ich auch oft sehr milde, wenn es um völlig überzogene Handlungen geht, wenn es von der Spannung passt. Dieses Buch passt da nicht rein. Thriller Leser erreicht man aus meiner Sicht mit diesem Buch nicht, auch wenn es sich stellenweise wie ein billiger Thriller liest.

Ich fand noch zu Anfang die aufkommende unbehagliche Stimmung gut gemacht. Aber da war dann auch bald die Luft raus. Die Personen handeln alle, die "guten" wie die "bösen" völlig unrealistisch. Die Exkurse in Amalias Jugend waren todlangweilig. Das Intellektuellengetue rund um Goethe und den Bürgerkriegsheini (ich hab mir nicht mal den Namen gemerkt, sowenig hat mich der Strang interessiert) war nur aufgesetzt.

Wer wirklich etwas abgefahren Unbehagliches mit Booten und Gewalt lesen oder sehen will, lese Der Fluss
oder schaut sich Beim Sterben ist jeder der Erste an.
Und zur Rassismusdebatte kann ich das Buch auch nicht empfehlen.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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„ im Rausch niedergeschrieben….“ ( zu viel von dem billigen Fusel aus dem Gasthof getrunken )
In langweiligen Stunden, während er auf Merkel warten musste, entwickelt.
Vielen Dank für den Link zum Interview, auch wenn du es hier etwas zu tendenziös zusammenfasst ;). Ich fand es spannend, so viel über den Entwicklungsprozess des Romans zu hören.

Ja, die Moderatorin ist recht wohlwollend, ihre Reaktion auf das Finale entspricht aber teilweise auch unserer ("Schon krass").

Was mich aber noch mehr gewundert hat, war das Outfit Dirk Kurbjuweits während des Interviews. Zumindest, wenn man der Seite Glauben schenken kann:

"Grund genug, um mit Dirk Kurbjuweit im Bikini zu sprechen"

Falls das der Name der Sendung sein sollte, finde ich es echt konsequent, die Anführungszeichen einfach wegzulassen. ;)
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Vielen Dank für den Link zum Interview, auch wenn du es hier etwas zu tendenziös zusammenfasst ;). Ich fand es spannend, so viel über den Entwicklungsprozess des Romans zu hören.

Ja, die Moderatorin ist recht wohlwollend, ihre Reaktion auf das Finale entspricht aber teilweise auch unserer ("Schon krass").

Was mich aber noch mehr gewundert hat, war das Outfit Dirk Kurbjuweits während des Interviews. Zumindest, wenn man der Seite Glauben schenken kann:

"Grund genug, um mit Dirk Kurbjuweit im Bikini zu sprechen"

Falls das der Name der Sendung sein sollte, finde ich es echt konsequent, die Anführungszeichen einfach wegzulassen. ;)
Ja, war etwas böse von mir. Bin wohl zu enttäuscht,v.a. weil ich den Autor sympathisch finde und ich ihm bei seinem nächsten Buch wieder eine Chance geben werde.
 
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Reaktionen: Christian1977

Renie

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Die stärksten Szenen lagen in Amelias Vergangenheit, als sie versuchte, den tragischen Unfalltod ihres Freundes zu rekapitulieren.
Gerade diese Szene war für mich uninteressant, weil ich sie nicht als Verarbeitung ihrer Trauer wahrgenommen habe. Denn ihr Freund war nicht ihr Freund. Fabian war schließlich "nur" der Lückenbüßer für Josef. Insofern ist für mich ihre Trauer wegen des Verlustes nebensächlich. Für mich steht diese Szene eher für Amalias Ringen mit der Frage, ob sie Schuld an Fabians Tod hat. Sie hofft, sich von der Schuld freisprechen zu können. Denn schuldenfrei lebt es sich leichter.
Für mich gehörte diese Szene daher, wie viele andere, zu dem moralisch ethischen Aspekt dieses Romans.
 

