FAZIT "Tage ohne Cecilia"

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.241
49.148
49
Wie hat euch der Roman als Ganzes gefallen? Bitte schreibt ein spontanes Fazit in ein paar Sätzen.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Eigentlich ein 5-Sterne-Kandidat, da ich spontan bei 4,5 Sternen gelandet bin, die ich ob des tollen Schreibstils des Autors gern aufrunde. Die Beschreibungen der Umgebung, des Wesens der Zeit, die zunehmende Verwirrung des Erzählers, die neurowissenschaftlichen Einschübe, die von Bruno sich angeeigneten Wissensschnipsel aus den Büchern sind einfach klasse.
Noch nicht richtig einordnen kann ich den 3. LA mit Dan Morrisons und Ana Paulas Rolle. Warum diese ellenlange Ausschweifung zur Popstar-Party? Auch kann ich die Trennung durch Cecilia noch nicht richtig beurteilen, da Bruno ihre Kleidung, Hausstand und den Hund einfach so mitgenommen hat. Passt das zusammen? Ich warte mal noch ab.
Die Plotfragen schmälern jedoch keineswegs meine Begeisterung für die Sprache des Autors! Ich finde sie einfach toll!
 

Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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4.434
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72
Wienerin auf Rügen
www.circlestonesbooks.blog
Eine intensive Geschichte, die in eine im Grunde klare, einfache Handlung, ein Mann wartet auf das Eintreffen seiner Frau, eine Fülle von aktuellen Themen einbaut, und mit jeder Seite bezweifelt man stärker, ob Schilderungen des Ich-Erzählers überhaupt den Tatsachen entsprechen. Auch er selbst verliert sich immer mehr zwischen dem Gestern und Heute, verliert das Rau- und Zeitgefühl, das die teilweise beklemmende Dichte der Geschichte weiter erhöht. Nun lasse ich das alles mal in Ruhe nachwirken.
 

Circlestones Books Blog

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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3. LA mit Dan Morrisons und Ana Paulas Rolle.
Ich sehe Dan Morrison als Bindeglied zwischen Damals und Jetzt, zwischen NY und Lissabon, ein außenstehender Mensch, dem sofort die große Ähnlichkeit der beiden Wohnungen auffällt, bisher wissen wir dies ja nur aus Brunos eigenen Schilderungen. Das Detail, als Dan Morrison glaube, Cecilia on der U-Bahn in New York gesehen zu haben, nun, genau solche Details wecken doch auch die Zweifel beim Lesenden, wo Bruno als Ich-Erzähler glaubhaft ist, denn es war, wie wir jetzt wissen, wohl tatsächlich Cecilia, die Dan gesehen hat. Dennoch, als sehr guter Freund, ist er zwar etwas verunsichert, aber schweigt dazu. In dieser Veranstaltung ging es ja um Vorsorge für mögliche Katastrophenfälle und Bruno mit seiner Vorratshaltung und auch öfteren kleinen Hinweisen seiner Ängste, scheint - vielleicht seit dem 11. September - ein Angsttrauma und dazu einige Zwänge aufgebaut zu haben, nicht Cecilia, sondern er selbst. Daher sind für mich diese beiden Episoden eine weitere Erweiterung der Handlung und Schritt in die tatsächliche Situation, in der Bruno in Lissabon lebt.
 

Wandablue

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18. September 2019
9.371
21.161
49
Brandenburg
Im Prinzip hatte ich mit dem vorliegende Roman viel Lesefreude. Ich mochte die ruhige, fast träge Erzählweise plus viele sanfte ironische Seitenhiebe auf die Gesellschaft. Aber der Schluss! Der Schluss ist wichtig! Nichts gegen einen offenen Schluss, aber nach einer solchen Erzählung brauchts mehr! Für den Schluss verlöscht ein Stern am Punktehimmel.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Für den Schluss verlöscht ein Stern am Punktehimmel.
Welch poetische Formulierung. Hätte auch gut in das Buch "Tristania" gepasst. :p
Ich tendiere mittlerweile auch etwas mehr zum Abrunden auf 4 Sterne, schwanke da aber auch von Moment zu Moment. Wahrscheinlich schreibe ich erst die Rezension und denke dann mit allen Pros und Cons noch einmal über die Sternevergabe nach.
 

