Ja, Wanda, natürlich gibt es viele Leser, die sich nach Heile-Welt-Lektüre sehnen. Das wissen wir doch
Aber ist das hier wirklich eine solche? Ich finde nicht!
Und genau diese Ambivalenz zwischen ernsthafter Literatur und Humor macht mir zu schaffen. Allein der Hintergrund der siechenden, sterbenden Frau ist tragisch und wird jeden anrühren, der schon mal einen Menschen an den Krebs verloren hat. Komisch nur, dass kein Arzt in der Nähe war. Auch Schmerz wurde ausgespart. Strange...
Solche Walters gibt es. Meist sind sie 10 Jahre älter als dieser hier. Aber es gibt sie. Allerdings hätte ich es für realistischer gehalten, wenn unser Walter ein Büromensch (wie Herr Krause aus"Papa ante Portas"
) gewesen wäre. Das hätte die vollig lebensuntaugliche Seite an ihm erklärt.
Im Angesicht des drohenden Verlustes verändert sich Walter, kann aber nicht völlig aus seiner Haut raus. Immer ist er hin- und hergerissen. Einerseits braucht er Unterstützung, andererseits lehnt er sie brüsk ab. Er kann keine Gefühle zulassen und auch keine sehen (Bsp. Tränen bei Sebastian). Die alten Denkmuster seiner Mutter sind noch zu tief eingebrannt.
Ihr seht, ein "spontanes Fazit", wie hier gefordert, fällt mir schwer. Die ernste Seite des Romans gefällt mir an sich gut. Allerdings ist mir zuviel Comedy hineingestrickt. Zum Schluss kommt noch der behinderte Sohn um die Ecke, der die sprachlose Ehe mit erklären soll. Ein bisschen too much, alles in allem.
An sich habe ich das Buch nach unseren zweifellos gewichtigeren Büchern wie bspw. "Dunkelblum" gerne gelesen. In Summe werde ich wohl auf wohlmeinende 4 Sterne kommen. Dass Bronsky keine Menasse ist, wusste ich vorher und das geht auch klar aus der optischen Aufmachung und der Verlagsbeschreibung hervor. Das darf man diesem Roman nicht vorwerfen. Ich habe allerdings in Summe etwas durchgängig Leichteres erwartet.
Reicht euch das als erstes Fazit?