Renie

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Ich möchte gerne verstehen. Parabel: Bildebene - Sachebene.
Ich habe ganz bewusst geschrieben, dass der Roman "in die Richtung einer Parabel geht". Ich sehe Gemeinsamkeiten, würde aber nicht soweit gehen, diesen Roman als solche zu bezeichnen. Ich habe diese Formulierung gewählt, da mir schlichtweg keine andere Erklärung einfiel.
Da ich schätze, dass du auf Wikipedia unterwegs warst, zitiere ich daraus den Satz, der mich angefixt hat:
"Sie (die Parabel) wirft Fragen über die Moral und ethische Grundsätze auf, welche durch Übertragung in einen anderen Vorstellungsbereich begreifbar werden."
--> der "andere Vorstellungsbereich" ist für mich das unwirkliche Szenario und Geschehen - andere in dieser Runde nennen es unrealistisch.
In dem Wikipedia Artikel werden Beispiele für bekannte Parabeln genannt, u. a. Andorra, Farm der Tiere oder Der gute Mensch von Sezuan. Auch in diesen Geschichten gibt es "unwirkliche/unrealistische" Anteile in unterschiedlicher Ausprägung; genauso wie deren Charaktere nur in oberflächlicher Ausprägung - andere in dieser Runde nennen es "eindimensional" - dargestellt werden.
(Ich weiß: der King bekommt gerade wieder Schnappatmung, weil ich die Klassiker mit diesem Roman in Verbindung bringe :p )

Oder
  • Parabeln zählen zur sogenannten Lehrdichtung und haben einen erzieherischen Gedanken. (--> das trifft für mich nicht auf diesen Roman zu, es sei denn, man wertet Denkanstöße, die beim Leser ausgelöst werden, als solchen)
  • Der Unterschied zu Fabeln besteht darin, dass sie Begebenheiten der menschlichen Welt erzählen und mit keiner ausformulierten Moral am Ende abschließen.
  • Die Aussage der Parabel muss der Leser selbst erschließen. Man unterscheidet dabei die Bildebene und die zu erschließende Sach- oder Deutungsebene. (--> der Leser soll selbst denken und sehen, was er für sich aus der Geschichte mitnimmt.)

(Quelle: Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) des Landes Baden-Württemberg)

Ich glaube nicht, dass du @Literaturhexle von meiner Rezension erleuchtet wirst. Denn dafür müsste ich eine Interpretation schreiben, was ich eigentlich immer vermeiden möchte. Denn ich schreibe Rezis für Leute, die ein Buch nicht kennen. Daher versuche ich so wenig wie nötig vom Inhalt zu erzählen, was bei einer Interpretation unmöglich wäre. Außerdem sind Interpretationen über Bücher, die man nicht kennt, langweilig.
Hier scheiden sich also unsere Geister. Bei einem nächsten Treffen können wir den Kurbjuweit aber gern nochmal auseinandernehmen. Die nächste Messe kommt bestimmt.;)
 

Barbara62

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Gerade diese Szene war für mich uninteressant, weil ich sie nicht als Verarbeitung ihrer Trauer wahrgenommen habe. Denn ihr Freund war nicht ihr Freund. Fabian war schließlich "nur" der Lückenbüßer für Josef. Insofern ist für mich ihre Trauer wegen des Verlustes nebensächlich. Für mich steht diese Szene eher für Amalias Ringen mit der Frage, ob sie Schuld an Fabians Tod hat. Sie hofft, sich von der Schuld freisprechen zu können. Denn schuldenfrei lebt es sich leichter.
Ich sehe noch viel mehr Schuld bei Amalia. In der Szene mit dem ehemaligen Schulkameraden, den sie an der Uni trifft, wird klar, was sie in der Schule war: eine Tyrannin, eine überhebliche Besserwisserin, die ihre Mitschülerinnen und Mitschüler mobbte. Pfui Teufel, diese Leute habe ich so was von gefressen! Wie vielen Kindern und Jugendlichen mag sie die Schulzeit vergällt haben?