Barbara62

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19. März 2020
3.769
14.399
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Obwohl die Rezension eigentlich bei mir noch nicht dran war, habe ich sie jetzt vorgezogen. Es sind knappe 5 Sterne geworden; für die mir nicht so recht verständliche Party wollte ich dann doch keinen abziehen. Ich habe den Roman sehr gern gelesen, er hat mich mehr beunruhigt als mancher Krimi. Die vielen Bezüge zur Hirnforschung, der unzuverlässige Erzähler, die elegante Sprache, die Spannung und die beiden Kulturen waren die größten Pluspunkte. Dass wir über den Schluss kontrovers diskutiert haben, sehe ich als Pluspunkt:

 
Zuletzt bearbeitet:

ulrikerabe

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14. August 2017
3.050
7.678
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Wien
www.facebook.com
BIs auf den dritten Abschnitt hat mich das Buch wirklich mitgerissen. Ich kann auch mit dem offenen Ende leben. Eigentlich passt es zu dem Buch, dass wir nicht wissen, wann und wo uns der Erzähler seine Geschichte immer wieder erzählt.

Ich mochte die leise und langsame Weise, wie Antonio Munoz Molina uns durch die Geschichte führt. Toller Autor. Ich muss endlich mehr von ihm aus meinem Regal ungelesener Bucher holen.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
6.403
23.949
49
66
Der Roman hat mich noch im Nachhinein beschäftigt ( immer ein gutes Zeichen).Und nachdem ich für meine Rezension nochmals meine Notizen und das Unterstrichene durchgegangen bin, sind 5 Punkte herausgekommen. Die schöne Sprache, die unterschiedlichen Themen, die Molina verhandelt und die spannende und zugleich rätselhafte Geschichte machten das Buch zu einem Gewinn.
Auch durch das Ende, das viel Diskussionsstoff bietet, wäre der Roman geeigneter Lesestoff für Lesekreise.
Hier meine Rezension:
 

parden

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13. April 2014
5.835
7.675
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Ich schließe mich den begeisterten Stimmen an, die Atmosphäre, die der Autor hier kreiert, ist schon beeindruckend. Ein Psychodrama, in das der Leser hineingezogen wird, verwirrt, verunsichert, nicht wissend was man glauben kann und was nicht. Die Auflösung fand ich richtig klasse, der Einfall mit dem AB - Hut ab. Und das offene Ende lädt zum Spekulieren ein. Die ironischen Seitenhiebe auf viele gesellschaftliche Missstände haben mir auch gefallen, die wissenschaftlichen Einschübe ergaben letztlich auch einen immer deutlicheren Sinn. 4-5 Sterne, ich schwanke noch. Mal sehen...
 
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29. März 2022
2.536
9.571
49
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Mainz
Leider habe ich 2-3 Rezensionen seit Wochen fertig, aber lade sie nun erst hoch - ich Schussel. Immernoch aber beschäftigt mich das Ende dieses meisterhaften Romans. Ich halte zwei Optionen für wahrscheinlich: Entweder ist Cecilia doch am Ende aufgetaucht angesichts des sich verschlechternden Zustandes von Bruno. Oder, das halte ich für ebenfalls möglich: das am Ende ist eine Sterbevision. Ich muss das Buch noch mal lesen irgendwann und bin gespannt, zu welchem Schluss ich dann kommen werde.
 
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29. März 2022
2.536
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Mainz
Ich war übrigens vorgestern Abend auf einer Lesung zum Buch von Munoz-Molina. Als ich mir mein Buch signieren lies, habe ich ihn auf das Ende hin angesprochen. Es ist bewusst offen; es geht darum, die Ungewissheit zu inszenieren. Bruno habe einen Lichtstrahl gesehen, von wem, alle kämen in Frage. Als ich nachhakte, ob es auch eine Phantasie sein könnte, hat er dies auch nicht ausgeschlossen.
Also für mich ist das in Ordnung. Ich kann das offene Ende so für mich annehmen.
 
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