Die Einlassungen zu Amalias Doktorarbeit hätte es für mich auch nicht gebraucht. Interessantes Thema, aber wo soll der Bezug sein?
 

Literaturhexle

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> der "andere Vorstellungsbereich" ist für mich das unwirkliche Szenario und Geschehen - andere in dieser Runde nennen es unrealistisch.
Okay. Das hilft mir vorzustellen, in welche Richtung du die Übertragung von der Sachebene in die Bildebene sehen kannst. Hab Dank für deine umfangreiche Erklärung! Leider bin ich da genauso blind wie die anderen.
Verwundert hat mich, dass der Autor nicht auf den tieferen Sinn seiner Geschichte hinweist. Im Interview wird von einem Thriller gesprochen, das lässt er unwidersprochen stehen. Vielleicht siehst du mehr, als der Autor selbst :p . Wir wissen es nicht. Auf alle Fälle ist es toll, dass dir der Roman gefallen hat!

Denn dafür müsste ich eine Interpretation schreiben, was ich eigentlich immer vermeiden möchte.
Nein. Das sollst du nicht. Das ist nicht der Zwecke einer Rezension. Da bin ich total deiner Meinung.

Bei einem nächsten Treffen können wir den Kurbjuweit aber gern nochmal auseinandernehmen. Die nächste Messe kommt bestimmt.;)
Ach, bis dahin werden wir andere Bücher haben, die wir zerpflücken können;)
 

Christian1977

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Im Interview wird von einem Thriller gesprochen, das lässt er unwidersprochen stehen.
Vielleicht täusche ich mich, aber ging die Frage nicht in die andere Richtung? Ich dachte, die Moderatorin spricht von Horror- und Thriller-Elementen, doch der Roman gehe über diese hinaus und stelle größere Fragen? Oder so ähnlich...
 

Barbara62

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Vielleicht täusche ich mich, aber ging die Frage nicht in die andere Richtung? Ich dachte, die Moderatorin spricht von Horror- und Thriller-Elementen, doch der Roman gehe über diese hinaus und stelle größere Fragen? Oder so ähnlich...
Ich kenne mich mit Horror-Romanen leider nicht aus, aber ich kann sagen, dass mich der Horror hier überhaupt nicht erreicht hat. Es war alles dermaßen unglaubwürdig, dass ich mich kein bisschen gegruselt habe. Allerhöchstens ganz am Anfang, BEVOR überhaupt etwas passiert ist, und es nur die ersten Anzeichen für einen unglücklichen Ausgang gab.
 

Renie

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Verwundert hat mich, dass der Autor nicht auf den tieferen Sinn seiner Geschichte hinweist.
Ich hatte auch gehofft, dass der Autor darüber spricht, warum er diesen Roman geschrieben hat, wie er ihn geschrieben hat. Vielleicht hat die Moderatorin aber auch die falschen Fragen gestellt, so dass es keine Gelegenheit gab, auf diese eigenwillige Schreibweise einzugehen. Oder meine Wenigkeit hat mehr hineininterpretiert als der Autor sich gedacht hat. Auch möglich.
Im Interview wird von einem Thriller gesprochen,
Nö, es wird von Thriller-Elementen gesprochen.
 

Literaturhexle

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Ich dachte, die Moderatorin spricht von Horror- und Thriller-Elementen, doch der Roman gehe über diese hinaus und stelle größere Fragen?
Dann nennt es selektive Wahrnehmung. Auf alle Fälle wurde nichts gesagt, wo ich mir an die Nase gefasst und gesagt hätte: "Mensch, da hättest du genauer hinsehen müssen", oder so ähnlich. Alles gut. Ich hätte gern mehr Spaß an der Geschichte gehabt.

Nö, es wird von Thriller-Elementen gesprochen.
Überzeugt;)